Herne. . Seit eineinhalb Jahren gibt es in Herne das Strickcafé. Zu Weihnachten haben die geflüchteten Frauen nun Wintersachen für Obdachlose gestrickt.

  • Ursula Alexander und Ulrike Stolba arbeiten mit den Frauen im Strickcafé
  • Handarbeit gibt Frauen die Gelgenheit, offen über Sorgen und Nöte zu sprechen
  • Einige Mitglieder der kleinen Handarbeitsgruppe wurden bereits abgeschoben

Selten profitieren so viele Menschen von einem einzelnen Engagement: Vor rund eineinhalb Jahren haben Ehrenamtliche der Caritas im Gemeindehaus St. Marien Eickel ein Strickcafé für Flüchtlingsfrauen ins Leben gerufen. Seither treffen sie sich jede Woche und stricken, zunächst für den Eigenbedarf und mittlerweile auch für andere. Die Frauen aus Syrien, Armenien, Albanien und dem Kosovo finden in der Gruppe Halt, können sich austauschen und haben in Ursula Alexander und Ulrike Stolba von der Caritas immer verständnisvolle Ansprechpartnerinnen. Zu Weihnachten haben die Frauen Mützen und Schals für Obdachlose gestrickt.

„Was wir schnell festgestellt haben, ist, das Stricken oder Handarbeiten international sind und schnell eine Verbindung schaffen“, erklärt Ursula Alexander. Die meisten Frauen konnten stricken, einigen haben es erst im Strickcafé gelernt. „Viele kennen ganz tolle Muster, so dass wir ebenfalls dazu lernen konnten.“

Einige Frauen wurden bereits abgeschoben

Anfangs seien rund 16 Frauen zum wöchentlichen Stricktreff gekommen, mittlerweile sind es um die sechs. „Wir wollten Frauen etwas außerhalb des Flüchtlingsheims anbieten, wo sie sich beschäftigen können und sich frei bewegen können“, so Ursula Alexander. Viele seien zunächst schüchtern und ängstlich gewesen. „Es ist toll, wie sie sich hier nach und nach öffnen, Sorgen offen ansprechen, lachen und Spaß haben“, ergänzt Ulrike Stolba. „Umso schlimmer finde ich, dass einige Frauen mittlerweile wieder abgeschoben wurden.“

Die drei Frauen, die an diesem Dienstag im Gemeindehaus stricken, wissen ebenfalls noch nicht, ob sie mit ihren Familien in Deutschland bleiben dürfen. Sie sind seit knapp zwei Jahren da und warten auf eine Entscheidung. Nichtsdestotrotz schmieden sie Pläne, besuchen kostenfreie Sprachkurse und versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen.

In Armenien als Schneiderin gearbeitet

„Mein Mann wurde in unserer Heimat bedroht, deshalb sind wir nach Deutschland gekommen“, sagt Hasmik Kirakosyan, die drei Kinder hat. In Armenien hat sie als Schneiderin gearbeitet, ihr Mann als Maler. „Ich hoffe, das wir bleiben können und ich bald wieder arbeiten darf.“

Sadij Toverlani hat schon eine Zeit in Deutschland gelebt, musste dann aber zurück in den Kosovo. Ihr Sohn ist hier geboren und er ist auch der Grund, warum sie wieder zurückgekommen sind: „Er ist krank und im Kosovo kann man ihm nicht helfen.“ Shqipe Biba ist ebenfalls aus dem Kosovo geflüchtet.

Von der Familie des Mannes bedroht

„Ich wurde von der Familie meines Mannes bedroht“, erklärt sie. In Deutschland eskalierte die Situation, ihr Mann ist mittlerweile wieder im Kosovo, die junge Mutter zweier Kinder verbrachte einige Monate im Frauenhaus. „Ich hoffe sehr, dass ich bleiben darf.“ Shqipe Biba war in ihrer Heimat Hausfrau, möchte aber gerne eine Ausbildung machen, arbeiten.

Ursula Alexander und Ulrike Stolba freuen sich über die Begeisterung der Frauen. „Es ist so toll, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken mitmachen“, betonen beide. „Sie sind uns sehr ans Herz gewachsen.“ Viele der syrischen Frauen seien zurzeit in Sprachkursen, kämen aber immer wieder vorbei.

Lob für das Engagement

Mit den Strickarbeiten für die Obdachlosen haben die Frauen im Strickcafé im September begonnen. Das Obdachlosenfrühstück ist ebenfalls ein Angebot der Caritas, bei dem Wohnungslose sich einmal pro Woche zum gemeinsamen Frühstück treffen.

„Vor Weihnachten bekommen sie immer ein Geschenkpaket mit Lebensmitteln, Süßem und einer Überraschung“, erklärt Ursula Alexander. Außerdem kommen Mützen und Schals in das Paket: „Ich finde es toll, dass unsere Flüchtlingsfrauen sich so für die Obdachlosen vor Ort einsetzen“, betont Ulrika Stolba und ergänzt stolz: „Unsere Frauen haben sich wirklich die Finger wund gestrickt.