Herne. . Ein Herner Bündnis weist auf die Gefahren durch Mikroplastik in den Meeren hin und fordert ein Verbot.

  • Mikroplastik werden durch Kläranlagen nicht herausgefiltert und landen im Meer
  • Weil Fische die Partikel für Nahrung halten und aufnehmen, landen sie wieder auf dem Teller
  • Marktcheck ergab, dass immer mehr Geschäfte in Herne Geld für Plastiktüten nehmen

Das Aktionsbündnis „Setzt die Segel: Stoppt die Plastikflut“ weist erneut auf die Gefahren von Plastik und sogenannten Mikroplastik (kleiner als 5 Millimeter) in den Meeren hin. Das Bündnis besteht aus der Verbraucherzentrale Herne, Stadt Herne, Entsorgung Herne und dem Project Blue Sea.

„Man kann denken: Was haben wir in Herne mit den Meeren und der Nordsee zu tun?“, fragt Barbara Nickel von der Entsorgung Herne. Die Antwort: eine ganze Menge. Mikroplastik befindet sich in vielen Kosmetikartikeln wie Peelings, Pudern und Lippenstiften. Nach der Anwendung gelangen die Partikel, zum Beispiel über die Emscher, ins Meer. Die Kläranlagen können die Partikel nicht komplett herausfiltern. Die Meeresbewohner verwechseln das Plastik mit Nahrung und nehmen es auf. Problematisch, da Mikroplastik ein Magnet für Umweltgifte sei, erklärt Silke Gerstler von der Verbraucherzentrale Herne. Auf der Oberfläche der Teilchen sammelten sich nach und nach mehr Schadstoffe an, die schlussendlich im Fisch wieder auf unseren Tellern landeten, so Gerstler. In Deutschland gibt es bisher keine gesetzlichen Regelungen zum Verbot in Kosmetika. „Hier wünschen wir uns ein Verbot“, fordert Gerstler.

Tüten: Mehr Geschäfte nehmen Geld

Plastiktüten im Einzelhandel sind ein weiteres Problemfeld laut dem Bündnis. „Wir haben zwei Marktchecks durchgeführt“, erklärt Ralf Krieger von der Stadt Herne, Fachbereich Umwelt und Stadtplanung. Überprüft wurde, zuletzt im November, wie 40 Herner Geschäfte mit Plastiktüten umgehen. Ergebnis: In 63 Prozent der Geschäfte, die Plastiktüten anbieten, müssten Kunden dafür zahlen. Im März waren es 25 Prozent. „Das ist eine deutliche Verbesserung“, urteilt Krieter.

Workshops in Kindergärten und Schulen sind beliebt

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erklärte zuletzt: „Bis 2018 müssen mindestens 80 Prozent aller Tüten kostenpflichtig sein.“ Diese Regelung basiert auf der EU-Richtlinie, die vorsieht den, Plastikverbrauch deutlich zu senken. In Deutschland gilt eine freiwillige Selbstverpflichtung. „Vor allem in Apotheken und Parfümerien werden noch Plastiktüten kostenfrei mitgegeben“, sagt Gerstler. Der Staat sei gefordert, falls die freiwillige Verpflichtung nicht funktioniere, fordert Krieter. Das Bündnis empfiehlt Mehrwegtaschen, Papiertüten seien keine empfehlenswerte Alternative.

Das Interesse an ihrer Arbeit sei groß, so Gerstler. Vor allem in Schulen, und Kindergärten seien die Workshops und Seminare der Gruppe beliebt. „Wir sind ja keine Langeweiler, sondern haben auch Action dabei“, sagt Nickel zu den Workshops.

>> WEITERE INFORMATIONEN:

In Workshops stellt die Gruppe u.a. selber Kosmetikprodukte her, natürlich ohne Mikroplastik. Dazu gehören die Körperbutter aus Shea- und Kakaobutter sowie Mandelöl.

Im April treffen sich in Herne die kommunalen Abfallexperten aus dem Umkreis. Beim „Fachaustausch Abfall“ referiert auch das Bündnis zum Thema Plastik. Das Forum findet jährlich in einer anderen Kommune statt.