Herne. Der kleine Ayden wurde nur zehn Wochen alt. Sein Vater soll ihn geschüttelt und geschlagen haben, um in Ruhe am Computer spielen zu können.

  • Baby starb an den Folgen massiver Hirnverletzungen - seit heute stehen die Eltern vor Gericht
  • Vater (30) soll seinen Sohn geschüttelt und geschlagen haben, um im Ruhe zocken zu können
  • Beim Prozessauftakt vor dem Bochumer Landgericht schweigt er zu den Vorwürfen

Die Vorwürfe sind unfassbar: Ein Vater aus Crange soll seinen neugeborenen Sohn Anfang des Jahres zu Tode geschüttelt haben. Seit Montag steht der 30-Jährige vor Gericht. Der Vorwurf: Mord.

Der kleine Ayden wurde nur zehn Wochen alt. Am 30. Januar 2017 starb er in einem Bettchen der Universitätsklinik Münster. Drei Wochen lang hatten die Ärzte um das Leben des Babys gekämpft – am Ende vergeblich. Als Todesursache wurde zentrales Hirnversagen notiert. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Ayden brutal geschüttelt, geschlagen und sogar absichtlich fallen gelassen worden ist, damit der Vater in Ruhe am Computer spielen konnte.

Schädel des Säuglings war gleich an zwei Stellen gebrochen

Ayden war am 7. Januar mit Atemstillstand ins Krankenhaus gekommen. Erst in die Kinderklinik nach Datteln, dann weiter nach Münster. Der Schädel war gleich an zwei Stellen gebrochen. Es gab Blutungen im Gehirn, in der Netzhaut und überall Hämatome.

„Der Vater fühlte sich überfordert“, heißt es in der Anklage. „Er versuchte, das Kind durch Schläge ruhig zu stellen.“ Einmal habe er auch den Kopf des Babys zusammengedrückt. Ein anderes Mal soll er es so fest gegen seinen eigenen Körper gepresst haben, dass die Rippen gleich in Serie brachen.

Zum Prozessauftakt vor dem Bochumer Schwurgericht hat sich der ehemalige Callcenter-Agent noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. „Es geht ihm schlecht“, sagte Verteidiger Dieter Stoffer am Rande des Prozesses. „Als er vom Tod seines Kindes erfahren hat, bestand erhöhte Suizidgefahr.“

Vater hat laut Anwalt nicht mit schlimmen Folgen gerechnet

Die Vorwürfe will der Angeklagte vor Gericht offenbar nicht bestreiten. Wohl aber, dass ihm alles egal gewesen sei. „Er hat zu keiner Zeit damit gerechnet, das Kind so zu schädigen“, so Stoffer.

Auch interessant

Auch die Mutter des Kindes ist mitangeklagt – weil sie ihrem Kind angeblich nicht geholfen hat. Die 32-jährige Studentin soll einfach weggesehen haben. „Sie schritt aus Gleichgültigkeit nicht ein“, heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft. Sie habe – wie ihr Mann – lieber am Computer gespielt und Marihuana konsumiert.

Auch sie hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das soll erst am nächsten Verhandlungstag passieren. Mit einem Geständnis ist aber wohl nicht zu rechnen. „Es gab vielleicht ein oder zwei Situationen, in denen man etwas merken konnte – aber sie hat nichts gemerkt“, sagte Verteidigerin Arabella Liedtke auf dem Gerichtsflur. Ihre Mandantin sei fassungslos, dass sie im Gefängnis sitze und nicht einmal bei der Beerdigung ihre Kindes dabei sein konnte. „Das ist eine unheimliche Belastung für eine Mutter.“

Die Angeklagten hatten sich Ende 2010 über das Onlinespiel „Rappelz“ kennen gelernt, das sie bis zuletzt gespielt haben. Der Vater hat bereits eine Tochter aus einer früheren Ehe. Auch um sie soll er sich nicht gekümmert haben, weil er lieber am Computer saß.