Herne. . In der Fleischerei und im Café Weber in Wanne-Eickel steht ein Wechsel an: Mit Rainer Weber übernimmt die sechste Generation den Betrieb..
- In der Fleischerei und Café Weber übernimmt mit Rainer Weber die sechste Generation das Traditionsunternehmen
- Betrieb hat eine wechselvoll Geschichte hinter sich, die 1806 in Posen begann
- Künftiger Chef hat keine Angst vor den Discountern in Wanne-Eickel
Es riecht verführerisch nach Buchenholz-Rauch und sehr deftig – da läuft einem das Wasser im Munde zusammen. Rainer Weber öffnet eine kleine Türe, und da hängen sie in Reih und Glied: frische, leckere Mettwürstchen. Das beweist eine kleine Kostprobe.
Beim Rundgang durch die Wurstküche gibt es viele interessante Arbeitsgeräte zu entdecken. Und die sind vor allem eines: groß. „Das ist unser Cutter, dort vorne, das ist ein Fleischwolf, dahinter steht der Wurstfüller“, erklärt der 50-jährige Wanner. Diese drei Arbeitsgeräte brauche man für die Herstellung von Wurstwaren. Seine Metzgerei ist die letzte inhabergeführte in Wanne-Mitte. „Wir machen hier alles noch selbst, unsere Renner sind Kochschinken, Mettwurst und Griebenschmalz“, erläutert der gelernte Fleischer.
Bruder Robert zog es nach Berlin
Sein Handwerk beherrscht er, und darauf ist er stolz: „Mein Bruder und ich haben beide mit Auszeichnung abgeschlossen.“ Allerdings schmeißt er den Betrieb mit seiner Mutter inzwischen alleine. Vater Gerhard verstarb vor zwei Jahren, und Bruder Robert zog es nach Berlin, dort ist er als Arzt tätig.
Anfang Januar steht ein kleiner Neuanfang an, dann wird Rainer Weber offiziell das elterliche Geschäft übernehmen. Die Traditionsfleischerei in der Heinestraße 4 ist bei alteingesessenen Wannern bestens bekannt. Mutter Irmgard steht mit rüstigen 75 Jahren immer noch hinter dem Verkaufstresen. Seine Eltern hätten eine perfekte Basis für ihn, inzwischen in sechster Generation tätig, geschaffen, sagt Weber.
Der erste Betrieb war in Posen
Viele alte Bilder hängen in der Arbeitsküche: schöne Erinnerungen, meint Irmgard Weber. Zwei Generationen lang, ab 1806, hatten die Vorfahren einen Betrieb in Posen, 1922 siedelten sie nach Wanne über und tauschten die Fleischerei mit einem polnischen Metzger, der zurück in seine Heimat wollte. Auf die alten, überlieferten Rezepte greifen die Webers noch heute zurück, das wüssten auch die vielen Stammkunden zu schätzen.
Das Geschäft florierte, bis auf einen Stillstand nach dem Zweiten Weltkrieg, über Jahrzehnte sehr gut. 1993 eröffnete die Familie Weber gleich nebenan ein Café im Wiener Stil, eine perfekte Ergänzung zur Fleischerei. Der Mittagstisch werde bis heute sehr gut angenommen. Eine gute Entscheidung habe man damals getroffen, resümiert Weber.
Konkurrenz durch Discounter sieht er sportlich
Die Konkurrenz durch Supermärkte und Discounter ist zwar nicht zu übersehen in der Wanner Innenstadt. Aber das sieht der Metzgerssohn eher sportlich. „Qualität ist die erste Voraussetzung für den Fortbestand meiner Fleischerei. Ich muss hart dafür arbeiten, in den heutigen Zeiten ist es nicht leicht. Ich bin ein Idealist, ich liebe meine Arbeit viel zu sehr, als jetzt das Handtuch zu schmeißen“, sagt er mit Überzeugung.
Eine neue Idee reift bereits in seinem Kopf, sei aber noch nicht spruchreif. So denke er gelegentlich über einen Außer-Haus-Service nach, werde den Gedanken aber erst mal reifen lassen und im nächsten Jahr abwägen, was er investieren müsse und ob die sich Auflagen und Aufwand lohnten. Bis dahin macht Rainer Weber erst einmal so weiter wie bisher: mit leckerer Wurst, Fleisch, Suppen, Partyservice, Mittagstisch und dem Cafébetrieb.