Mit einer Aufführung von Claudio Monteverdis Oper "Il Nerone overo L'Incoronazione di Poppea"des Barockensembles La Venexiana gingen am Sonntagabend die Tage Alter Musik zu Ende

Die Sopranistin Emanuela Galli bezauberte als Poppea, mal verführerisch, mal dramatisch erregt.  Foto: Ruth Albus, Mr Magic
Die Sopranistin Emanuela Galli bezauberte als Poppea, mal verführerisch, mal dramatisch erregt. Foto: Ruth Albus, Mr Magic © WAZ Herne

Das international renommierte Barockensemble La Venexiana unter Leitung von Claudio Cavina beendete die Tage Alter Musik mit einer Aufführung von Claudio Monteverdis Oper "Il Nerone overo L'Incoronazione di Poppea". Die Handlung ist zeitlos aktuell: Der römische Kaiser Nero verliebt sich in die Lebedame Poppea und verstößt seine Frau Ottavia. Um diese Beziehung ranken sich zahllose Intrigen, aber sie wird von Gott Amor beschützt und damit nobilitiert - ein wichtiger Aspekt in der Hofoper zur Zeit der absoluten Barockfürsten.

Mit seiner kammermusikalischen Besetzung der zweiten Fassung dieses ursprünglich für die öffentliche Oper Venedigs komponierten und 1651 in privatem Rahmen uraufgeführten Werkes überzeugt das Ensemble La Venexiana das Publikum im nahezu ausverkauften Kulturzentrum. Feinste Nuancen im Zusammenspiel von Gesang, Deklamation und Musik kommen so bestens zur Geltung. Die Stimmen können sich entfalten, ohne dass das sehr flexibel agierende Orchester an Spannung und Ausdruckskraft verliert. Vor allem Emanuela Galli bezaubert als Poppea mit ihrem warmen, geschmeidigen Sopran, der mit stilvoller Formgebung laszive Verführung ebenso lebendig werden lässt wie dramatische Erregung und lustvolle Hingabe. Roberta Mamelis Nerone ist ein absoluter Herrscher, der den werbenden wie den scharfen Ton beherrscht, entsprechend seinem sozialen Status von einem hohen Sopran verkörpert. Mezzosopranistin Xenia Meijer gestaltet die betrogene Ottavia mit dunkel gefärbten und weich phrasierten Lamenti. Die sehr helle Farbe ihres Soprans und scharfe Akzente kennzeichnen Francesca Cassinaris Interpretation ihrer Vertrauten Drusilla, die Poppeas Ex-Lover Ottone zum Mord an ihr anstiftet. José Maria Lo Monacos beweglicher Mezzosopran gestaltet die Zerrissenheit des unschlüssigen Ottone überzeugend. Bassist Matteo Bellotto findet bewegende Töne für den Tod geweihten Philosophen Seneca, der seinen einstigen Schüler Nero vergeblich ermahnt. Mezzosopranistin Alena Dantcheva schließlich ist ein jugendlich-verführerischer Liebesgott. Eine erfrischend komische Note steuert Tenor Ian Honeyman als Poppeas lebenskluge Amme bei in einem wundervoll stimmigen musikalischen Klangerlebnis.