Wanne-Eickel/Herne. . Beim Politischen Aschermittwoch im Wanner-Eickeler Mondpalast ließen es Christian Lindner und Wolfgang Kubicki an klaren Worten nicht fehlen.

Darf’s ein bisschen derber sein? Die FDP hat am Mittwochabend im proppenvollen Mondpalast den Politischen Aschermittwoch zelebriert: Parteivorsitzender Christian Lindner und sein Vize Wolfgang Kubicki arbeiteten sich in Wanne mit Blick auf die anstehenden Wahlen in Land und Bund am politischen Gegner und insbesondere an den Grünen und der SPD ab.

Vor 500 Zuschauern im großen Saal des Volkstheaters traten die beiden in unterschiedlichen Rollen auf: Im Plauderton und mit Hand in der Tasche griff Kubicki frontal an und zielte mit sichtbarem Vergnügen auch mal unter die Gürtellinie. SPD-Mann Martin Schulz bezeichnet er als „kleines Wiesel aus Würselen“, NRW-Innenminister Jäger bezichtigt er im Fall Amri der Lüge und der Verzicht auf die Abschiebung von Afghanen ohne Bleiberecht ist für ihn schlicht „ein Missbrauch des Rechtsstaats“.

Stellungnahme zur Inhaftierung von Deniz Yücel

Mit Anekdoten und Witzen erntete der 65-Jährige viele Lacher. Den größten Applaus erhielt er jedoch für sein Statement zur Inhaftierung von Deniz Yücel in der Türkei: „Viele Mitglieder der Bundesregierung haben keine Eier in der Hose. Wenn die FDP in der Bundesregierung wäre, dann dürfte zurzeit kein türkisches Regierungsmitglied den Fuß auf deutschen Boden setzen.“

Klare Aussagen ließ auch Christian Lindner nicht vermissen, der aufgrund eines Auftritts in Coesfeld mit halbstündiger Verspätung in Wanne eintraf. Mit Leidenschaft und Biss, aber pointierter als Kubicki, machte er seine Punkte. Die SPD sei die Partei der sozialen Heuchelei, nicht der sozialen Gerechtigkeit, sagte er und verwies u.a. auf den Umgang mit VW und die Steuerpolitik. Und: „Die Grünen haben in NRW aus der guten Idee der Inklusion eine Ideologie gemacht.“

10. FDP-Treffen am Aschermittwoch in Wanne-Eickel

Dafür gab es am Ende viel Beifall, aber keine Standing Ovations wie noch im Februar beim Mondpalast-Auftritt von Martin Schulz. Der Versuch von Prinzipal Christian Stratmann, die Besucher zum Aufstehen zu animieren, scheiterte grandios. „Das ist ein Haufen“, sagte er halb empört und halb im Scherz.

Für Lokalkolorit sorgten bei der mittlerweile zehnten Auflage des FDP-Aschermittwochs im Mondpalast der FDP-Landtagsabgeordnete und Zeremonienmeister, sprich: Moderator Thomas Nückel sowie die Wanner Band Honey & the Hotshots.

Die besten Zitate des Abends

„Heute ist der Welttag des Kompliments. Sie sind ein wuuunderbaares Publikum!“ Zeremonienmeister (und FDP-Landtagsabgeordneter) Thomas Nückel

„Innenminister Jäger ist nicht die einzige Knalltüte im kraftlosen Landeskabinett.“ Ralf Witzel, FDP-Bezirkschef Ruhr

„Es ist bei der Landesregierung wie beim Blick in den Altglascontainer: überall nur grüne Flaschen.“ Ralf Witzel

„Wir müssen Erfolg wieder wertschätzen, nicht diskriminieren.“ FDP-Vize Wolfgang Kubicki

„NRW-Innenminister Jäger sagt, dass er im Fall Amri bis an die Grenzen des Rechtsstaates gegangen sei. Das ist eine Lüge. Die Grenzen des Rechtsstaats bestimmen Gerichte.“ Wolfgang Kubicki

„Der Radius unserer Besucher beträgt bis zu 150 Kilometer. Ich freue mich, dass wir mit Wolfgang Kubicki heute 450 Kilometer geschafft haben.“ Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann über den Gast aus Kiel

„Wir hatten zwölf Jahre Alternativlosigkeit. Deutschland war narkotisiert durch Angela Merkel.“ FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner

„Wenn SPD dazugewinnt und zehn Mandate mehr hat und die AfD dadurch zehn Mandate weniger, kann ich daran nichts Schlechtes finden.“ Christian Lindner

„Schulz wirkt, auch bei uns. Die FDP hat in den vergangenen vier Wochen 450 neue Mitglieder gewonnen. Soviel wie sonst in fünf Monaten.“ Christian Lindner

„Martin Schulz stellt die Gerechtigkeitsfrage neu. Gut so, diese Debatte wollen wir auch führen. Die SPD ist aber die Partei der sozialen Heuchelei, nicht der sozialen Gerechtigkeit.“ Christian Lindner