herne. . Die Schüler Union hat den Unterrichtsausfall an Schulen in Herne und Bochum ermittelt. Das Ergebnis weicht stark von Zahlen des Landes ab.

  • Schüler Union hat an 17 Schulen in Herne und Bochum Unterrichtsausfall ermittelt
  • Ergebnis von 13,6 Prozent weicht erheblich von Stichproben des NRW-Schulministeriums ab
  • Christdemokraten fordern Neueinstellung von Lehrern, damit künftig weniger Unterricht ausfällt

Nur 1,8 Prozent des Unterrichts sei in NRW in weiterführenden Schulen ausgefallen, so das Ergebnis der jüngsten Stichprobe des Schulministeriums. „Da kann was nicht stimmen.“ Das fanden Jascha Hoppe, Lea Sobecki und ihre Mitstreiter von der Schüler Union – und machten sich selbst an die Arbeit.

Mitglieder der Schüler Union aus Herne und Bochum werteten für die Woche vom 6. bis 11. Februar die Vertretungspläne von 17 Gymnasien, Gesamtschulen und Berufskollegs aus - sieben aus Herne, zehn aus Bochum. Ihr Ergebnis: 13,6 Prozent der Unterrichtsstunden seien ausgefallen. Betroffen sei vor allem die Sekundarstufe II. Und: 6,3 Prozent des Unterrichts habe unter dem Oberbegriff „Vertretung“ stattgefunden. Dahinter verberge sich aber nicht selten „eigenverantwortliches Arbeiten“.

Namen der Schulen wurden anonymisiert

Jascha Hoppe, Vorsitzender der Herner Schüler Union,  war an der Erhebung über den Unterichtsausfall, beteiligt.
Jascha Hoppe, Vorsitzender der Herner Schüler Union, war an der Erhebung über den Unterichtsausfall, beteiligt. © Rainer Raffalski

„Die Zahlen sprechen eine klare Sprache“, sagt Jascha Hoppe, Chef der Herner Schüler Union, auch in Richtung NRW-Schulministerium. Hintergrund: Die breite Kritik an den vom Land anhand von Stichproben erhobenen Zahlen hatte Schulministerin Sylvia Löhrmann mit dem Hinweis gekontert, dass eine Erhebung sehr schwierig sei.

Die Namen der Schulen wurden anonymisiert – „aus rechtlichen Gründen“, wie Lea Sobecki, Vize der CDU-Nachwuchsorganisation in Herne, sagt. Die schulinternen Vertretungspläne, über die die Schüler Union durch Mitglieder oder Freunde und Bekannte an der jeweiligen Schule gelangten, dürften nicht veröffentlicht werden.

32,2 Prozent Ausfall an einer Schule

Die Bandbreite sei sehr groß gewesen, so Hoppe und Sobecki. Während in einem Gymnasium nur 1,2 Prozent des Unterrichts ausfiel, war eine Gesamtschule mit 32,2 Prozent Negativ-Spitzenreiter.

Um nicht angreifbar zu sein, sei die Auswertung „wohlwollend“ erfolgt, sprich: im Zweifel oder bei besonderen Umständen seien Stunden der Kategorie „Unterricht“ zugeordnet worden. Und: Ausfälle des gesamten Unterrichts an Schulen seien kompensiert worden, indem für diesen Tag der Vertretungsplan der nächsten Woche herangezogen worden sei.

Die Schüler Union denkt darüber nach, die Erhebung zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen – „möglichst mit noch mehr Schulen“, so Hoppe. Das Schulministerium hat übrigens auf die breite Kritik an den „Stichproben“ reagiert: Das Land will ab 2017/18 den Unterrichtsausfall in allen Schulen erheben lassen.

Die Analyse und alle Zahlen der Erhebung sind auf der von der Schüler Union eingerichteten Homepage www.kein-unterricht.de zu finden.

CDU greift Thema in Rat und Ausschuss auf

Die vom CDU-Landtagskandidaten Dirk Schmidt (Wahlkreis Herne II-Bochum III) eng begleitete und unterstützte Analyse ist im Bochumer Rat durch Anfragen der Union bereits thematisiert worden. Auch die Herner CDU-Ratsfraktion werde wohl eine Anfrage im Schulausschuss stellen, so Michael Musbach, schulpolitischer Sprecher der Christdemokraten, auf Anfrage.

Hernes CDU-Landtagskandidat Sven Rickert legt ebenfalls den Finger in die Wunde. Er weist in einer Pressemitteilung auf das Problem der „tausenden unbesetzten Lehrerstellen“ hin, die zu Unterrichtsausfall führten. In seiner Kritik an den Stichproben des Landes nimmt er auch Bezug auf die Erhebung der Schüler Union sowie auf eine aktuelle Dortmunder Untersuchung, an der das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv beteiligt ist.