Herne. . Der Experte für „Palliativ Care“ will das Sterben zurück in die Gesellschaft holen. „Sorge“ ist für ihn zentraler Begriff. Lob für Herner Modell.

25 Jahre Palliativstation am Ev. Krankenhauses: Ein Jubiläum, das in diesem Jahr schon mehrfach gefeiert worden ist. Am Samstag nun mit einem Fachtag über Entwicklung und Zukunft der Palliativversorgung. „Herne war Vorreiter“, erkannte die Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach die Weitsicht der Gründer um Prof. Hackenberg an, „und hat Vorbildfunktion“. Eine so gute Versorgung wie in Herne wünsche sie sich für ganz Deutschland, so die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium.

Vortrag zur zivilgesellschaftlichen Sorgekultur

Als Hauptredner vor zwei weiteren war Andreas Heller eingeladen, kein Mediziner, sondern Theologe, Soziologe und Pflegewissenschaftler, der in Wien den ersten interdisziplinären Lehrstuhl für Palliative Care innehat. Der gebürtige Düsseldorfer lebt dort seit 30 Jahren und gilt als einer der führenden Experten auf seinem Gebiet. Die „zivilgesellschaftliche Sorgekultur“ war sein Thema, dem er sich, auch für Laien inspirierend, in seinem Vortrag von vielen Seiten näherte, unterlegt mit Bildern aus der Kunstgeschichte.

Sterbende nicht abschieben

Heller begann mit einigen kritischen Bemerkungen zur aktuellen Lage. „Die Hospize leiden darunter, dass die Menschen noch kurz vor dem Tod zu ihnen überwiesen werden“, sagte er. Sie wollten nicht zum „Badezimmer der Medizin“ werden, zu einem Raum, in den die Sterbenden abgeschoben würden von Medizinern, die den Tod fürchteten.

Hellers zentraler Begriff ist die „Sorge“. Von den Niederländern als „Mantelzorg“ eingeführt, meint Sorge nach seinem Verständnis, das einfühlsame sich Kümmern um jemanden, der Hilfe braucht. Keine Aufgabe nur für Spezialisten, sondern für die ganze Gesellschaft, wie Heller deutlich machte, Frauen wie Männer, Ehrenamtliche und Profis. Es gebe schon viele Gemeinden, die sich als „Caring Communities“ begriffen, wie die Grafschaft Bad Bentheim. Das Sterben zu „resozialisieren“, sieht Heller als eine der Aufgaben für die Zukunft an.