Der NWB Verlag feiert in in diesem Jahr 70-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass sprachen die Geschäftsführer über das Thema Verantwortung.
Der NWB Verlag besteht seit 70 Jahren. Aus diesem Anlass sprachen die Geschäftsführer Dr. Ludger Kleyboldt, Dr. Felix Friedlaender und Mark Liedtke mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann über das Thema Verantwortung – für Mitarbeiter, für die Umwelt und für die Stadt.
Sie haben den runden Geburtstag mit Ihren Mitarbeitern gefeiert. Welchen Stellenwert haben die Mitarbeiter für Sie und in welcher Form übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Mitarbeiter?
Kleyboldt: Der Stellenwert ist natürlich sehr hoch, gerade in einem Verlag, bei dem die Kommunikation zwischen Autoren, Lesern und Kunden den wesentlichen Kern darstellt. Jeder Mitarbeiter hat bei uns ständig eine Fülle von Entscheidungen zu treffen. Der Ausflug war auch ein Ausdruck von Dankbarkeit, und wir haben uns über die große Resonanz gefreut, denn mit den Mitarbeitern der anderen Standorte waren wir über 300 Teilnehmer.
Liedtke: Bei unseren strategischen Zielen ist eines unserer wichtigsten Handlungsfelder das Thema Mitarbeiter. Wir benötigen ein hohes fachliches Knowhow und eine hohe Identifikation der Mitarbeiter, deshalb investieren wir viel in Mitarbeiterförderung und fachliche Qualifikation. Mitarbeiter sind für NWB enorm wichtig, da waren 70 Jahre ein Anlass Danke zu sagen. Und das bekommt man auch zurück.
Ihnen gelingt es immer wieder Mitarbeiter nach Herne zu holen. Wie sieht das aus Ihrer Perspektive aus, Herr Friedlaender? Sie kamen ja von Gruner & Jahr aus Hamburg.
Friedlaender: Die Zusammenarbeit und die Atmosphäre bei NWB ist beeindruckend. Die Jubiläumsfeier ist ein gutes Beispiel. Fast alle Mitarbeiter waren dabei, daran kann man ja eine hohe Identifikation ablesen. Das hat man nicht überall. Das ist das, was das Unternehmen ausstrahlt und attraktiv macht. Wenn wir mit Bewerbern reden, spüren diese diesen besonderen Verbund, den es hier gibt.
Kleyboldt: Aber wie in jeder langen Beziehung muss man immer wieder daran arbeiten. Alle Beteiligten müssen sich immer wieder einbringen und weiterentwickeln, und das gelingt uns wohl ganz gut.
Kennen Sie Unterschiede zu anderen Unternehmen?
Friedlaender: Ich finde, dass NWB schon seit 70 Jahren so handelt. Damals hat man sein Handeln vielleicht nicht mit den heutigen Begriffen Work-Life-Balance oder Mitarbeiterführung umschrieben, aber man hat dieses Selbstverständnis schon gelebt. In anderen Unternehmen gibt es vielleicht die Tendenz, solche Dinge jetzt aufzusetzen. Es ist aber nicht so einfach zu sagen, wir machen jetzt mal Work-Life-Balance. Da hilft es schon, wenn man auf eine lange Erfahrung zurückgreifen kann. Das befreit einen aber nicht davon, unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Man kann ein strategisch ausgerichtetes Management führen so wie wir und trotzdem einen sehr mitarbeiterorientierten Ansatz verfolgen.
Liedtke: Auf der einen Seite haben wir eine Reihe von Mitarbeitern, die lange im Unternehmen sind und ein Wir-Gefühl haben. Man muss aber aufpassen, dass man das lebendig erhält und eine gewisse Spannung dabei hat.
Das heißt man darf vor lauter Wir-Gefühl nicht den Kern der Aufgabe vernachlässigen?
Liedtke: Genau. Man muss schauen, dass man wach bleibt.
Kleyboldt: Wir sind ja genauso im Wettbewerb unterwegs wie alle anderen Unternehmen. Wir haben die gleiche Herausforderung, uns ständig neu zu erfinden und Anforderungen zu erfüllen. Dazu gehört die Lust sich zu verändern und dabei hilft eine bestimmte Kultur.
