herne. . Als „Auszubildender im Raumschiff Landtag“ habe er sich 2012 gefühlt, sagt Thomas Nückel (FDP). Nun will er erneut ins Parlament einziehen.

  • 2012 zog der Herner Stadtverordnete Thomas Nückel (FDP) völlig überraschend in den Landtag ein
  • 54-Jähriger sieht bei Wahl am 14. Mai gute Chancen für Wiedereinzug ins Düsseldorfer Parlament
  • Landesregierung müsse mehr in Bildung und Innere Sicherheit investieren, so Nückel

Dezember 2012: Als „Auszubildender im Raumschiff Landtag“ bezeichnet sich der Herner FDP-Politiker Thomas Nückel wenige Monate nach seinem überraschenden Einzug ins NRW-Parlament. Viereinhalb Jahre später will er vom Wähler erneut nach Düsseldorf gebeamt werden. Die Ausbildung habe er nach zwei, drei Jahren im Landtag abgeschlossen, sagt er. „Ich kann mittlerweile sogar Landesbeamten an den Stirnfalten ablesen, ob sie die Wahrheit sagen oder nicht.“

Das Wahlergebnis vorhersagen kann er nicht. Die Chancen sind angesichts aktueller Umfragen nicht schlecht: Die FDP steht bei 9 Prozent. Mit seinem Listenplatz 15 würde Nückel ab etwa 7,6 Prozent erneut in den Landtag einziehen.

Bildung als Wahlkampfthema Nummer 1

© Claudia Schütte, Archiv

Dass er in den vergangenen fünf Jahren auf der NRW-Liste der FDP trotz seiner Präsenz im Landtag nur von Platz 16 auf 15 vorgerückt ist, spreche aber nicht gegen seine Arbeit, sagt der Liberale. Bei der Aufstellung der Liste gehe es nicht zuletzt um regionale Aspekte. Als Herner sei es nun mal nicht so einfach, sich gegen die großen FDP-Kreisverbände wie Düsseldorf, Köln oder Essen durchzusetzen.

Hinzu komme, dass „seine“ Themen Medien und Kultur nicht gerade im Mittelpunkt stünden. Das gelte auch für den Wahlkampf: „Bildung ist ganz klar das Thema Nummer 1“, sagt der 54-Jährige.

Nückel: Land setzt Inklusion schlampig um

Er werde auch in Herne häufig auf Missstände angesprochen: „Lehrer, Eltern und Schüler sind entsetzt über das, was in Schulen läuft.“ Ein Beispiel: Die Inklusion sei wichtig, vom Land aber „schlampig umgesetzt“. Lehrer würden nicht nur bei dieser Aufgabe überfordert. Positiv sei die Weiterfinanzierung von Schulsozialarbeit. Nückel führt es auch auf seine Initiative zurück, dass das Land sich hier zur Verlängerung der Verträge durchgerungen habe.

Und trotzdem: Große Investitionen seien nötig - in die Bildung, aber auch in die Innere Sicherheit und hier besonders in den Kampf gegen Clan- und Einbruchskriminalität, fordert der Herner. Stichwort: Turbo-Abi. Hier will die FDP neuerdings Gymnasien eine Wahlfreiheit geben, ob sie die Schüler in acht oder neun Jahren zum Abitur führen. Zur Erinnerung: CDU und FDP hatten 2005 G 8 in NRW eingeführt, um Schüler „wettbewerbsfähiger“ zu machen.

Liberaler fordert bessere Bedingungen für Gründer

Als leidenschaftlicher Nutzer von Bus und Bahn zieht Nückel („ich bin am Bahnhof groß geworden“) natürlich ebenfalls die Karte ÖPNV: Rot-Grün habe das System „auf Verschleiß gefahren“. Andere Bundesländer seien - „nicht nur hier“ - besser als NRW. Eine weitere Forderung des Liberalen: bessere Bedingungen für junge Gründer im Land. Auf FDP-Schlagworte wie „Steuersenkungen“ oder „Privat vor Staat“ greift Nückel im Gespräch mit der WAZ dagegen nicht zurück.

Es würde ihm großen Spaß machen, sich nach Abschluss seiner „Lernphase“ aktiv in die Landespolitik einzubringen – gerne auch in einer Regierungskoalition. Und wenn es nicht klappen sollte mit dem Einzug in den Landtag? Dann hätte Nückel schon eine Basis für eine Rückkehr in seinen Beruf als freier Journalist gelegt: Er habe jüngst an Rosenmontag einfach mal so Aufträge akquiriert - mit durchschlagendem Erfolg: „Von Juli bis September könnte ich drei bis vier Filmprojekte realisieren.“

Für Jamaika, aber gegen die Ampel

NRW-Spitzenkandidat Christian Lindner wird nach der Bundestagswahl nach Berlin wechseln - wenn die FDP den Sprung in den Bundestag schaffen sollte.
NRW-Spitzenkandidat Christian Lindner wird nach der Bundestagswahl nach Berlin wechseln - wenn die FDP den Sprung in den Bundestag schaffen sollte. © Jürgen Theobald

Die FDP am 14. Mai zu wählen, ist eine Mogelpackung, weil Spitzenkandidat Christian Lindner im September in den Bundestag wechselt.

Nückel: Falsch. Wir gehen offen damit um. Und es geht ja auch darum, die Bedeutung von NRW im Bund zu stärken.

Eine Koalition mit den Grünen käme für mich auch dann nicht in Frage, wenn ich dadurch Rot-Schwarz in NRW verhindern könnte.

Eine Jamaika-Koalition - Schwarz-Gelb-Grün - käme für mich in Frage. Eine Ampel - Rot-Gelb-Grün - schließe ich aus.

Die fünf Lieblingsmedien des medienpolitischen FDP-Sprechers Thomas Nückel?

Ich gebe es offen zu: Ganz oben steht bei mir die NZZ, die Neue Zürcher Zeitung. Außerdem: der Hörfunkssender WDR 5, der Newsletter des gemeinnützigen Recherchezentrums Correctiv, die WAZ und der „Ruhrpilot“ des Internet-Blogs Ruhrbarone.

Neoliberal oder linksliberal?

Liberal! Ich halte nichts von Bindestrich-Liberalismus.

>> INFO: Zur Person

1979 trat der Herner Thomas Nückel der FDP bei. Seit 1982 gehört er dem Kreisvorstand an. Seit 2014 ist er auch gewähltes Mitglied im Landesvorstand. Im Rat der Stadt Herne saß er für die Liberalen von 2009 bis 2014, im Ruhrparlament von 2005 bis 2014.

Bei der Landtagswahl 2012 zog er über die Landesliste ins Düsseldorfer Parlament ein. Der 54-Jährige ist in der Fraktion Sprecher für Medien und Kultur.

Als Journalist arbeitete Nückel in verschiedenen Bereichen: So machte er unter anderem PR für Veranstalter und schrieb für Printmedien. Von 1999 bis 2008 arbeitete er als freier Autor beim WDR.

Nückel ist ledig und liiert; er wohnt am Hölkeskampring.