Herne. . Die Frühschwimmer waren seit dem Brand des Wananas im Hallenbad Eickel beheimatet. Nun geht es dorthin zurück, und das alte Hallenbad schließt.
Noch eine Bahn kraulen, dann schnell unter die Schwalldusche und umziehen - die Uhr bewegt sich auf die Acht zu. Seit 6.30 Uhr ziehen die Frühschwimmer schon ihre Bahnen. Jetzt kämen normalerweise die Schulklassen. Weihnachtsfeiern in den Schulen verhindern das jedoch heute. Es ist einer der letzten Tage im Hallenbad Eickel.
Seitdem das alte Wananas-Schwimmbad 2011 abbrannte, haben die Frühschwimmer im Hallenbad Eickel eine neue, vorübergehende, Heimat gefunden. Michael Mückrin (63) vom Stadtsportbund Herne überwacht das Treiben im kühlen Nass vom Beckenrand aus. Gemeinsam mit seinem Kollegen Markus Belker (54) ist er für die Sicherheit der Badegäste zu dieser Zeit zuständig. „Rund 40 bis 50 Schwimmer besuchen morgens das Bad, zwischen Montag und Samstag“, sagt Belker.
Freundliches Miteinander zählt
Eine Besucherin ist Gabriela Lefeld (41). Sie schätze vor allem das freundliche Miteinander in der Frühschwimmer-Gruppe. „Wir sind wie eine Familie“, sagt sie, „es sind immer die gleichen in unserer Gruppe“. Um 6.30 Uhr beginnt Lefeld mit dem Sport, ungefähr eine Stunde lang zieht sie ihre Bahnen. Markus Willems (53) kommt gerade frisch geduscht aus der Kabine:„Morgens ist man fitter, abends habe ich meistens auch Termine.“
Zurück zu Mückrin und Belker: Am Ein-Meter-Brett zieht sich ein älterer Herr, Heinz Gertz, zum Klimmzug hoch, und das nicht nur einmal. Währenddessen schwimmen die übrigen zehn Damen und Herren um halb Acht ihre letzten Züge. „Einen Notfall hatten wir zum Glück noch nicht“, sagt Belker. Eingreifen mussten sie bei dieser Gruppe niemals. Rückrin ist in Wanne-Süd geboren, lernte das Schwimmen hier in diesem Bad. „Schade, dass die Zeit zu Ende geht“, sagt er wehmütig, „das Bad ist für den Sport ideal.“ Er kritisiert, dass es immer mehr Freizeitbäder gebe, wo die Kinder planschen können, aber eine richtige Schwimmausbildung bliebe auf der Strecke. „Schwimmen ist was anderes als sich über Wasser zu halten“.
Frühschwimmer: Vom gleichen Schlag
Frühschwimmer seien vom Charakter alle gleich, so Rückrin, ob in Wanne-Eickel oder in Dornumersiel. „Das sind keine Trinker, sie wollen gezielt eine Stunde Sport machen, dann sind sie wieder weg.“ Die Herzlichkeit der Menschen sei groß, wenn jemand länger nicht dabei gewesen sei, dann frage man nach. Wenn sich die Kollegen jedoch in der Stadt treffen, dann kann es schon mal zu Verwirrungen kommen. „Ich sehe die Leute ja nur halbnackt, im Bikini und in der Badehose“, erzählt Rückrin, „die erkenne ich in Kleidung und mit trockenen Haaren gar nicht“. Rudi Schwarz kommt aus dem Becken gestiegen.
Er verabschiedet sich für heute. Der sportliche 81-Jährige ist seit 1956 dabei, zwei Jahre nach der Eröffnung des Hallenbads 1954. Eine Urgestein. Seine Leidenschaft für das Schwimmen lebe er am liebsten sehr früh morgens aus. Er schätze vor allem die tolle Gemeinschaft der Frühschwimmer. Nun geht auch für ihn zurück ins Wananas. Das gilt auch für die beiden Aufseher. Belker fotografiert zum Abschied die Mosaikkunst an den Wänden des Hallenbads. Inzwischen, kurz vor acht Uhr, ist das Becken leer. Die jüngste Teilnehmerin - „Mitte 20“ tippt Belker - macht sich auf den Heimweg, genauso wie die älteste Schwimmerin, 93 Jahre alt. Sie werden sich bei der Eröffnung des Wananas wiedersehen - im Morgengrauen, am 9. Januar. Dann starten die Frühschwimmen wie immer: um 6.30 Uhr.