Ab 22. August geht die Junior-Bibliothek auf Tour. Verlust der Schmökermolly bescherte der Stadtbücherei erstmals seit Jahren einen Rückgang der Ausleihzahlen

Der Verlust der Schmökermolly, die im Juni 2006 aus dem Verkehr gezogen werden musste, hat Spuren hinterlassen. Zum ersten Mal seit 2001 ist im vergangenen Jahr die Zahl der Ausleihen bei der Herner Stadtbibliothek zurückgegangen: von 609 671 (2005) auf 580 171. "Für Kinder, die einen Großteil der Schmökermolly-Besucher ausmachten, ist der Weg zu den Stadtteilbüchereien einfach zu weit", sagt Karin Anlauf, Leiterin der Herner Stadtbibliothek. Deshalb ist sie froh, dass am 22. August, nach mehr als einem Jahr Pause, eine Mini-Ausgabe der Schmökermolly in Betrieb geht: Die Junior-Bibliothek, die mit einem Bestand von 7 000 Medien Schulen und Kindertagesstätten ansteuert.

Insgesamt ist Karin Anlauf bei ihrer Fünf-Jahres-Bilanz "ganz euphorisch": "Die Stadtbibliothek hat sich in der Stadt einen wichtigen Platz erobert", ist sie überzeugt. Dazu habe einerseits viel Öffentlichkeitsarbeit beitragen, andererseits die Mitarbeit in Projekten und die Vernetzung mit anderen Einrichtungen. So beteiligt sich die Bibliothek an dem Projekt "Bildungspartner Bibliothek und Schule": Was bislang mehr oder weniger vom persönlichen Einsatz einzelner Lehrer abhing, ist in eine Form gegossen worden, mit einer Vereinbarung über zwei Jahre, in der festgelegt ist, was die Schule, was die Bücherei einbringt.

Zweites Beispiel: Der Sommerleseclub, nach dem Motto "Schock Deinen Lehrer, lies in den Ferien ein Buch". Karin Anlauf strahlt, wenn sie erzählt, wie gut das Angebot angenommen wird. Und es sind weniger die 600 Anmeldungen, die sie erfreuen, als die Begeisterung der Kinder fürs Lesen. Denn als Nachweis, dass nicht nur der Klappentext studiert, sondern das Buch wirklich gelesen wurde, müssen die Kinder eine kurze Zusammenfassung geben: "Manche sind gar nicht zu stoppen. Sie kennen die kleinsten Details", haben Karin Anlauf und ihre Kolleginnen beobachtet.

Dass beide Projekte aus dem Kinder- und Jugendbereich stammen, ist kein Zufall. Auch im Zuge der Bildungsdiskussion hat sich die Leseförderung der bis 15-/16-Jährigen zu einem Schwerpunkt entwickelt, der weiter ausgebaut werden soll, zum Beispiel durch Angebote für die Allerkleinsten im Alter bis zu drei Jahren.

Aber auch für die erwachsenen Leser ist in den vergangenen fünf Jahren einiges in Schwung gekommen. Der Bestand an audiovisuellen Medien ist aufgestockt worden - trotz der knappen Finanzmittel. Demnächst lässt sich per Internet nicht nur feststellen, welche Bücher vorhanden sind, sondern auch, welche bestellt und in Kürze vorhanden sind. Unaufgefordert liefert ein Buchhändler regelmäßig die Belletristik und Sachbücher, die auf der Spiegel-Bestsellerliste stehen.

Doch trotz aller Bestseller wie zum Beispiel Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg": "Bibliotheken", ist Karin Anlaufs feste Überzeugung, "dürfen nicht nur auf den Trend setzen, sondern müssen ein breites Angebot machen, das auch höheren Ansprüchen genügt."