Herne. . Der junge Syrer Rezan Shaabo arbeitet dank einer Fördermaßnahme im Eickeler Friseursalon von Holger Schnarre. Im Sommer beginnt seine Ausbildung.
- Syrer Rezan Shaabo arbeitet dank einer Fördermaßnahme im Friseursalon Schnarre in Eickel
- Im nächsten Jahr soll der 27-Jährige dort eine Ausbildung beginnen
- Friseurmeister Schnarre appelliert an Arbeitgeber, jungen Menschen eine Chance zu geben
Vor einigen Wochen stand plötzlich der junge Syrer Rezan Shaabo im Friseursalon von Holger Schnarre an der Harkortstraße und erkundigte sich nach dem Weg zu einer Straße in Wanne. Aus der lockeren Anfrage ist ein festes Arbeitsverhältnis geworden.
Der Friseurmeister hat den 27-jährigen Kurden mittlerweile über eine Einstiegsqualifizierung der Agentur für Arbeit eingestellt. Und ab August 2017 soll Rezan Shaabo dann eine „richtige“ Ausbildung in dem Eickeler Salon beginnen.
Zunächst in Pizzeria gejobbt
„Ich glaube, dass Rezan mit dem Hintergedanken in den Salon gekommen ist, sich nach Möglichkeiten für eine Ausbildung zu informieren“, sagt Schnarre und lacht. Schließlich stehe am Eingang der Hinweis „Ausbildungsbetrieb“.
So oder so: Beim Erstkontakt blieb es nicht. „Man merkt sofort, ob jemand Talent fürs Haareschneiden hat oder nicht“, sagt der Friseur, der seit 20 Jahren an der Harkortstaße ansässig ist. Und Rezan besitze dieses Talent. Das liegt offenbar in der Familie: „Mein Onkel ist Friseur in Eindhoven“, erzählt der Syrer, der vor viereinhalb Jahren vor kriegerischen Auseinandersetzungen in seiner Heimat nach Deutschland geflüchtet ist. Die Eltern und einer von vier Brüdern lebt nach wie vor in Syrien.
Haariges Ehrenamt in der Notunterkunft
Zu Schere und Kamm hatte Rezan Shaabo bisher aber weniger gegriffen. In Syrien sei er in der Landwirtschaft beschäftigt gewesen, erzählt er. Und nach seinem Umzug vom Aufnahmelager Detmold in Ostwestfalen nach Herne habe er zunächst als Küchenhilfe für eine Wanner Pizzeria und später als Pizza-Taxi-Fahrer gearbeitet.
Die Offenheit von Holger Schnarre (51) gegenüber Rezan Shaabo und Flüchtlingen kommt nicht von ungefähr. Im vergangenen Jahr entschied sich der Friseur dazu, in der Notunterkunft im Sportpark Eickel ehrenamtlich aktiv zu werden. „Ich habe mich gefragt: Was kannst du gut?“ Die Antwort war schnell gefunden: Haare schneiden!
Programm nicht nur für Geflüchtete
Und so packte er im vergangenen Jahr an mehreren Montagen — traditioneller Ruhetag im Salon – am Morgen sein Frisierwerkzeug ein und schnitt Flüchtlingen in der Sporthalle Wanne-Süd bis zum Abend die Haare. Die Aktion löste ein großes Hallo aus: „Das ist gut angekommen.“
Holger Schnarre will über die WAZ auch an andere Arbeitgeber appellieren, jungen Menschen über eine Einstiegsqualifizierung (siehe Kasten) eine Chance zu geben. Der Appell bezieht sich aber nicht nur auf die Personengruppe der jungen Flüchtlinge. Er habe schon früher schwer vermittelbare junge Menschen über diese Schiene beschäftigt – mit Erfolg, berichtet Holger Schnarre.
>> BRÜCKE IN DIE AUSBILDUNG
Über die von der Arbeitsagentur geförderte Einstiegsqualifizierung (EQ) können Arbeitgeber jungen Menschen eine Brücke in eine Ausbildung bauen.
Für Rezan Shaabo zahle die Agentur für Arbeit monatlich 250 Euro und übernehme zusätzlich die Sozialversicherungsabgaben, so Friseurmeister Holger Schnarre. Die Differenz zwischen der Fördersumme der Agentur und dem Gehalt eines Auszubildenden im ersten Jahr übernehme er selbst.
Rezan Shaabo besucht bereits jetzt die Berufsschule. Wenn die Leistung zu Beginn der Ausbildung im Sommer 2017 stimme, erklärt Holger Schnarre, könne Rezan auch direkt ins zweite Ausbildungsjahr wechseln.