Herne. Das Barbaraheim in Wanne-Süd ist nach der Renovierung bereit für den Einzug von Flüchtlingen. Anwohner konnten sich selbst ein Bild machen.
- Nur wenige Besucher nutzten die Gelegenheit, das Barbaraheim zu besichtigen
- Das Gebäude ist technisch auf einem aktuellen Stand, die Zimmer sind funktional eingerichtet
- Die Stadt will alles tun, um die Menschen zu integrieren
Die Stadt gibt vor dem Hintergrund der gesunkenen Flüchtlingszahlen eine Reihe von Asyl-Unterkünften und angemieteten Wohnungen auf. Als zentrale Unterkunft wird in Zukunft das Barbaraheim dienen. Die ersten Personen werden in den kommenden Wochen einziehen, am Donnerstagabend hatten Anwohner die Gelegenheit, die Räumlichkeiten zu besichtigen, doch nur wenige nahmen sie wahr.
Zur Erinnerung: Das Heim an der Ackerstraße in Wanne-Süd wurde in den Jahren 1949 bis 1952 gebaut. und diente zunächst als Wohnheim für Kumpel der Bergbaugesellschaft Hibernia. Später übernahm das Bauunternehmen Heitkamp den Komplex, zuletzt hatte die Mülheimer BBM-Gruppe Arbeiter aus Bosnien dort untergebracht.
Das Dach wurde neu gedeckt, die Fassade gedämmt
Die WAZ hatte zu Beginn der Renovierung im März bereits einen Rundgang unternommen. Der Eindruck: Wenn die Stadt eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge bereit halten will, dann eignet sich der Gebäudekomplex mit seiner Raumaufteilung ideal.
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Im Zuge der Kernsanierung blieb kaum mehr als der Rohbau unangetastet. Das Dach wurde neu gedeckt, die Fassade gedämmt, neue Fenster eingebaut. Einrichtung und Technik im Haus wurden vollständig erneuert. Das Ergebnis: eine Unterkunft, die technisch auf einem aktuellen Stand ist, etwa im Sanitärbereich, die ansonsten aber auf eine einfache Funktionalität beschränkt ist. So besteht die Zimmereinrichtung aus Etagenbetten und Blechspinden - was einen Besucher an seine Zeit bei der Bundeswehr erinnerte. Hinzu kommen Tisch, Stühle und ein Kühlschrank.
Die farbliche Gestaltung erleichtert die Orientierung
Der Sanitärbereich ist ebenfalls funktional gehalten. Erwähnenswert ist: Beim Umbau sind auch einige Toilettenanlagen eingebaut worden, die den Gewohnheiten anderer Kulturkreise entsprechen.
![Die Zimmer im Herner Barbaraheim sind funktionell mit Etagenbetten, Metallspinden und einfachen Tischen und Stühlen sowie einem Kühlschrank ausgestattet. Foto: Joachim Hänisch Die Zimmer im Herner Barbaraheim sind funktionell mit Etagenbetten, Metallspinden und einfachen Tischen und Stühlen sowie einem Kühlschrank ausgestattet. Foto: Joachim Hänisch](https://img.sparknews.funkemedien.de/208862343/208862343_1480700065_v16_9_1200.jpeg)
Die Wohnbereiche sind in mehrere Gruppen unterteilt: für Frauen mit Kindern, junge Flüchtlinge und für eine gemischte Gruppe. Die unterschiedliche Farbgestaltung erleichtert die Orientierung.
Besucher haben Lob, aber auch Kritik
Darüber hinaus gibt es einen Sanitätsraum, die alten Schulungsräume im Dachgeschoss sind für Kurse vorgesehen, und der rund 10 000 Quadratmeter große Außenbereich mit Spiel-, Sport- und Grillmöglichkeiten dient, gerade im Sommer, als Ort der Begegnung.
„Wir haben eine innovative Unterkunft und wir werden alles tun, damit die Personen integriert werden“, sagte Brigitte Bartels, Leiterin des Fachbereichs Soziales bei der Stadt.
Flüchtlingsrat: Lagerunterbringung birgt gewisses Konfliktpotenzial
Die Reaktion der Besucher war - differenziert: „Toll gemacht“, lautete das Urteil einer Besucherin, die das Haus aus der Vergangenheit kannte. Zwei ehrenamtliche Flüchtlingshelferinnen der Stephanus-Gemeinde sahen den Umbau ebenfalls als gelungen an. Anja Stahl, Sprecherin des Herner Flüchtlingsrats, merkte an, dass eine Lagerunterbringung immer ein gewisses Konfliktpotenzial berge. Die Stadt strebe eine sozialverträgliche Zwei-Drittel-Belegung an, entgegnete Bartels.
Kritischen Tönen ganz anderer Art musste sich Bartels am Ende stellen: einer Diskussion darüber, dass die Flüchtlinge angeblich eine Vorzugsbehandlung erhalten.
>> INFO:
Aktuell (Stand 14. November) leben nach Angaben der Stadt rund 450 Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften und Wohnungen. Die Einrichtungen haben zurzeit eine Kapazität von 1318 Plätzen, bei sozialverträglicher Unterbringung 879. Bis zu 415 Menschen können im neuen Barbaraheim Platz finden, im Nebengebäude leben bereits 75 Personen. Die Stadt erwartet nach einer gewissen Phase der Ruhe Anfang 2017 Zuweisungen von neuen Flüchtlingen vom Land. Sollten die Zahlen aber mittelfristig weiter sinken, könnte das Barbaraheim die einzige Flüchtlingsunterkunft in Herne sein.