Herner Schuhmacher Willi Kroos näht in seiner Werkstatt an der Wiescherstraße winzige Babypantoffeln. Ungefähr tausend Stück verkauft er pro Jahr
MITMENSCHENStiefel neu besohlen, Ledertaschen flicken - Schuhmacher Willi Kroos ist meist für Reparaturen zuständig. Seit fünf Jahren stellt er aber auch ein kleines, aber feines Produkt her: Er näht Babypantoffeln. Winzige Lederhausschuhe, die nicht nur niedlich aussehen, sondern auch gesund für Kleinkind-Füßchen sind.
Denn: Die hübschen Schühchen sind ganz aus weichem Leder gefertigt. "Man läuft darin, als ob man barfuß wäre. Und Kinder sollen ja möglichst oft barfuß laufen, damit sich ihre Füße gut entwickeln", sagt der 44-Jährige, der seine Werkstatt an der Wiescherstraße in Herne-Mitte hat, und nennt gleich vier weitere Vorteile der Schläppchen: "Sie sind atmungsaktiv, robust, bequem und rutschfest." Der Fuß schwitze nur wenig. Und: "Ausrutschen kann man damit nicht - auch nicht auf Parkett oder Fliesenböden. Sie behindern nicht beim Krabbeln, sind ideal fürs Laufenlernen."
Eltern begeistere aber auch noch etwas anderes: "Viele Krabbelkinder ziehen sich ja gerne und oft Strümpfe und Schuhe aus. Bei diesen Lederschühchen schaffen sie das nicht, weil die einen strammen Gummizug haben", so Kroos.
Ungefähr tausend Pantoffelpaare verkauft er derzeit pro Jahr (was immerhin rund 20 Prozent seines Umsatzes ausmacht) - und er hofft, dass die Nachfrage weiterhin steigt. "Der Markt ist da, die Schühchen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit", weiß er. Mitbewerber gebe es einige, in der näheren Umgebung allerdings nicht. Aber: "Es ist nicht ganz einfach, Wiederverkäufer für das Produkt zu finden. Man muss rumfahren, die Kollektion vorstellen - und dafür habe ich bei laufendem Betrieb ja eigentlich gar nicht die Zeit." Das Geschäft mit den Puschen laufe vielfach übers Internet, wo Willi Kroos mit einigen anderen Anbietern konkurrieren muss.
Seine Ledertreterchen kann man zurzeit in 15 Geschäften in Deutschland erstehen - zumeist in Kinderkleider-Läden, aber auch in Reformhäusern. Sogar auf Rügen und Fehmarn werden sie verkauft. "Dort gehen die Exemplare, die mit einem Leuchtturm verziert sind, besonders gut", erzählt der Schuhmacher, der sein Handwerk vor fast 30 Jahren bei seinem Vater erlernte.
Apropos Verzierung: Willis Hausschühchen gibt's in fast 50 verschiedenen Ausführungen - zum Beispiel mit Sonne, Blume, Kätzchen, Pferd, Krone, Kirsche, Pirat oder Pinguin. Das "garantiert schadstofffreie", gegerbte und eingefärbte Rindnappa bezieht der gebürtige Dattelner aus Lederfabriken in Fürstenwalde und Mülheim/Ruhr. Es wird zurechtgeschnitten und mit der Maschine zusammengenäht, rund 45 Minuten sitzen der Meister oder seine Mitarbeiterin an einem Paar Puschen. In den Schuhgrößen 17 bis 30 hat der Schuhmacher eigentlich immer mehrere Modelle vorrätig, er fertigt aber auch nach Wunsch an. Der Preis: je nach Motiv (und unabhängig von der Größe) 21,95 bis 25,95 E.
Moritz, der fünfjährige Sohn von Willi Kroos, läuft für den Papa übrigens richtig Reklame: Er trägt die niedlichen Babypantoffeln unheimlich gerne - sogar beim Kinderturnen.