Herne. . Die Lage in der Taxi-Branche hat sich nach der Erhöhung des Mindestlohns verschärft.Doch nicht alle Unternehmer halten sich an die Gesetze.

„Mein Laden läuft auch ohne Schwarzarbeit. Selbstverständlich zahle ich den Mindestlohn in Höhe von 8,84 Euro – auch wenn bei vielen anderen nur sechs Euro die Stunde im Umlauf sind.“ Das sagt Taxi-Unternehmer Serkan Kocaöz, Chef von Taxi Junker. Er ist sauer auf Kollegen in der Branche, die sich nicht an die Höhe des Mindestlohns halten oder bei Fahrten die elektronische Aufzeichnungspflicht umgehen. Damit steht er offenbar nicht alleine da: Im Taxi-Gewerbe tobt ein Preiskampf.

Um dem standhalten zu können und hohe Lohnnebenkosten zu sparen, sitzt demnach so mancher Taxifahrer „schwarz auf dem Wagen“. Die Situation sei halt schwierig, heißt es, viele Unternehmen kämpften ums Überleben. Und die Kunden feilschten ordentlich mit, wenn es um Preise etwa für Fahrten zum Düsseldorfer Flughafen gehe.

Branche sieht Zukunft ungewiss

Mit dem „Case-System“ kann jede Fahrt auf Zeit und Länge abgespeichert und in der Zentrale auf den Rechner kopiert werden.
Mit dem „Case-System“ kann jede Fahrt auf Zeit und Länge abgespeichert und in der Zentrale auf den Rechner kopiert werden. © Walter Fischer

Nicht nur in Herne, generell seien die Umstände schwieriger geworden, erklärt Dieter Zillmann, Vorsitzender des Taxi-Verbands NRW. „Seit der Erhöhung des Mindestlohnes auf 8,84 Euro sieht es noch schlimmer aus als vorher. Wir müssen vermeiden, dass die Kollegen ihre Stunden absitzen, vor allem nachts. Da müsste man den Lohn 1:1 so weitergeben, ohne dass der Unternehmer auch nur einen Cent daran verdient.“ Die Taxibranche sehe die Zukunft deshalb ungewiss.

Im Zweifelt droht ein Verkauf von Wagen und Konzession. Darüber denkt auch der Taxi-Unternehmer Ramazan Karatas nach. Er sei verzweifelt und erwäge einen Ausstieg. „Die hohen Lohnnebenkosten kann ich mir auf lange Sicht nicht erlauben, vor allem, wenn so wenig zu tun ist wie in Herne“.

Kritik an „heftigen Festpreisen“

Bis auf ein paar Krankenfahrten vormittags lohne sich das Geschäft nicht mehr, klagt Karatas. Noch beschäftige er vier feste Taxifahrer und zahle sogar mehr als den vorgeschrieben Mindestlohn, nämlich neun Euro pro Stunde. Von den „heftigen Festpreisen“, die von einzelnen Institutionen und Krankenkassen vorgegeben würden, habe er dagegen einfach „die Schnauze voll.“

Dass der Mindestlohn unterlaufen wird, ist aber offenbar kein Geheimnis. „Klar lassen viele Chefs uns unterschreiben, dass wir 8,84 Euro bekommen, obwohl sie weniger zahlen. Der Rest wird dann eben anders abgerechnet“, sagt eine Taxifahrerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Und fügt an: „Das ist nicht selten in der Branche.“ Die Frau verteidigt das Vorgehen. Sie fragt: „Wenn man die Nebenkosten dazuzählt, dann sind das 13 Euro für den Chef, wie soll er das bezahlen?“

Unternehmer will mit Service punkten

Taxiunternehmer Serkan Kocaöz will sich durchbeißen, auch mit den gesetzlichen Vorgaben. Er will sich etwa auch an das so genannte Case-System halten, das jede Fahrt auf Zeit und Länge abgespeichert und in der Zentrale auf den Rechner kopiert, betont er. Und er will vor allem eines: mit gutem Service bei den Kunden punkten.