Herne. . Der SV Holsterhausen soll an der Wiesenstraße einen Kunstrasen erhalten. Arminia fürchtet das Aus fürs Horststadion und kritisiert die Stadt.
- Politik soll Dienstag neuen Kunstrasenplatz für SV Holsterhausen an Wiesenstraße beschließen
- Arminia Holsterhausen befürchtet Aus fürs Horststadion und eigene Jugendarbeit
- Holsterhauser SPD-Chef kritisiert die Stadt, Grundschulen setzen sich fürs Horststadion ein
Der Sportausschuss soll am Dienstag auf Vorschlag der Stadt den Bau eines Kunstrasenplatzes auf der Anlage des SV Holsterhausen an der Wiesenstraße beschließen. Für Arminia Holsterhausen und das Horststadion wäre dieser Beschluss gleichbedeutend mit einem „Tod auf Raten“, sagt Arminia-Vorsitzender Beatus Ille und kritisierte das Vorgehen der Stadt.
Dass eine der Anlagen geschlossen wird, steht seit dem Beschluss über die Anpassung der Sportplatzlandschaft fest. Holsterhausen sollte eigentlich erst ab 2020 eine Rolle spielen. Die Vereine signalisierten aber die Bereitschaft, einen der beiden Plätze aufzugeben. Im Gegenzug sollte die Stadt auf dem dann gemeinsamen Platz einen Kunstrasen bauen. Welche Anlage das sein soll, ließen die Vereine offen.
Vorwurf: Stadt war von Anfang an gegen Horststadion
Nach Einschätzung von Arminia-Chef Ille habe für die Stadt von Anfang an festgestanden, dass das Horststadion an der Gartenstraße aufgegeben werden soll, um es für die Wohnbebauung verwerten zu können. Die Stadt und Sportausschussvorsitzender Kai Gera (SPD) bestreiten dies. Unbestritten ist, dass die Stadt einige Grundstücke der aufzugebenden Sportanlagen verkaufen muss, um neue Kunstrasenplätze zu finanzieren. Ebenso klar ist, dass sich die SV-Anlage wohl gar nicht und das Horststadion sehr gut für Wohnbebauung vermarkten ließe.
Sportdezernent Johannes Chudziak weist darauf hin, dass Arminia im Laufe der Debatte die Position geändert habe. Ille bestreitet dies. „Vielleicht waren wir zu Beginn etwas naiv“, sagt der Arminen-Vorsitzende. Aber: Die Intention des Vereins sei stets gewesen, die für Holsterhausen beste Lösung zu finden. Das sei nun mal das Horststadion.
SPD hebt soziale Funktion des Sportplatzes hervor
Dieser Meinung ist auch Holsterhausens SPD-Chef Heinrich Schmidt. Er hebt die besondere soziale Funktion der Fußball- und Leichtathletikanlage für den Stadtteil hervor. Der Sportplatz Wiesenstraße liege dagegen nicht mal in Holsterhausen, sondern in Baukau, so Schmidt.
Auch die Holsterhauser Grundschulen Horst- und Sonnenschule haben sich in einem Brief an die Stadt fürs Horststadion eingesetzt. „Mit Entsetzen erfuhren wir durch die Presse, dass es Überlegungen zur Schließung des Horststadions gibt“, heißt es im Brief der Horstschule. Die Anlage werde weiterhin „dringend benötigt“. Das gelte auch für die Sonnenschule, so die kommissarische Schulleiterin Kristine Wagener.
SV Holsterhausen will für Kunstrasen Kredit aufnehmen
Sportdezernent Chudziak betont, dass das Horststadion ja zunächst erhalten bleibe und über die Zukunft erst nach 2020 entschieden werde. Für Arminia steht aber außer Frage, dass der Bau eines Kunstrasens auf dem SV-Platz für sie der Anfang vom Ende wäre. „In fünf, spätestens in zehn Jahre würden wir keine Jugendabteilung mehr haben“, so Beatus Ille. Dieses Schicksal hätten auch andere Vereine erlitten, in deren Umgebung die für Kinder und Jugendliche attraktiven Kunstrasenplätze errichtet worden seien. „Die Stadt lässt uns ausbluten“, so sein Vorwurf. Auch SPD-Mann Schmidt übt Kritik: „Die Stadt schafft mit der Entscheidung im Sportausschuss Fakten.“
SV Holsterhausen plant derweil die Kunstrasen-Zukunft. Wenn die Politik grünes Licht gibt, will sich der Verein an den Baukosten beteiligen. Heißt: Die Stadt überweist 171 000 Euro, der Club bringt 200 000 Euro über einen Kredit auf. Während der Kreditlaufzeit von zehn Jahren gibt es von der Stadt Zuschüsse. Eine gemeinsame Lösung für Arminia und SV im Horststadion wäre finanziell aufgrund der hohen Investitionskosten nicht zu stemmen gewesen, so SV-Vorsitzender Erwin Kendlik.
