Herne. . Till und Nils Beckmann und Jennifer Ewert vom Theater Kohlenpott haben bei Sebastian Maier im Studio 20 Minuten für eine Hörstation aufgenommen.

  • Das Theater Kohlenpott und Sebastian Maier arbeiten im „Ort der Kulturen“, dem O
  • Für das neue Heimatmuseum in Unser Fritz haben sie Texte für eine Hörstation aufgenommen
  • Ralf Piorr plant als Kurator eine weitere Hörstation, eine Musik- und eine Filmstation

Die Brüder Till und Nils Beckmann haben mit ihrer Schauspielkollegin Jennifer Ewert vom Theater Kohlenpott fünf Texte für das neue Heimatmuseum in Unser Fritz eingesprochen. Die Aufnahmen entstanden in Sebastian Maiers Studio z-muzic im „O – Ort der Kulturen“, wo auch das Theater Kohlenpott seinen Sitz hat. Wenn das Museum im Mai eröffnet, sind die Texte an einer Hörstation in einem Kneipentisch abzurufen. Dahinter: das alte Büfett der Szenekneipe „Sonne“, die als Bergmannsgaststätte begonnen hatte.

Beschwerdebrief eines Bergmanns eingelesen

„Wir müssen uns doch mal an Ihnen wenden und Ihnen mal mitteilen, wie wir auf die Steinkohlenzeche Mont-Cenis behandelt werden“, liest Till Beckmann mit dem Zungenschlag des gebürtigen Wanne-Eickelers und gibt sich Mühe, das Unbeholfene der 1887 verfassten Beschwerde an den Kaiser aufzugreifen. Aber gab es das Ruhrpottdeutsch schon? Und was meint der Mann überhaupt in seinem umständlichen Schreiben? Fragen, mit denen sich die Schauspieler wie der Produzent in den letzten Tage zu befassen hatten, in denen sie an der Overwegstraße fünf Texte aufgenommen haben.

Neben dem Brief des Bergmanns waren das die Eindrücke des Reiseschriftstellers Aurel von Jüchen, der 1911 die junge Bergbaustadt Herne besuchte, und ein Anwerbe-Flugblatt von 1908, mit dem man in Ostpreußen Bergleute für das Ruhrgebiet suchte („Die ganze Kolonie ist von schönen breiten Straßen durchzogen, Wasserleitung und Kanalisation sind vorhanden.“) Auch ein Bericht der emigrierten Jüdin Kate Katzki über ihren Besuch im Nachkriegs-Herne ist dabei und die Erinnerungen des Schauspielers Heinz Rühmann an seine Kindheit im Bahnhof Wanne. Sebastian Maier spielt das Rühmann-Band ab. Er hat den von Nils Beckmann gelesenen Text mit Bahnhofsgeräuschen unterlegt, lässt eine Dampflok schnaufen und pfeifen. „Ambiance Sound“ nennt das der Fachmann, so wird die Atmosphäre spürbar. Die Texte werden abschnittsweise aufgenommen, in möglichst langen Passagen, damit sie „wie aus einem Guss“ klingen. Die Regie übernahm jeweils ein anderer Schauspieler für den gerade Lesenden.

VHS-Radiowerkstatt liefert weiteres Hörstück

Um die 20 Minuten dauern die fünf Texte zusammen am Ende, lauschen kann ihnen der Besucher per Kopfhörer, erklärt Ralf Piorr, der als Kurator der stadtgeschichtlichen Ausstellung die Texte ausgewählt hat. Eine zweite Hörstation beliefert Ulf Rommelfanger von der Radiowerkstatt der Volkshochschule. Die O-Töne dafür stammen von Verfolgten des Nazi-Regimes, die Ralf Piorr interviewt hat. Eine Musikstation mit Hits von Jürgen Marcus bis Herne 3 und eine Filmstation ergänzen die Hörstationen.

>>> MEHR INFO ZUM MUSEUM

Das neu konzipierte Heimatmuseum an der Unser-Fritz-Straße wird am Freitag, 28. April, eröffnet.

Dort wird die Stadtgeschichte von Herne und Wanne-Eickel von etwa 1890 bis 1980 in inszenierten Räumen beleuchtet.