herne. . Warum ganz Berlin auf einen Anruf aus Herne wartet, Hauptstadt-Journalist Robin Alexander eine Nähe zum Töpfern hat und es bei OB Dudda läuft.

„Welt“-Hauptstadtjournalist Robin Alexander (42) hat seine ersten journalistischen Gehversuche einst bei der Schülerzeitung des Gymnasiums Eickel zusammen mit dem heutigen Grünen-Ratsfraktions-Chef Thomas Reinke unternommen. So dachte man bisher. Und so glaubte es bisher wohl auch Alexander selbst.

Das Gymnasium Eickel: Hier schrieben Thomas Reinke (Grüne) und „Welt“-Redakteur Robin Alexander einst (nicht nur)
Das Gymnasium Eickel: Hier schrieben Thomas Reinke (Grüne) und „Welt“-Redakteur Robin Alexander einst (nicht nur) © Jürgen Theobald

Beim Mai-Empfang der Grünen am Donnerstagabend kam nun die Wahrheit ans Licht – dank Reinkes Mutter Maria. Die Grünen-Bezirksverordnete hat nämlich anlässlich des Alexander-Besuchs eine Projektwochen-Zeitung des Gymnasiums Eickel aus den offenbar unendlichen Weiten ihres Archiv gefischt, in der Fünftklässler Robin gleich doppelt vertreten ist. Gemeinsam mit Thomas Reinke, damals Klasse 6, verfasste er einen Bericht über das spannende Thema Töpfern. Und ein Einzelbeitrag Alexanders trug den stark grün angehauchten Titel „Umweltschutz muss sein“.

Enteignet Springer

Ein Springer-Journalist als Ehrengast der Grünen? Das wäre vor 20 Jahren noch undenkbar gewesen. Auch für den Herner Alt-Grünen Jörg Höhfeld: „Ich habe 1967 als Student in Berlin den Button ,Enteignet Springer’ getragen“, erzählte der 72-Jährige am Rande des Grünen-Empfangs.

Am Donnerstag trug Höhfeld sogar ein T-Shirt mit dem Konterfei eines „Welt“-Journalisten - allerdings mit ernstem Hintergrund: Auf dem (von der alternativen „taz“ produzierten) Leibchen ist unter dem Motto #freedeniz das Konterfei des „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel abgebildet, der bekanntlich in einem türkischen Gefängnis sitzt. Nicht über ein T-Shirt, sondern über ein um den Hals gehängtes Plakat vermittelte ein anderes Grünen-Mitglied eine Botschaft: „Ich war es nicht!“ spielte offenbar auf die Frage nach der Verantwortung fürs Wahldesaster in NRW an.

Warten auf den Herner Anruf

In Berlin starrten Politiker und Journalisten nur noch auf ihr Handy und warteten auf einen Anruf des Herner Grünen-Fraktions-Chefs Thomas Reinke, unkte Robin Alexander beim Grünen-Empfang. Das ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber nicht völlig aus der Luft gegriffen. Denn: Kurz nach der Einladung der Grünen zum Mai-Empfang im Literaturhaus avancierte Robin Alexander mit dem Buch „Die Getriebenen“ zum Bestseller-Autor.

Robert Habeck (Mi.) 2016 beim Mai-Empfang der Grünen im Literaturhaus mit den Herner Fraktions-Spitzen Thomas Reinke und Tina Jelveh.
Robert Habeck (Mi.) 2016 beim Mai-Empfang der Grünen im Literaturhaus mit den Herner Fraktions-Spitzen Thomas Reinke und Tina Jelveh. © Martin Kerstan

Und im vergangenen Jahr hatten die Herner Grünen Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck zu Gast, dessen Stern anschließend trotz einer knappen Niederlage bei der Grünen-Urwahl der Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl erst so richtig aufging. Vielleicht hätten die Grünen diesmal mit Blick auf die Wahl besser daran getan, NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann einzuladen . . .

Läuft bei Dudda

Es läuft bei ihm: Gemeint ist Oberbürgermeister Frank Dudda, der am Sonntag in Gelsenkirchen am Ruhr- bzw. Vivawest-Marathon, teilnimmt. „Herne ist eine dynamische Stadt“, sagt der OB im Vorfeld seines Laufs – und will nun zeigen, wie dynamisch auch ein Stadtoberhaupt sein kann. 42 Kilometer freilich traut er sich (noch) nicht zu. Mit mehreren Amtskollegen, darunter Frank Baranowski aus Gelsenkirchen, teilt sich der 54-jährige Sozialdemokrat deshalb die Strecke

Eigens für den Vivavest-Marathon kann Dudda übrigens nicht üben. Einmal in der Woche, sagt er, gehe er joggen, meist am Kanal, für mehr sportliche Betätigung fehle ihm die Zeit. „Ich bin von meiner Bestform weit entfernt“, gibt er sich deshalb bescheiden. Böse Zungen behaupten: Das ist nur eine Ausrede. Der OB wolle nur nicht so schnell sein, damit es nicht so aussieht, als renne er davon – vor den Problemen in Herne oder der Verantwortung für die Landes-SPD.