Herne. . Ein Großalarm hat Herne am Freitag aufgeschreckt. Bei einer Entrümplung war hochexplosive Pikrinsäure gefunden worden. Spezialisten rückten an.
- Pikrinsäure ist in flüssigem Zustand harmlos, in festem Zustand aber hochexplosiv
- Feuerwehr sperrte die Holsterhauser Straße, es kam zu Verkehrsbehinderungen
- AGR-Mitarbeiter ernteten viel Lob für ihr schnelle und professionelle Reaktion
Herne ist am Freitagmittag von einem Großalarm aufgeschreckt worden. Der Grund: Bei Entrümpelungsarbeiten hatten die Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens AGR die hochexplosive Chemikalie Pikrinsäure gefunden.
Nachdem der Alarm nach 13 Uhr bei der Feuerwehr eingegangen war, rückte diese sofort mit etwa 30 Kräften aus und richtete einen Sicherheitsradius von 50 Metern rund um den Fundort ein und räumte die Häuser, die sich innerhalb dieses Radius befanden. Die Sperrung hatte erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr in der Stadt, denn der Fundort der Chemikalie befand sich genau auf der Ecke Gräffstraße/Holsterhauser Straße. Letztere ist die Hauptverkehrsachse Hernes. Schnell bildeten sich auf Grund der Sperrung Staus auf den umliegenden Straßen, eine Reihe von HCR-Bussen musste umgeleitet werden.
Neben der Feuerwehr - Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr besetzten während der Dauer des Einsatzes die Wachen - waren Polizei und Stadt im Einsatz, um den Sicherheitsabstand zu gewährleisten.
Die etwa 300 Gramm Pikrinsäure, die die AGR-Mitarbeiter gefunden hatten, stellten sich deshalb als hochbrisant heraus, weil die Säure fest geworden war. In diesem Zustand ist sie schon bei kleinen Erschütterungen hoch explosiv. Wird sie flüssig, ist sie harmlos. Pikrinsäure wurde im Ersten Weltkrieg zeitweise als Füllmaterial von Granaten benutzt.
AGR-Mitarbeiter reagierten sofort
„Wir haben uns zunächst telefonisch fachlichen Rat von der analytischen Taskforce in Dortmund geholt“, schilderte Marco Diesing von der Herner Berufsfeuerwehr das Vorgehen. Danach stand die Entscheidung fest, einen Spezialisten des Landeskriminalamtes in Düsseldorf anzufordern, um das weitere Vorgehen zu beraten.
Nach rund einer Stunde trafen die Experten aus der Landeshauptstadt ein. Nach einer ersten Sichtung des gefährlichen Funds „entschärfte“ der Spezialist die Pikrinsäure, indem er sie wieder mit Wasser verflüssigte - im Fachjargon „phlegmatisieren“ genannt. Gegen 15.30 Uhr konnte die Sperrung aufgehoben werden.
Dass es nicht zu einer Detonation mitten in Herne gekommen ist, ist offenbar sowohl der Tatsache zu verdanken, dass der Hauseigentümer mit der AGR ein Spezialunternehmen beauftragt hat, als auch der „super Reaktion“ der AGR-Mitarbeiter, so das Lob von Marco Diesing.
Das Personal, so AGR-Sprecher Michael Block im Gespräch mit der WAZ-Redaktion, werde intensiv geschult und habe einen festen Ablaufplan für Fälle wie am Freitag in Herne.
Die Pikrinsäure werde nun zwischengelagert und gehe später in die Sondermüllverbrennung.