Herne. . Die Fortbildungsakademie Mont-Cenis erhält eine wichtige Auffrischung. Die sechs Stützen, die das Vordach halten, werden ausgetauscht.
- Die alten Stämme wiesen Schäden auf, weil sie jahrelang Wind und Wetter ausgesetzt waren
- Die Suche nach neuen Stützen war schwierig, weil die Originale aus einem Stamm gefertigt waren
- Der Einbau gestaltete sich als Millimeterarbeit
18 Jahre - das ist für ein Menschenleben noch sehr jung, bei Gebäuden sind in diesem Alter die ersten Auffrischungen notwendig. Die NRW-Fortbildungsakademie in Sodingen bekommt ein Facelift verpasst - die sechs Stützen, auf denen das Vordach ruht, werden bis zum kommenden Montag ausgetauscht.
Eine Woche benötigt die Spezialfirma für die Arbeiten - die Vorbereitungen laufen bereits seit rund eineinhalb Jahren. Stefan Schneider, Projektleiter beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), der Eigentümer des Gebäudes ist, erklärt dies mit der besonderen Konstruktion. Weil beim Entwurf der Akademie in den 90er-Jahren nicht nur sichtbar der ökologische Gedanke eine Rolle spielte, sondern auch bis dato nicht erprobte Lösungen umgesetzt wurden, halten insgesamt 56 Stützen das Dach. Diese 13 Meter hohen und 800 Kilogramm schweren Einzelstützen bestehen jeweils aus einem Stamm sauerländischer Fichte.
Keine akute Gefahr
Bei den turnusmäßigen Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Stützen im Innern einwandfrei sind, doch jene sechs, die Wind und Wetter ausgesetzt sind, teilweise massive Schäden aufweisen. Sonne, Regen, Wind, Frost und Hitze - das hinterlässt deutliche Spuren am Holz. Ein Eck-Exemplar wurde bereits ausgebessert, doch nun war die Zeit abgelaufen. „Eine akute Gefahr hat nie bestanden“, so Schneider. Doch bei starkem Schneefall wäre wohl im kommenden Winter eine kostspielige Gerüstkonstruktion zur Abstützung fällig geworden.
Keine ganzen Stämme mehr
Das Problem beim Austausch: 13 Meter lange Baumstämme sind keine Ware, die jeder x-beliebige Baumarkt auf Lager hat. Außerdem muss ein Stamm richtig durchgetrocknet sein. Alles möglich - aber auch sehr teuer, so Schneider. Deshalb habe sich der BLB auf die Suche nach anderen Lösungen gemacht. Dabei habe es eine entscheidende Rahmenbedingung gegeben: Der markante Charakter des Hauses muss erhalten bleiben. Deshalb fiel die Wahl auf sogenannte Brettschicht-Träger aus Lärchenholz. Dies sei widerstandsfähiger als Fichte, außerdem könne so die bisherige Optik beibehalten werden. Doch auch dies stellte eine kleine Herausforderung dar, denn die Träger verjüngen sich oben und unten, sie mussten also aufwändig beigefräst werden. „Das war schwierig herzustellen“, so Schneider.
Der Einbau schließlich verlangte Millimeterarbeit. Zunächst errichtete die Spezialfirma zwei Hilfsstützen, dann hoben Hydraulikpumpen das Dach einen Hauch an, um so die Stütze demontieren zu können. Die neue Stütze musste beim Einbau auf fünf Millimeter genau eingefügt werden, damit die Haltebolzen wieder passen. Der Austausch läuft schneller als gedacht, am Montag wird er voraussichtlich beendet.
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