Sponsoring ist an Herner Schulen sehr gefragt. Doch die Unterstützung der Wirtschaft muss laut NRW-Schulgesetz in den Bildungs- und Erziehungsauftrag eingebunden sein

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Reiseveranstalter finanzieren Schulausflüge, Getränkeriesen Sporthallen und ein Erdölkonzern die Unterrichtsmaterialien. Schule und Wirtschaft - schon lange kooperieren sie. Das magische Wort heißt: Schulsponsoring. Das Spektrum, das sich dahinter verbirgt, reicht von der Werbefläche in der Schule bis hin zu Lernpartnerschaften einzelner Schulen mit Unternehmen. Kritiker und Befürworter streiten jedoch, wie weit sich Werbung in Schulen breit machen darf oder soll.

Wir fragten an Herner Schulen nach und viele haben keine Bedenken beim Thema Schulsponsoring. "Vor wenigen Tagen ist ein Reiseveranstalter an uns herangetreten und hat seine Hilfe für unsere Skifreizeiten angeboten", sagt Egon Steinkamp, Schulleiter des Otto-Hahn-Gymnasiums. Der Förderverein werde entscheiden. Aber grundsätzlich habe er nichts gegen Schulsponsoring einzuwenden, alles sei im NRW-Schulgesetz geregelt.

"Ich habe keine Bedenken, wenn wir Computer oder Schulmaterialien geschenkt bekommen, aber diese Schenkungen dürfen an keine Bedingungen geknüpft sein", sagt Heike Götte, Leiterin des Haranni-Gymnasiums. Doch mittlerweile würden die Schulen mit Werbesendungen von Unternehmen "zugeschüttet". Es vergehe kein Tag, an dem nicht ein Werbeschreiben auf ihrem Tisch lande. "Vor allem Fotostudios, die mit unseren Schülern Geld machen wollen", sagt die Schulleiterin. In vielen Fällen handelt es sich nach Einschätzung von Götte um Schleichwerbung. Aber insgesamt sei Schulsponsoring sehr gut. Vieles laufe über den Förderverein, wie bei vielen Schulen, da werde auch mal der Beitrag von finanzschwachen Eltern übernommen.

Ähnlich äußert sich Göttes Kollegin Ursula Großefrie-Beckers, Schulleiterin des Gymnasiums Eickel. "In unserer Jahresschrift hatten wir eine Sponsorentafel, im Physikunterricht kommen gesponserte Solarbaukästen zum Einsatz und unser Probenkeller wird mit Sponsorengeldern umgebaut, aber das ist alles kein Problem", sagt Großefrie-Beckers. Sie habe auch nichts dagegen, wenn Schulen Fachleute aus hiesigen Firmen in den Unterricht holten. Doch ihre Schule könne gut unterscheiden, "was subtile Manipulation und was echte fachliche Hilfe ist", so die Direktorin.

Auch die Erich-Fried-Gesamtschule kann nach den Worten ihres didaktischen Leiters Ulrich Objartel Werbung vertragen, aber nur im Rahmen des Bildungs- und Erziehungsauftrags. "Sponsoring durch Fast-Food- oder Softdrink-Unternehmen kommen nicht in Frage", sagt Objartel. Natürlich dulde man auch keine Reklame für Alkohol oder Nikotin. "Zudem darf ein in der Schule werbendes Unternehmen keinen Einfluss auf den Unterrichtsinhalt erhalten", betont Objartel.

Für platte Werbung sei kein Platz an den Schulen. "Ich glaube, dass sich Schule als Werbeträger nur bedingt eignet, weil es hier nicht nur um Spaß, sondern auch um Noten geht", sagt Uwe Scholle, Schulleiter der Realschule Sodingen. Die Wirtschaft habe nichts zu verschenken. "Ich war Klinken putzen, aber ich glaube, dass die Firmen an Realschulen wenig interessiert sind", so Scholle. Inzwischen habe er aufgegeben. Er glaube, dass das Thema Sponsoring an Schulen überschätzt werde. "Viele Firmen erhalten nicht den Einfluss oder die erhofften Infos und ziehen ihr Engagement zurück, weil es nicht mit unserem Bildungsauftrag übereinstimmt", sagt Scholle.

Keine Unterstützung findet nach Worten von Schulleiter Alfred Köndgen die Hauptschule Freiherr-vom-Stein. "Uns sponsort doch keine Firma, wahrscheinlich gibt's noch zu viele Vorurteile", sagt Köndgen. Die Firmen interessierten sich anscheinend nur für weiterführende Bildungseinrichtungen. Köndgen: "Die Hauptschulen sind die Verlierer, auch bei den Wirtschaftsbossen."