Brief der Horstschule an der Stadt
Die Horstschule hat einen Brief an die Stadt geschrieben, weil sie das Aus fürs Horststadion an der Gartenstraße befürchtet. Der Brief im Wortlaut:
„Sehr geehrte Damen und Herren, mit Entsetzen erfuhren wir durch die Presse, dass es Überlegungen zur Schließung des Horststadions gibt. Das ist für uns ziemlich unverständlich. Seit vielen Jahren wird das Horststadion von unserer Schule unseren Nachbarschulen und natürlich den Vereinen regelmäßig für sportliche Aktivitäten genutzt.
Wir möchten als Schulgemeinde wie folgt Stellung beziehen:
– Wir benötigen das Horststadion zur Durchführung des Sportunterrichts (besonders für leichtathletische Inhalte) von Frühling bis Herbst. Besonders die Laufbahn ist hier von immenser Bedeutung. Es ist wichtig, dass die Kinder Läufe über längere Distanzen durchführen. Dadurch fördern wir Ausdauer und Kondition, eine Grundlage für viele weitere Sportarten.
– Eine 400m-Laufbahn ist nur im Horststadion für die Kinder der Horstschule zu erreichen.
– Wir benötigen das Horststadion dringend als weitere Sportstätte für einen qualifizierten Sportunterricht.
– Unser jährliches Sportfest findet traditionell unter großer Beteiligung der Elternschaft im Horststadion statt. Die Atmosphäre eines richtigen Stadions vermittelt dabei den Kindern eine besondere sportliche Wertschätzung, die kein Schulgelände bieten kann, Damit wollen wir nicht nur erreichen, dass Kinder einen tollen Tag erleben, sondern sehen dies als eine Kontaktaufnahme für sportliche Aktivitäten auch am Nachmittag bzw. im Freizeitbereich. Die Vernetzung des Schullebens mit dem Freizeitbereich, insbesondere im Zeitalter der neuen Medien und der damit einhergehenden bewegungsarmen Gesellschaft, ist enorm wichtig, um eine gesunde Lebensführung zu fördern.
– Hinsichtlich des Zuzugs vieler neu zugewanderten Familien in den Stadtteil Holsterhausen gelingt Integration vor allem über sportliche Ereignisse. Dies bezieht sich nicht nur auf den Schulsport, sondern auch auf sportliche Aktivitäten im Nachmittagsbereich. Viele Kinder unserer Schule nutzen das Stadion auch nachmittags. Angesichts der immer weniger werdenden Spielräume für Kinder, finden sie dort einen geschützten Bereich, in dem sie zahlreiche Bewegungsmöglichkeiten haben.
– Wir solidarisieren uns auch mit der Erich-Fried-Gesamtschule und der Sonnenschule, die das Horststadion ebenfalls für sportliche Aktivitäten nutzen.
– Die Vereine, die im Horststadion aktiv sind (vor allem „Arminia Holsterhausen“), leisten einen entscheidenden Beitrag zu einem gelungenen Stadtteilleben. Es sollte ihnen weiterhin eine Sportstätte im Stadtteil zur Verfügung stehen, damit die Kinder die Wege dorthin selbstständig bewältigen können. Nicht alle Eltern haben die Möglichkeit, ihre Kinder mehrfach in der Woche mit dem Auto zum Training zu fahren.
Wir, Eltern, Lehrerinnen / Lehrer, Mitarbeiterinnen / Mitarbeiter und Schülerinnen und Schüler der Horstschule, fordern den Erhalt des Horststadions.“