Herne. . Die EvK-Klinik für Pneumologie ist als Zentrum für Infektiologie zertifiziert worden: Ziel ist es, das Wissen um Infektionen zu verbessern.

  • Beim Thema Infektionen gibt es in Deutschland einen Nachholbedarf
  • Noch werden zu viele Antibiotika verschrieben
  • Mit der Zertifizierung sind Beratungen und Fortbildungen für Ärzte verbunden

Die Klinik für Pneumologie des Evangelischen Krankenhauses in Eickel ist von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie als Zentrum in Infektiologie zertifiziert worden - als eins von 25 in Deutschland und eins von drei im Ruhrgebiet (neben Essen und Dortmund).

Um die Bedeutung dieser Zertifizierung einordnen zu können, muss man einen Blick in die Medizinhistorie werfen. „Beim Erkennen und Behandeln von Infektionen gibt es in Deutschland einen großen Nachholbedarf“, erläutert Chefarzt Professor Santiago Ewig. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die Disziplin der Infektiologie wegen der immer besseren Beherrschung der Tuberkulose und dem Aufkommen von Antibiotika in den Hintergrund gerückt. Ins Bewusstsein zurückgekehrt ist die Infektiologie mit dem vermehrten Auftreten von Antibiotika-Resistenzen.

Gezielte Therapien können Resistenzen verhindern

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A © Ralph Bodemer

In dieser Hinsicht hat Prof. Ewig eine klare Meinung: Immer noch würden zu viele Antibiotika verschrieben. Im ambulanten Bereich sähen sich Ärzte einem hohen Erwartungsdruck der Patienten ausgesetzt, in Krankenhäusern gebe es nicht genug Kenntnisse, wie man Antibiotika einsetzt. „In der Ausbildung ist das fast nur ein Nebenfach, es gibt erheblichen Schulungsbedarf in der Breite“, so Ewig. Bei einer gezielten Therapie könne man Resistenzen verhindern. Im Grundsatz gelte, dass Antibiotika ein zweischneidiges Schwert seien. Einerseits eliminieren sie bestimmte Keime, andererseits können andere Keime sich länger halten.

Die Vernetzung der Abteilungen ist wichtig

Mit der Zertifizierung soll das Wissen in diesem Bereich verbessert werden. Es sollen Fortbildungen durchgeführt sowie gemeinsame Standards und Prozesse festgelegt werden. Wichtig, so Ewig, sei auch die Vernetzung aller Abteilungen innerhalb des Krankenhauses, denn in allen Disziplinen sei der Umgang mit Infektionen ein Teilaspekt der Arbeit. Ein weiterer Baustein der Zertifizierung ist die sogenannte „Antibiotic Stewardship“. Hinter dem englischen Begriff verbirgt sich so etwas wie eine Antibiotikaberatung für jenen Arzt, der auf den Krankenstationen die Patientenvisite durchführt. Bereits im EvK etabliert sei die Beratung in Einzelfällen. „Hat ein Chirurg beispielsweise ein Problem mit einer Infektion, können wir Ratschläge geben“, so Ewig.

Fernziel sei es, dass alle Kliniken später Experten für den Umgang mit Infektionen haben, um so auch die Möglichkeiten der Vorbeugung sicherzustellen.