Herne. . Die Jugendfilmtage thematisieren zwei Tage lang Nikotin und Alkohol. Die Schüler sollen dort abgeholt werden, wo sie ihr Lebensumfeld haben.

  • Jugendfilmtage in Herne thematisieren zwei Tage lang die Alltagsdrogen Nikotin und Alkohol
  • Ausgewählte Filme sollen den Schülern einen niederschwelligen Zugang geben
  • Aktionen und Gespräche sowie die Nachbearbeitung im Unterricht runden das Programm

Eine Flasche Bier hier, einen Zug an der Shisha da: Für viele Jugendliche gehören Alkohol und Nikotin zum Wochenende – für wenige von ihnen sind sie täglicher Genuss. Die Gefahren, die dahinter lauern, werden oft unterschätzt. Nicht zuletzt, weil Alkohol und Nikotin in Filmen und im Freundeskreis verharmlost werden. Dass es auch andere Fälle gibt, zeigten die Beispiele bei den Jugendfilmtagen in der Filmwelt.

Es sei wichtig, die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie in ihrem Alltag seien, sagte Oberbürgermeister Frank Dudda zur Eröffnung: „Es ist gut, neue Zugangswege mit niedriger Einstiegsschwelle zu diesen Themen zu finden.“ Peter Lang von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fügte hinzu: „Wenn Jugendliche das Thema durch realitätsnahe Filme vermittelt bekommen, ist das nachhaltiger als Vorträge, die sagen ,Du musst’“. Aus diesem Grund touren die Jugendfilmtage, organisiert von der BZgA, durch Deutschland und leisten Präventionsarbeit.

Filme als Suchtprävention

Genau deshalb wurden Filme gewählt, die unterhaltsam, aber auch ernst das Thema Sucht und den Konsum von Alkohol und Nikotin und die Folgen beleuchten. Der Eröffnungsfilm hieß „Zoey“ und richtete sich an die siebten Klassen der Herner Schulen. Zoeys Eltern leben getrennt, ihr Vater ist Alkoholiker. Nach einem Entzug will die 14-Jährige ihm helfen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Doch das ist nicht immer ganz leicht, denn der Alkohol wird immer wieder zur täglichen Verführung.

Alkohol spielt auch in den anderen gezeigten Filmen eine Rolle. Sie thematisieren Parties, Exzesse und Lebensumfelder, die immer wieder Druck auf die Beteiligten ausüben.

Viele Jugendliche zeigten sich bei der gestrigen Eröffnung der Jugendfilmtage durchaus am Thema interessiert. „Klar wusste ich, was Rauchen ist, aber was Nikotin im Körper anstellen kann, war mir neu“, sagt die zwölfjährige Janina. Sie wächst in einem Raucherhaushalt auf, kann sich aber nicht vorstellen, selbst einmal zu rauchen. „Das ist total eklig und ungesund mit so viel Gift im Körper.“ Ihre Freundinnen stimmen ihr zu. Aber ob die Prävention nachhaltig wirkt, wird sich bei ihnen erst in einigen Jahren zeigen. Wie es ist, betrunken zu sein, konnten die Schüler in einem Parkours mit einer besonderen Brille ausprobieren. Dabei fiel auf: Gerade laufen oder Gegenstände aufsammeln fällt damit ziemlich schwer.

Herne liegt nicht im Durchschnitt

Die Sucht-Präventionsarbeit von Bund und Gemeinden zeige Erfolge, so die BZgA. Zwar seien die Zahl der Abhängigen bundesweit gesunken, doch Herne liege immer noch über den Bundesdurchschnitt. So nähmen 16 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Herne regelmäßig Alkohol zu sich und 12 Prozent rauchten regelmäßig. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 10 bzw. 7,8 Prozent.

Da mittlerweile Kunst und Kultur ebenfalls das Thema Sucht in den Fokus vieler Werke gelegt haben, würde sich Oberbürgermeister Dudda freuen, wenn sich die Jugendfilmtage in Zukunft auch mit den Themen Internet- und Magersucht beschäftigen.

Die diesjährigen Jugendfilmtage werden heute beendet. Bis dahin haben sie rund 800 Schüler erreicht. Die Thematik soll im Nachhinein im Unterricht aufgearbeitet werden.