Vor der Glastür der Ausländerbehörde wurde es gestern um kurz nach zwei schlagartig voll. Die drei ältesten Dalaf-Töchter hatten sich einmal mehr ins WEZ aufgemacht, um dort aufenthaltsrechtliche Fragen zu klären.
Eine Schar von Unterstützern aus dem Sportverein, den Schulen der Mädchen und der Linkspartei hatte erneut die Syrerinnen begleitet, die bekanntlich abgeschoben werden sollen.
Ohne Papiere kehrte Rosel Dalaf mit Silke Masannek aus dem Dienstraum zurück. Die älteste Tochter hatte nach telefonischer Rücksprache mit ihrer Anwältin den Empfang der ihr vorgelegten Duldungspapiere nicht quittiert, aus Angst, damit die von der Stadt aufgeführten Geburtsdaten und zum Teil geänderte Vornamen anzuerkennen. Die Familie bleibt dabei, dass diese von syrischen Behörden beigebrachten Angaben nicht richtig sind.
Nach Einschalten der grünen Fraktionsvorsitzenden Dorothea Schulte, die inzwischen auch etliche Gespräche in der Sache geführt hat, erhielten die Wartenden die Nachricht, dass die Duldung nicht unterbrochen sei. Die Papiere werden der Rechtsanwältin der Dalafs zugestellt. Das Engagement für ein Bleiberecht der Familie geht jetzt auf mehreren Ebenen weiter. Zu den bisher Aktiven aus dem Verein DJK Blau-Weiß Herne-Baukau 06/16, der Realschule Sodingen und der Linken um Bärbel Beuermann gesellen sich Schüler und Lehrer des Pestalozzi-Gymnasiums; Herner Politiker sind informiert und teilweise involviert, der Petitionsausschuss des Landtags ist eingeschaltet.
Die Schulen
Im Pestalozzi-Gymnasium ist aus der Jahrgangsstufe 11 heraus ein Unterstützer-Kreis entstanden, der sogar eine eigene Homepage auf die Beine gestellt hat: www.wir-schweigen-nicht.de.tl. Eine Demonstration vor dem Herner Rathaus ist für Dienstag, 15. September, 14 Uhr, geplant. Der Kreis hat sich im Geschichtskurs des Referendars Daniel Wlotzka gebildet, an dem Rokan Dalaf teilnimmt. Passend zum Unterrichtsstoff „Demokratie” werden die Jugendlichen jetzt selbst aktiv. Schulleiter Rossa unterstützt die aus persönlicher Betroffenheit entstandene Initiative, die bewusst erst Schüler ab Klasse 9 anspricht. Lehrerin Ingrid Hubbig macht auch mit.
Die Politik
Der Sodinger Realschulleiter Uwe Scholle nutzte mit drei Dalaf-Töchtern das SPD-Fest am Sonntag, um den anwesenden Sozialdemokraten „die Gesichter zu zeigen”. Nach einem vertiefenden Treffen am Montag schickte MdB Gerd Bollmann an Oberbürgermeister Horst Schiereck einen Brief mit der Bitte, die Entscheidung des Petitionsausschusses des Landtags abzuwarten. Er habe „erhebliche Zweifel”, so Bollmann, dass die Familie bei den Angaben wissentlich getäuscht habe.
Der Petitionsausschuss
SPD-MdL Frank Sichau hat ein Schreiben von Silke Masannek (DJK Blau-Weiß) als Petition an den Ausschuss weitergeleitet. Bis Ende November müsse sich das Innenministerium (nach Anhörung der Herner Behörde) äußern. Der Politiker, selbst Mitglied des Ausschusses, wird mit der Anhörung als Herner nicht betraut. Sichaus Erfahrung: „In NRW ist es Brauch, dass während der Petitionsverfahren nicht abgeschoben wird.”