herne. . Andreas Rossmann las im Literaturhaus aus „Der Rauch verbindet die Städte nicht mehr“, der Sozialwissenschaftler Stefan Goch moderierte.
Normalerweise sind es die Neuerscheinungen, aus denen im Literaturhaus gelesen wird. Am Mittwoch stand dagegen ein nicht ganz neues, aber immer noch aktuelles Buch im Mittelpunkt. Andreas Rossmanns „Der Rauch verbindet die Städte nicht mehr“ von 2012 beschreibt das Ruhrgebiet in Essays und Reportagen, die zwischen 1988 und 2012 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zu lesen waren.
Kombination Autor und Sozialwissenschaftler
Rossmann ist ihr Kulturkorrespondent in NRW, hat aber den Blick von außen auf das Ruhrgebiet nicht ganz abgelegt. Ihm zur Seite saß als Moderator der Leiter des Gelsenkirchener Instituts für Stadtgeschichte, Stefan Goch. Die Kombination Feuilletonist und Sozialwissenschaftler funktionierte. Goch, selbst ein Kind der Region, führte weiter, was Rossmann mit seinen Texten anstieß. Vor allem, indem er mit Fragen („Entspricht das Ihrem Gefühl?“) auf die Besucher zuging und sie zu persönlichen Reaktionen bewegte.
Es waren ganz unterschiedliche Texte, die Andreas Rossmann ausgesucht hatte, funkelnd jeder für sich. Mit dem Eingangstext über die „Landmarken“ legte der Autor dar, was ihn am Ruhrgebiet am meisten gereizt hatte: die IBA Emscher Park, das Zukunftsprogramm, das der Region städtebauliche und kulturelle Impulse verpasst hatte. Tetraeder in Bottrop, Gipfelkreuz auf der Halde Haniel, Himmelstreppe auf der Halde Rhein-Elbe: „Indem sie auf Ort und Geschichte Bezug nehmen, geben sie ihm Sinnbilder“, schreibt Rossmann. „Unorte werden zu Orten, No-Go-Areas zu Ausflugszielen.“ Was Zuhörer bestätigten, die die „Denkmale eines neuen Typs von Kulturlandschaft“ schätzen und gerne Auswärtigen vorführen. „Ich führe Gäste gerne an der A42 entlang“, sagte ein Besucher, „an regenverhangenen Tagen bei vier Grad.“ Rossmanns Lieblingsstrecke ist die A59 von Duisburg nach Hamborn, wegen des Blicks auf die Häfen.
Denkanstöße für das Publikum
Der spektakuläre Tagesbruch in Wattenscheid-Höntrop (2000), der Streit um die Inschrift „Wählt Thälmann“ an einem Haus in Essen-Katernberg und ein satirisches Plädoyer gegen die Ruhrstadt ergänzten die Auswahl. Angenehm unakademisch steuerte Stefan Goch die Diskussion. Der Niedergang der Innenstädte, Vor- und Nachteile der polyzentrischen Stadtlandschaft … vieles wurde angesprochen, einiges bedauert. Aber drei Opernhäuser im Umkreis – wer hat das schon? Fazit einer Zuhörerin: „Ich glaube, wir sind sehr verwöhnt.“