herne. . Einen prominenten Gast begrüßten die Grünen beim Mai-Empfang: Robin Alexander ist Journalist, Bestseller-Autor und alles andere als ein Grüner.
Der Ehrengast schießt im Literaturhaus an der Bebelstraße gleich mal eine Breitseite auf den Gastgeber ab. „Die Grünen sind ja bekannt dafür, Probleme mit Technik zu haben. Aber dass sie sogar gegen Mikrofone sind, hätte ich nicht gedacht“, sagt Robin Alexander am Donnerstagabend zu Beginn seiner mikrofonlosen Rede beim Mai-Empfang der Grünen-Ratsfraktion vor rund 100 geladenen Gästen aus Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft.
Der 42-jährige ist Wanne-Eickeler, früherer Schulkollege des Grünen-Fraktions-Chefs Thomas Reinke am Gymnasium Eickel, Hauptstadtjournalist bei Springers „Welt“, seit wenigen Wochen Bestsellerautor mit dem Sachbuch „Die Getriebenen“ und: auf keinen Fall ein Grüner. „Ich repräsentiere nicht Ihre politische Denkrichtung“, so Alexanders Botschaft an die Grünen. Er tritt auch schnell den Beweis an: „Lassen Sie das mit der bescheuerten Political Correctness“, fordert er. Keine Verbote, sondern ein breiter gesellschaftlicher Diskurs sei nötig.
Zwei Herner prägten das Denken Alexanders
Alexander findet aber auch lobende Worte für die Grünen: „Sie nehmen es sehr genau. Das hat nervige Seiten, aber auch positive Seiten.“ Und nicht zuletzt sei sein Denken auch durch zwei „Grüne“ („so habe ich sie empfunden“) geprägt worden, bekennt er. Und zwar: Pfarrer Harald Rohr vom Herner Eine Welt Zentrum, bei dem Alexander einst seinen Zivildienst geleistet hatte, und Helmut Kessen, Vater eines Mitschülers.
Der „Welt“-Journalist beendet seine vor allem ums Thema „Fake News“ kreisende Rede mit einem Appell zur Stärkung des Journalismus: „Abonnieren Sie zwei Zeitungen - eine lokale und eine überregionale, möglichst unsere!“
Fraktions-Chef Reinke verurteilt Brandanschläge
Die jüngste Wahlschlappe der Grünen in NRW nimmt Ratsfraktions-Chef Thomas Reinke in seiner Rede in den Blick. Er tröstet sich damit, dass sich „das Wetter und Wahlergebnisse auch schnell wieder ändern können“. Ernst wird Reinkes Stimme, als er die Brandanschläge auf die Wahlkampfautos von Sven Rickert (CDU) anspricht: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass so etwas in Herne möglich ist.“ Es seien nicht nur Anschläge auf die CDU gewesen, „sondern auf alle Menschen, die sich ehrenamtlich im Wahlkampf engagieren“, sagt Reinke und zollt Rickert seinen Respekt.
Solidarisch erklärt sich der Grüne auch mit dem in der Türkei inhaftieren „Welt“-Journalisten Deniz Yücel. Und an einem Plädoyer für die Fortsetzung der Städtepartnerschaft mit dem Istanbuler Bezirk Besiktas lässt Reinke es ebenfalls nicht fehlen.
Am Ende gibt es Geschenke für den Ehrengast und eine Einladung: „Der Oberbürgermeister hat mich gerade zum Fassanstich auf der Cranger Kirmes eingeladen“, erzählt Alexander. Und mit dem Literaturhaus gibt es sehr konkrete Gespräche über eine Lesung aus „Die Getriebenen“.