Herne/Bochum/Witten. Ein anonymer Brief mit Folgen: Die Bochumer Polizeiführung hat bei „Stichproben“ in allen Wachen Alkohol gesucht - und ist fündig geworden.
- Nach Dienstschluss soll auf Bochumer Polizeiwache Bier in größeren Mengen getrunken worden sein
- Polizeipräsidium leitet nach anonymem Brief interne Ermittlungen ein
- Bei Kontrollen in Polizeiwachen in Herne, Witten und Bochum wird Alkohol gefunden
Einen anonymen Brief hat die Polizeispitze in Bochum vor zwei Wochen erhalten. Der Verfasser – er gab sich als Polizeibeamter aus – berichtet darin nach WAZ-Informationen, dass auf der Polizeiwache Bochum Ost in Langendreer nach Dienstschluss Alkohol konsumiert werde und Kollegen anschließend betrunken Auto führen. Die Polizei hat interne Ermittlungen eingeleitet; am Mittwoch soll auch die Staatsanwaltschaft Bochum informiert werden. Außerdem wurden „Stichproben“ in allen weiteren Polizeiwachen durchgeführt.
„In Diensträumen ist das Trinken von Alkohol streng untersagt“, sagt Kerstin Wittmeier am Dienstag im Gespräch mit der WAZ. Deshalb sei sie nach Eingang des Briefes umgehend aktiv geworden. Bei einer Stichprobe in der Wache Bochum Ost seien dann auch „mehrere Flaschen Bier“ gefunden worden, berichtet Wittmeier.
Polizeipräsidentin ist enttäuscht
Bei Kontrollen in Gemeinschaftsräumen und Kühlschränken aller insgesamt acht Wachen in Herne, Witten und Bochum seien sie ebenfalls auf Alkoholika in unterschiedlichen Mengen gestoßen: von einer „abgelaufenen“ Flasche Bier über mehrere Flaschen Bier bis hin zu zwei Flaschen mit hochprozentigem Alkohol. „Das war für uns sehr enttäuschend“, sagt die Polizeipräsidentin. Spinde seien nicht geöffnet worden.
Dass Polizisten nach Dienstschluss mal zusammen ein Bier tränken, sei sogar zu begrüßen. „Ein Polizist ist kein Einzelkämpfer. Das Miteinander und der Teamgeist sind wichtig“, sagt Kerstin Wittmeier. Aber: Alkoholkonsum in Diensträumen – „das geht gar nicht!“
Unmut innerhalb der Polizei
Ihre Behörde nehme den Hinweis auch deshalb sehr ernst, damit in der Bevölkerung gar nicht erst ein falscher Eindruck entstehe. „Wir machen in vielen Bereichen einen Super-Job und sind erfolgreich“, sagt die Polizeipräsidentin. Deshalb wäre es schade, wenn die Polizei durch solche Vorfälle in „ein falsches Licht“ gerückt werde.
Nach WAZ-Informationen hat das konkrete Vorgehen der Polizeispitze intern auch zu Unmut geführt. Grund: Die Kontrollen sind nur in Wachen, nicht aber bei der Kriminalpolizei und in der Polizeiverwaltung durchgeführt worden. Sie hätten zunächst die Wachen in den Blick genommen, so Wittmeier zur WAZ, weil es hier einen konkreten Hinweis gegeben habe.
Kritik am Verfasser des Briefs
Was sagt die Gewerkschaft der Polizei (GdP)? Auch er habe vor 25 Jahren als Polizeibeamter auf der Wache Wanne-Eickel direkt nach dem Spät- oder Nachtdienst mal eine Flasche Bier getrunken, sagt Arnold Plickert, NRW-Chef der GdP, auf Anfrage. Er habe dies nicht verwerflich gefunden, weil dies in von der Öffentlichkeit abgeschirmten Sozialräumen geschehen sei. Alkohol im Dienst und am Steuer sei aber natürlich abzulehnen. Was Plickert in diesem speziellen Fall stört: „Ein Polizeibeamter hat eine Waffe und schießt auf Menschen. Dann muss er auch einen Arsch in der Hose haben und einen solchen Brief mit Namen unterzeichnen.“