Herne. . Der Energiekonzern Steag hat an seinem Kraftwerk in Herne ein System mit Großbatterien installiert, das das deutsche Stromnetz stabilisiert.
- Die Batterien können innerhalb von Sekunden Energie speichen oder ins Netz einspeisen
- Mit dem Wachsen der Erneuerbaren Energien steigt die Zahl der Schwankungen im Stromnetz
- Der Herner Standort ist Teil des größten Projekts seiner Art in Deutschland
Es ist wenige Wochen her, als der Energiekonzern Steag den Block 3 seines Herner Kraftwerks bei der Bundesnetzagentur zur Stilllegung anmeldete. Während dieser Block - als Teil der alten Energiewelt - bald Geschichte sein könnte, hat in Baukau aber schon die Zukunft der Energiewelt begonnen: mit einem Großbatteriesystem, das Steag vor wenigen Wochen in Betrieb genommen hat. Die Batterien können Schwankungen im Stromnetz in Sekundenschnelle ausgleichen und so einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten.
Das muss man erklären: Bis vor einigen Jahren war die Energieerzeugung übersichtlich. Von großen Kraftwerken aus wurde der Strom so weit verteilt, bis er irgendwann in Wohnungen aus der Steckdose kam. Doch mit dem Wachsen der erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne gibt es eine Vielzahl von zusätzliche Erzeugern und in den Leitungen „Gegenverkehr“. Hinzu kommt, dass Sonne und Wind nicht zuverlässig „liefern“. Schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, produziert eine Photovoltaik-Anlage keinen Strom mehr, ohne Wind drehen sich Windräder nicht; bläst er zu stark, schalten sie sich sicherheitshalber ab.
Die Technik ist in Überseecontainern untergebracht
Diese Unregelmäßigkeit ist ein Problem. Der Grund: Die Spannung im Stromnetz muss immer ausgeglichen sein - bei 50 Hertz. Mit Sonne und Wind nehmen die Schwankungen im Stromnetz aber zu (Energiekonzernen haben inzwischen ganze Meteorologenteams, um Vorhersagen zu treffen).
An dieser Stelle kommen die Steag-Batterien ins Spiel: Sie können mit einer Leistung von 15 Megawatt sekundenschnell entweder Strom speichern oder einspeisen - im Gegensatz zu konventionellen Kraftwerken. Der Begriff Großbatterie leitet etwas in die Irre. Im Vergleich zum riesigen Kühlturm nehmen sich die umgebauten Überseecontainer - die mit einer Vielzahl an Akkus vollgepackt sind - eher bescheiden aus. Die modulare Bauweise habe den Vorteil, dass man das System an die örtlichen Gegebenheiten anpassen kann, so Projektleiter Christian Karalis.
Das 100-Millionen-Projekt kommt ohne Förderung aus
Auch in anderer Hinsicht täuschen die schmucklosen Container, denn: „Herne ist Teil des größten Batterieprojekts dieser Art in Deutschland“, sagt Karalis. Auch im weltweiten Maßstab gehöre das Steag-Projekt, das ein Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro hat und ohne Fördermittel auskommt und an den Standorten in Lünen, Duisburg, Bexbach, Fenne und Weiher (Saarland) realisiert wird, zu den größten.
„Für die Zukunft sehen wir für die Batteriesysteme noch weitere Einsatzmöglichkeiten, etwa an Industriestandorten“, so Karalis. Neue Anwendungen würden zurzeit geprüft.