Herne. . Die in Herne geborene Journalistin Julia Korbik las im Friseursalon Schnittpunkt aus „Stand up“ und wurde reizend begleitet von Nadine Blida.
- Die in Herne gebürtige Journalistin Julia Korbik hat sich das Thema Feminismus vorgenommen
- Bei einer Lesung des Kulturell-Alternativen Zentrums KAZ trat sie im Frisörsalon Schnittpunkt auf
- Begleitet wurde sie von der Musikerin und Sängerin Nadine Blida mit toller Stimme
Feminismus. Da denken noch immer viele an dicke Kampflesben in Latzhosen oder politisch-korrekte Geschlechtersprache wie „Leistungsempfänger und Leistungsempfängerinnen“. Übrigens: Ist schon mal aufgefallen, wie viele Sozialdemokraten bei der Begrüßung der „Genossen und Genossinnen“ das „innen“ einfach verschlucken? Mindestens 94,7 Prozent. Eigentlich sagen die Gleichberechtigungsbemühten: Genossen und Genossen.
Feminismus heißt: gleiche Rechte
Julia Korbik hat sich das vermeintlich zu Tode gelaberte Thema vorgenommen. Ihr Buch „Stand up – Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene“ ist quasi eine Gleichbehandlung reloaded. „Denn eigentlich reden wir über Selbstverständlichkeiten“, sagt sie während der Pause zur WAZ. Und zu Beginn ihrer Lesung im Frisörsalon Schnittpunkt bringt sie die Frage nach dem Wesen des Feminismus mit dem Zitat einer britischen Kollegin auf den Punkt: „Feminismus heißt schlicht und einfach: gleiche Rechte!“
Rund 30 Gäste waren zu der Veranstaltung des Kulturell-Alternativen Zentrums KAZ in der Reihe „Herne rockt“ gekommen, um den so witzigen wie pointierten Ausführungen der Hernerin zu lauschen, darunter auch einige Männer. Korbik, 29 Jahre alt, lebt und arbeitet seit einigen Jahren in Berlin. Sie ist attraktiv, sehr dunkle, mittellange Haare, schwarze Hose, bordeaux-rotes T-Shirt. Nix dick, nix Latzhose. Ist das jetzt antifeministisch? Nein, das ist eine Beobachtung, eine Feststellung.
Backpfeife für karrierewütige Post-Feministinnen
Korbik liest aus mehreren Kapiteln ihres Buches, das mit seiner pinkfarbenen Covergestaltung ironisch und leicht frivol mit Erwartungshaltungen spielt. Sie macht schnell deutlich, dass ihr Thema immer noch vital ist. „Feminismus ist auch ein Trend“, sagt sie und unterlegt ihre These mit T-Shirts, auf denen der Spruch prangt: „The Future is female“. Gefertigt würden diese Kleidungsstücke allerdings oft unter Arbeitsbedingungen, die hierzulande als unsozial gelten. Ach, immer dieser doofe Teufelskreis.
Eine Backpfeife bekommen auch die sogenannten Post-Feministinnen. Die legten sich ins gemachte Bett und verfolgten individuelle Karrierechancen. Doch eigentlich will der Feminismus das Leben besser machen – für Frauen und für Männer. Die Anrede „junge Dame“ ist genauso beleidigend wie „junger Mann“ – Geringschätzung, gleichberechtigt.
Nadine Blida sang mit toller Stimme
Mitunter redet Korbik frei, von ihrer Rolle als einziger Frau in der Redaktion, in der sie arbeitet. Da fielen dann Witze wie: „Alle Menschen sind intelligent. Die Ausnahmen haben die Regel.“ Schenkelklopf, brüll. Ey, der war gut, Alter. Manchmal lacht Korbik bei solchen Gelegenheiten mit, manchmal nicht. Feminismus kann ganz schön anstrengend sein.
Vor und nach der lässigen Lesung sang die junge Nadine Blida mit toller Stimme (erinnerte an Catpower) ziemlich gute eigene Songs zur Gitarre. In „Oh Boy“ hieß es an einer Stelle „I don’t wanna be your Sweetheart“ („Ich bin nicht dein Schätzchen“). Das passte. Come as you are.