WAnne. . Eine eingerüstete Schrottimmobilie in Wanne-Nord beschäftigt die Stadt seit Jahren. Im Bezirk Wanne wurde Kritik an der Verwaltung laut.
- Seit 2008 muss sich die Verwaltung mit Schrottimmobilie auf der Hauptstraße in Wanne-Nord befassen
- Eigentümerin des seit 2011 eingerüsteten Hauses lebte in Luxemburg und war für Stadt nicht greifbar
- Bezirksbürgermeister Ulrich Koch (SPD) wirft Verwaltung Versäumnisse vor
Ratsherr Bernd Blech von den Unabhängigen Bürgern fühlt sich angesichts der unendlichen Geschichte um die Schrottimmobilie Hauptstraße 340 in den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ versetzt. Für Anwohner des eingerüsteten Gebäudes und Mitglieder der Bezirksvertretung Wanne offenbart sich dagegen eher ein Tauerspiel. Die Verwaltung hat die bisherigen fünf Akte am Dienstagabend in der Bezirksvertretung Wanne auf Anfrage der SPD dokumentiert. Das letzte Kapitel ist aber noch nicht geschrieben.
1. Akt: Luxemburg
2008 zerbricht eine Schaufensterscheibe in dem leer stehenden Haus. Die Kontaktaufnahme zur Eigentümerin gestaltet sich schwierig, da diese in Luxemburg lebt. Die Scheibe wird schließlich durch Spanplatten gesichert.
2. Akt: Insolvenz
2011 gibt es erste Beschwerden über die bröckelnde Fassade. Die Eigentümerin ist für die Stadt nicht zu erreichen. Schließlich meldet sich der in Süddeutschland lebende Vater. Die Stadt erteilt ihm eine Ausnahmegenehmigung für die Aufstellung eines Baugerüsts, die im Oktober 2011 abläuft. Die zuständige Baufirma meldet Insolvenz an. Auf Nachfragen der Stadt reagiert der Vater nicht. Im Laufe der Jahre nehmen Schäden wie Wildwuchs zu. Gefahren gehen von dem Gebäude aber nicht aus. „Nicht schön, aber sicher“ - so beschreibt die Stadt den Zustand. Das Gerüst sichere den Gehweg gegen herabfallende Fassaden- und Dachteile. Weitreichende Forderungen zur Sanierung des Hauses könne die Stadt aus rechtlicher Sicht bei der Eigentümerin nicht einfordern, erklärt die Stadt im April 2016 auf Anfrage der SPD.
3. Akt: Leere Versprechen
Die Stadt trifft sich erneut mit dem Vater der Eigentümerin. Er kündigt an, dass die Wohnungen barrierefrei umgebaut und gedämmt werden sollen. Baubeginn soll noch 2016 sein. Passiert ist seitdem nichts: Weder liege ein Bauantrag vor noch habe der Vater wie versprochen einen Architekten benannt. Der Kontakt ist seitdem völlig abgerissen.
4. Akt: Andere Geschütze
Die Stadt bringt Anfang 2017 in Erfahrung, dass die Eigentümerin mittlerweile in Herten lebt. Am 7. März leitet die Stadt ein Anhörungsverfahren ein. Die Eigentümerin soll sich bis zum 24. April erklären, ob sie die Fassade untersuchen und Schäden beseitigen lassen will. Kommt sie der Aufforderung nicht nach, will die Stadt eine Ordnungsverfügung verhängen und anschließend „andere Geschütze auffahren“, so die Ankündigung.
5. Akt: Versäumnisse
Die Bezirksvertretung Wanne befasst sich am Dienstagabend auf Antrag der SPD erneut mit dem seit mehr als fünf Jahren eingerüsteten und leer stehenden Haus. Die Stadt hat einen schweren Stand. „Ich wundere mich, dass sich die Verwaltung so lange hinhalten ließ und bisher keine Ordnungsverfügung erfolgt ist“, sagt Bezirksbürgermeister Ulrich Koch (SPD). Ob angesichts des Verhaltens der Eigentümerin eine Enteignung möglich ist, kann ein Mitarbeiter der städtischen Bauaufsicht nicht sagen. Der Bezirksbürgermeister sieht auch bei Entsorgung Herne Versäumnisse, da die für alle Eigentümer vorgeschriebene wöchentliche Reinigung aus seiner Sicht nicht nachhaltig eingefordert worden ist. In der Mai-Sitzung will die Stadt die Bezirksvertretung über den aktuellen Stand informieren.