Die Erinnerung an Heitkamp in Wanne-Süd verblasst. Doch Roger Ruhland und Hans-Günter Müntinga halten sie lebendig. Mit ihrer Kfz-Werkstatt.
Das Firmenschild des einst stolzen Bau-Unternehmens wird langsam von Pflanzen verschlungen, an vielen anderen Stellen macht sich der Verfall mehr als deutlich breit. Die ehemalige Firmenzentrale wird gerade für die Herner Stadtverwaltung auf Vordermann gebracht. Heitkamp - das scheint am riesigen ehemaligen Betriebsgelände an der Landgrafenstraße in Wanne-Süd nur noch eine ferne Erinnerung. Doch an einer Stelle ist die Erinnerung an Heitkamp sehr lebendig. Bei der Kfz-Werkstatt von Roger Ruhland und Klaus-Günter Müntinga.
„Wir sind die letzten Mohikaner“, sagen beide im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Was das heißt? Sie waren selbst Jahrzehnte lang Heitkämper - und ihre Firma war in früheren Zeiten, die betriebseigene Heitkamp-Werkstatt.
Müntinga hat 1965 seine Lehre dort begonnen, Ruhland 1980. Sein Vater und sein Onkel waren schon Heitkämper - ein sicherer Job in jenen Zeiten. Geeignet, um sein Leben bis zur Rente durchzuplanen. „Was soll uns schon passieren“, fragten sich die Beschäftigten, als Heitkamp das größte Bau-Unternehmen Deutschlands in privater Hand war. Heitkamp leistete sich nicht nur eigene Werkstätten für Pkw und Lkw, sondern auch eine eigene Lackiererei. Ruhland: „Der alte Heitkamp hat immer gesagt, dass die Autos ordentlich aussehen müssen.“ Selbst eine Gärtnerei gehörte zum Unternehmen, das Gewächshaus steht noch.
Selbstständig oder arbeitslos
Doch der Riese geriet ins Wanken, „wir haben das Siechtum hautnah miterlebt“, erzählen Ruhland und Müntinga, der sich inzwischen in den Ruhestand verabschiedet hat. Bis es bei ihnen selbst angekommen war. Eines Tages wurde ihnen folgendes Angebot gemacht: Entweder sie führen die Werkstatt in Eigenregie weiter oder sie sind kurzfristig arbeitslos. Ruhland und Müntinga entschieden sich für die Selbstständigkeit und starteten am 1. Januar 1998 unter dem Kürzel R+M.
Zu Beginn machten sie mit ihrer gewohnten Arbeit weiter und betreuten den Unternehmens-Fuhrpark. Doch auch der war irgendwann weg und es wurde etwas einsam, auch wenn die ein oder andere Firma sich auf dem Betriebsgelände ansiedelte. Dass Ruhland seinem Standort nach all den Jahren immer noch die Treue hält, ist auf zahlreiche Stammkunden (auch darunter viele ehemalige Heitkämper) zurückzuführen - wer nicht weiß, dass auf dem Areal eine Werkstatt ist, wird niemals auf das Gelände abbiegen.
Bis zu 400 Verwaltungsmitarbeiter
„Wir wollten schon mal das Feld räumen“, erzählt Ruhland. Doch der Plan scheiterte. Inzwischen hat der 52-Jährige diesen Plan aufgegeben. Und das hat seinen Grund: Er ist das erste Beispiel für einen Betrieb, der jene Nachfrage reagiert, die entstehen wird, wenn bis zu 400 Verwaltungsmitarbeiter in die ehemalige Heitkamp-Zentrale einziehen. Insofern schließt sich für Ruhland der Kreis wieder.
>> SCHRITT FÜR SCHRITT ZUR REVITALISIERUNG
Das ehemalige Heitkamp-Gelände soll sich in den kommenden Jahren wieder mit Leben füllen und so den Stadtteil Wanne-Süd revitalisieren.
Den Anfang macht der Umbau der ehemaligen Zentrale zu einem technischen Rathaus. Noch in diesem Jahr könnten rund 400 Mitarbeiter dort einziehen.
Auch ein Teil der Brache ist verkauft - an den Bochumer Entwickler Uwe Kappel. Konkrete Pläne für eine Entwicklung des Geländes gibt es noch nicht.