Herne. . Erstmals seit Jahren steigen die Preise auf dem Herner Grundstücksmarkt.Kenner der Branche begrüßen die Entwicklung und fordern mehr Flächen.

  • Im Herzen des Ruhrgebiets gibt es einen positiven Trend bei den Immobilienpreisen
  • Fachleute und die Immobilienwirtschaft begrüßen die Entwicklung
  • Forderung nach mehr Flächen für neu Ein- und Mehrfamilienhäuser

Das Tal der Tränen ist durchschritten. Sogar in Herne, das jüngst im Städteranking der Wirtschaftswoche auf dem 67. und damit vorletzten Platz (vor Gelsenkirchen) landete, steigt das Interesse an Grundstücken für den Wohnungs- und Häuserbau. Der Gutachterausschuss der Stadt stellt in seiner aktuellen Bilanz fest, dass die Preise für Wohnbauland innerhalb eines Jahres nach langer Stagnation durchschnittlich um zehn Prozent gestiegen sind.

„Herne ist eine schrumpfende Stadt, jetzt geht es zumindest bei einem Indikator wieder bergauf“, bewertet Volker Eichener die jüngste Statistik. Der Herner ist Experte für Stadtentwicklung und Immobilienwirtschaft und hat eine Professur für Politik- und Sozialwissenschaften an der Universität Düsseldorf.

Bauwillige Bochumer

Erfreulich sei die Immobilienpreisentwicklung vor allem deshalb, weil dadurch Eigentümer mobilisiert würden, ihre Grundstücke anzubieten und die Stadt wiederum angeregt werde, Neubauflächen zu entwickeln. Herne wie Gelsenkirchen litten unter dem Problem ihrer Lage mitten in der Emscher-zone, also mitten in einem von Kohle und Stahl und damit wirtschaftlichen Altlasten geprägten Gebiet weitestgehend ohne tertiären Sektor – also Hochschulen und Behörden. „Die Leute zogen ins südliche Münsterland oder ins Bergische, nach Sprockhövel beispielsweise.“ Dieser Trend scheint gestoppt, zumindest aber gebremst zu sein. Herne profitiere auch davon, dass bauwillige Bochumer die Stadtgrenzen überschreiten. Das sieht auch die Herner Immobilienmaklerin Sonja Neugebauer so: „Hier sind die Grundstückspreise noch immer etwas günstiger als in Bochum.“ Allerdings: „Man bekommt kaum noch Angebote herein, die Nachfrage ist groß, nicht nur in Herne, sondern im ganzen Revier“, berichtet die Maklerin. Das beziehe sich allerdings nur auf gute Lagen, „bei schlechten Lagen ist es nach wie vor schwierig, Käufer zu finden.“

Knappes Angebot an Grundstücken

Die Bodenrichtwerte für Wohngrundstücke einschließlich der Erschließungskosten in mittleren bis guten Wohnlagen erhöhen sich auf 160 bis 330 Euro pro Quadratmeter. Die Kaufpreise für gewerbliche Bauflächen stagnieren aber weiterhin zwischen 34 und 51 Euro pro Quadratmeter. 2016 wurden insgesamt 1154 Kaufverträge abgeschlossen, neun Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser stiegen im Schnitt um vier Prozent, die Preise für Mehrfamilienhäuser um sechs Prozent.

„Wohnbauland in Herne ist gefragt, das spiegelt sich in den Kaufpreisen wider“, erklärt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Diese Entwicklung mit aufgrund von Nachfrage anziehenden Preisen sei jedoch kein Herner Spezifikum, sondern auch in anderen Städten sei dies zu beobachten.

Grundsätzlich gut, dass bei steigender Nachfrage die Preise steigen, findet es auch Thomas Bruns, Geschäftsführer der Herner Gesellschaft für Wohnungsbau (HGW). Bei unbebauten Wohnbauflächen herrsche in Herne ein äußerst knappes Angebot. „Da hoffen wir jetzt auf das Wohnbauflächenentwicklungsprogramm der Stadt“, erklärt Bruns.

Grund für die Preissteigerung sei auch die günstige Lage Hernes mitten im Revier. „Wenn die Preise steigen, habe ich Knappheit, das ist besser als beispielsweise die Situation in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Leute derzeit wegziehen.“