Herne. . In den Flottmann-Hallen hat am Samstagabend das Kontrastprogramm zum DFB-Pokalendspiel stattgefunden: Powerpoint-Karaoke - ein Riesenspaß.

  • Zeitgleich zum Pokalendspiel findet in den Flottmann-Hallen Powerpoint-Karaoke statt
  • Veranstaltung ähnelt einem Poetry-Slam: Teilnehmer improvisieren zu einer Bildstrecke
  • Wattenscheider Kai Bühlbecker schießt mit Vortrag über kuriose Verkehrsschilder Vogel ab

Ist ja klar, dass unter den Besuchern, die am Samstag das Powerpoint-Karaoke im kleinen Saal der Flottmann-Hallen sahen, der Großteil weiblichen Geschlechts war. Männer schauten an diesem Abend das DFB-Pokalendspiel Dortmund gegen Frankfurt. Oder sie grillten ob der heißen Temperaturen Würste. Wahrscheinlich beides.

Vor allem Frauen kamen am Samstagabend in die Flottmann-Hallen. Kein Wunder - fand zeitgleich doch das Pokalendspiel statt.
Vor allem Frauen kamen am Samstagabend in die Flottmann-Hallen. Kein Wunder - fand zeitgleich doch das Pokalendspiel statt. © Olaf Ziegler

Mit Karaoke hatte das, was da vom Kollektiv „RoomService“ präsentiert wurde, allerdings wenig zu tun. Beim Karaoke geht’s darum, zu instrumentaler Begleitung vom Band Lieder selbst zu singen, deren Texte per Teleprompter mitgegeben werden. Meist sind das Songs, die jeder kennt. Das steigert den Spaß, wenn einer besonders schräg singt. So ein Karaoke kann enorm viel Laune machen; sowohl für die, die einfach nur gucken als auch für die, die sich bereitwillig zum Deppen machen.

Le Pierre führt ins Thema ein

Das Powerpoint-Karaoke ist aber mindestens genauso lustig wie das Original. Allerdings ähnelt es mehr einem Poetry-Slam. Die Teilnehmer stehen auf der mit bunten Bällen übersäten Bühne vor einer Leinwand. Per Knopfdruck schalten sie sich durch eine thematisch eingegrenzte Bildstrecke, wobei sie zu jedem Bild Erklärungen finden müssen. Die können korrelieren oder auch total daneben sein; was zählt, ist die Originalität.

Le Pierre (frz. „der Stein“) machte anhand des Themas Tauben erstmal vor, wie das geht. Taube Olaf macht einen Ausflug nach Gelsenkirchen, trifft mit Pinguinen in Alaska, fliegt dann weiter mit Heinz und Franz nach Mitteleuropa und endet schließlich als zerfetzter Kadaver. Dann kam ein Bild des österreichischen Sängers Georg Kreisler auf die Leinwand; sein größter Hit war „Tauben vergiften im Park“.

Ein intellektuelles Feuerwerk

Barbara Roherwasser aus Siegen musste das Thema „Bonobos“ kommentieren. Sie identifizierte in ihrem flüssigen und gescheiten Vortrag die Schimpansenart als Fabelwesen und ließ weitere intelligente Abwegigkeiten folgen. Star des Abends war ein junger Mann ohne Führerschein: Jan Bühlbecker aus Wattenscheid. Unfassbar, sein Vortrag, den er mit einer Sprachsicherheit einleitete, die „unserer heutigen Jugend“ nur noch in Ausnahmen attestiert wird. „Mein Name ist überdies falsch geschrieben“, monierte er lakonisch. Auf der Leinwand stand „Buehlbecker“, den Ausrichtern war das „ü“ ausgegangen. Doch allein die Verwendung des Wortes „überdies“ verdient Sonderapplaus und Kniefall. Dieser Mensch sollte später mal Sprachwart werden, Beauftragter gegen das Aussterben unterschätzter Wörter.

Sein Auftritt war das reinste intellektuelle Feuerwerk. Er kommentierte das Thema „Kuriose Verkehrsschilder“, wobei besonders die Insel Sylt ihr Fett bekam. Ohne ein einziges „Äh“ kommentierte er Schilder, die vor fliegenden Menschen warnen und machte auch nicht vor einem souveränen Bashing des politisch-korrekten Gender-Sprech Halt, als er von Syltianern und Syltianerinnen sprach. Radevormwalderinnen hätte sich auch angeboten. Dieser Powerpoint-Slam, wie wir ihn nennen wollen, war ein Hauptspaß und für regelmäßige Wiederholungen mehr als geeignet.