Herne. Nach 32 Jahren schließt die Bäckerei. Die Kunden trauern, die Eheleute freuen sich auf die freie Zeit. Eine Hoffnung bleibt den Kunden.

Vor 32 Jahren, im September 1984, hat das Ehepaar Brigitte und Peter Hegh eine Konditorei in Herne-Süd an der Gräffstraße eröffnet. Am 10. Dezember ist Feierabend: Das Traditionsgeschäft schließt. Ein für allemal noch nicht - man sei noch im Gespräch mit potenziellen Nachfolgern, sagt Peter Hegh (64).

„Ich freue mich auf die Zeit. Ich kann endlich wieder Verwandte besuchen, mit meiner Frau ausgehen und mit meinen Enkelkindern Zeit verbringen. Die sehen mich ja kaum“, sagt Hegh am Donnerstag. 14 bis 16 Stunden, sieben Tage in der Woche habe er teilweise gearbeitet. „Das war ganz normal.“

Am Montagabend hat Hegh das Plakat mit der Bekanntmachung an die Tür gehängt. Dass irgendwann Schluss sein wird, darüber hatten sich Brigitte (63) und Peter Hegh schon 2015 Gedanken gemacht. In diesem Jahr sei die Entscheidung endgültig gewesen - und nicht schwer gefallen: „Wir haben uns immer gesagt: Wir machen das nur für uns. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, machen wir zu“, so Hegh.

Erfolgsprinzip: Anders sein

Daraufhin machten sie sich auf die Suche nach einem Nachfolger. Ihre zwei Kinder kamen nicht in Frage, sie ergriffen andere Berufe. Einige Kandidaten seien vor Ort gewesen, „aber die haben wohl Angst vor der Vielfalt bekommen.“ Aber gerade das, davon ist der gebürtige Essener überzeugt, war das Rezept einer drei Jahrzehnte anhaltenden Erfolgsgeschichte. „Wir müssen anders sein als die anderen. Das war immer unser Prinzip. Wenn man vernünftige Produkte und guten Service anbietet, kann sich auch ein Supermarkt daneben setzen.“ Konkurrenz fürchtete er nie. „Ich könnte das auch noch die nächsten 50 Jahre machen.“ Ihm habe immer Freude gemacht, „die Kunden zufriedenzustellen, Produkte zu entwickeln, die den richtigen Punkt treffen.“

Die Kunden Annette und Georg Fehlemann werden die Bäckerei vermissen. Im Hintergrund: Brigitte Hegh.
Die Kunden Annette und Georg Fehlemann werden die Bäckerei vermissen. Im Hintergrund: Brigitte Hegh. © Ralph Bodemer

Zu diesem Alleinstellungsmerkmal verhalf den Heghs ein eingespieltes Team. Von den zehn Mitarbeitern seien einige über 25 Jahre dabei. Sie habe die Entscheidung hart getroffen, sagt Hegh, „aber sie werden sicher was anderes finden.“ Wie den Mitarbeitern schlug auch den Kunden die Nachricht auf den Magen. „Ich war geschockt, als ich davon las. Wir kennen uns schon so lange“, sagt Annette Fehlemann.

Zuckersüße Liebesgechichte

Hinter der Traditionsbäckerei steckt eine zuckersüße Liebesgeschichte: Brigitte und Peter Hegh fingen im gleichen Essener Betrieb mit der Lehre an und verliebten sich. Noch heute steht Brigitte als Konditoreifachverkäuferin hinter der Theke, während ihr Mann in der Backstube Weckmänner und Christstollen backt.

Sein Handwerk wird er wohl ruhen lassen. Die Küche im angrenzenden Wohnhaus sei zu klein. „Da gehe ich lieber ein Stück Torte bei den Kollegen essen.“ Eine Ausnahme macht Peter Hegh: „Ich muss bestimmt mal eine Geburtstagstorte backen.“ Ende gut, fast alles gut.