Herne. . Der Zeitzeugen-Tag in der Realschule Crange stieß auf große Resonanz. Erstmalig gibt es in diesem Jahr eine begleitende Ausstellung.

  • 14 Senioren sind beim Zeitzeugen-Tag in der Realschule Crange zu Gast
  • Schüler diskutieren und fragen angeregt zu Nationalsozialismus und Krieg
  • Begleitende Ausstellung wird ebenfalls am Zeitzeugen-Tag eröffnet

„Ich weiß noch genau, wie es war, als meine Mutter damals sagte, es geht los, wir fliehen. Bei minus 15 Grad und nur mit ein paar persönlichen Dingen machten wir uns mit einem Schlitten auf den Weg, da war ich noch ganz klein.“ Willi Görmann berichtet von der Flucht aus Ostpreußen. Obwohl er noch so jung war, wird er das Datum wohl nicht mehr vergessen.

Zeigen Exponate der begleitenden Ausstellung (v.l.): Marc Bethke (Kulturbeauftragter der Schule), Dustin Matuszek und Ecem Demir.
Zeigen Exponate der begleitenden Ausstellung (v.l.): Marc Bethke (Kulturbeauftragter der Schule), Dustin Matuszek und Ecem Demir.

Ähnlich erging es Peter Mann, der mit seiner Familie aus Breslau vor der Roten Armee flüchtete. Er vergleicht die Belagerung der damaligen Hauptstadt Schlesiens mit der von Aleppo. Auch dies sei ein schlimmer Kriegszustand gewesen.

Sechs Schüler sitzen jeweils mit einem Zeitzeugen von damals an einem Tisch und hören gebannt zu. Sie horchen auf, als der Mann den Vergleich zum aktuellen Geschehen in Syrien zieht.

In der Aula der Realschule Crange nahmen die Schüler am Zeitzeugen-Tag teil, diskutierten und fragten angeregt. Die Schüler der zehnten Jahrgangsstufe erfuhren durch Gespräche mit ausgewählten Besuchern, wie diese den Nationalsozialismus, den 2. Weltkrieg und die unmittelbaren Nachkriegszeit erlebten.

14 Senioren waren in der Realschule Crange zu Gast

14 Senioren waren in der Realschule zu Gast. Anhand der persönlichen Erfahrungen und auch mittels bewahrter Erinnerungen in Büchern, durch Bilder oder andere Gegenstände erfuhren die Schüler erzählte Geschichte und dies in einem teilweise für sie ganz neuen Kontext. „Ich freue mich, dass unsere Veranstaltungsreihe, die wir jedes Jahr durchführen, so gut ankommt und immer wieder interessante Gespräche zutage bringt“, sagte Schulleiter Reiner Jorczik.

Erstmalig findet eine begleitende Ausstellung zum Leben im Nationalsozialismus und Krieg statt im Foyer der Schule. Sie wurde parallel zum Zeitzeugen-Tag eröffnet und ist die ganze Woche lang für Interessierte zugänglich. Geschichtslehrer Marc Bethke hat sie mit seiner Klasse 10b erstellt.

Zehntklässler bereiteten die Ausstellung vor

An verschiedenen Beispielen zeigen die Schüler unter anderem auf, wie die Nazis ihre Propagandamittel nutzten. Die Schüler hätten sich viele Gedanken und Mühe gemacht und etwa Alltagsgegenstände aus der Zeit wie einen alten Kriegshelm nachgebaut oder alte Briefmarken neu gestaltet und bewusst verändert, erklärte Bethke.

Ein weiteres Beispiel zeigt die Rolle und Verstrickungen der Wirtschaft mit dem Regime, wie etwa ein heute sehr berühmter Modekonzern Uniformen und Unterwäsche für die Nazis fertigte. Ein altes Exponat haben die Schüler dazu in Szene gesetzt und auch die Preise von früher und heute verglichen. Das gesamte Thema sei im Unterricht sehr gut und intensiv vorbereitet worden, fasste Jorczik zusammen und zeigte sich zufrieden mit der Aktion, die er 2008 gemeinsam mit Hobbyhistoriker Horst Spiekermann organisiert.