Kann es eine Last sein, als Geschäftsführung Verantwortung zu tragen?
Kleyboldt: Wenn wir das als Last empfinden würden, wären wir an der falschen Stelle. Entscheidungen zu treffen gehört dazu. Das wird von uns erwartet, auch wenn es zum Teil unbequeme Entscheidungen sind.
Neben der hohen Verantwortung für die Mitarbeiter gibt es bei NWB auch eine hohe Verantwortung für die Umwelt. Wo liegen die Wurzeln für die große Verantwortung für die Umwelt?
Kleyboldt: Wenn man die 70 Jahre zurückblickt, war das Bewusstsein für die Umwelt noch nicht so stark ausgeprägt wie heute. Das Bewusstsein für die Verantwortung für die Region und die Menschen war damals, kurz nach dem Krieg, jedoch auch schon sehr groß. An die Umwelt hat man damals gar nicht so groß gedacht. Wenn wir aber weiter schauen, wird im Ruhrgebiet besonders deutlich, was wir mit unserer Umwelt durch Kohle und Stahl gemacht haben und welche Auswirkungen das haben kann, wenn man beispielsweise an die Ewigkeitskosten für den Bergbau denkt.
Liedtke: Uns ist neben der Umwelt die nachhaltige Unternehmensführung wichtig. Bei der Umwelt ist sicher Ludger Kleyboldt als Treiber wichtig, aber nachhaltige Unternehmensführung ist ja auch auf anderen Ebenen wichtig und sinnvoll und deshalb für uns zentral. Auch an dieser Stelle sind wir wieder bei der Mitarbeiterentwicklung.
Kleyboldt: Wir haben uns aber schon überlegt, an welcher Stelle im Unternehmen wir etwas für die Umwelt tun können, zum Beispiel beim Einsatz von Papier.
Stichwort Verantwortung für die Region. Wie viel Verantwortung spürt man für die Stadt, in der das Unternehmen beheimatet ist?
Kleyboldt: Wir als Familie sind ja schon sehr lange in der Region ansässig. Aber wir sind auch ein Unternehmen und eine Familie, die in der Lage ist, etwas für die Stadt zu tun. Nach meinem Verständnis ist es die Aufgabe von jedem, sich nach seinen Möglichkeiten einzubringen. Eine Gesellschaft funktioniert nur, wenn Menschen etwas einbringen und nicht nur rausnehmen. Und deshalb versuchen wir als Familie und Unternehmen Dinge nach vorne zu bringen. Auch durch persönliche Mitarbeit. Ein Beispiel ist unser Engagement für den Circus Schnick Schnack.
>> GEGRÜNDET IN WOHNRÄUMEN
Der Verlag Neue Wirtschafts-Briefe - dafür steht die Abkürzung NWB - wird 1947 im Elternhaus von Friedrich Wilhelm Schlenkhoff an der Bahnhofstraße 126 gegründet. Bis 1949 arbeitete man in zwei bis drei Wohnräumen. 1948 zählt NWB rund 8500 Leser. 1950 Umzug an die heutige Eschstraße. In diesem Jahr wird auch ein Büro in Berlin eröffnet. 1964 wird der Grundstein für ein neues NWB Gebäude gelegt.
1968 tritt Ernst Otte Kleyboldt in den Verlag seines Schwiegervaters Friedrich Wilhelm Schlenkhoff ein. 1970 wird das Verlagsgebäude um zwei Stockwerke erweitert. 1971 wird der erste Computer angeschafft. Er hatte nur 16 KB Speicher, musste aber per Kran in den fünften Stock gehievt werden. 1990 wird der erste Infodienst „DDR spezial“ herausgegeben. 1997 bis 2000 wird der Altbau saniert. 2002 tritt Dr. Ludger Kleyboldt dem Verlag bei, Ernst Otte Kleyboldt verabschiedet sich 2006 in den Ruhestand. Sohn Ludger übernimmt in dritter Generation die Geschäftsführung des NWB Verlags.