Es melden sich immer mehr Mitglieder der Mountainbike-Szene, die zuletzt im Constantiner Wald ihrem Hobby nachgingen. Eigentlich, sagen sie, seien sie das Versteckspiel leid

Im Constantiner Wald hatten sich die jungen Mountainbiker ihre Schanzen gebaut. Fotos: WAZ, Ute Gabriel
Im Constantiner Wald hatten sich die jungen Mountainbiker ihre Schanzen gebaut. Fotos: WAZ, Ute Gabriel © WAZ

Im Gysenberg haben sie gebaut, im Volkspark und mehrfach auch im Constantiner Wald: Samuel, Nils, Robert, Dustin und Felix sind Mountainbiker, alle 13 Jahre alt. Im Baumarkt hatten sie das Werkzeug gekauft, mit dem sie ziemlich große Löcher und Schanzen angelegt hatten, mitten in der Natur. Jetzt, da ihre Bauwerke abgerissen worden sind (wir berichteten), "bräuchten wir einen neuen Platz", sagt Samuel. Denn eigentlich würden sie viel lieber mit offizieller Erlaubnis ihrem Hobby nachgehen, statt sich ständig verstecken zu müssen.

Die fünf Biker haben Mut gefasst und sind dem Vorbild von Maximilian und Moritz gefolgt. Auch die 15-Jährigen waren regelmäßig im Constantiner Wald unterwegs, hatten sich dort zwei Schanzen "gezimmert" und bei einem Besuch in der WAZ-Redaktion erklärt, warum: um trainieren zu können, um Sport und Lebensgefühl zu vereinen. Maximilian und Moritz lieben es, schnell zu fahren und weit zu springen. Es geht um Tempo und Abenteuer.

Samuel, Nils, Robert, Dustin und Felix sind etwas andere Biker, sogenannte Dirt Jumper. Die Fünf holen mit ihren Mountainbikes Schwung und fahren über mehr oder weniger große Schanzen, um akrobatische Sprünge machen zu können. Die Rampen werden oft und schnell verändert, um sie dem Leistungsniveau anzupassen. "Bauwerke von der Stange", sagen die Jugendlichen, würden Dirt Jumpern nicht weiterhelfen. "Wir bauen, springen eine Woche und bauen dann um", erklärt Samuel.

Jetzt aber ist erst mal Schluss damit. Nach dem WAZ-Bericht über die Schließung der wilden Anlage in Constantin haben die Fünf verstanden, dass es so wohl nicht mehr weitergeht. "Wenn wir wieder illegal bauen, kommt die Stadt wahrscheinlich am Nachmittag. Dann haben wir ein Problem", sagt Nils.

Deshalb hoffen die Jugendlichen, dass sich zentral im Stadtgebiet eine Fläche finden lässt, wo sie springen können. 40 bis 50 Meter lang müsste sie sein und es dürfen ruhig zwei, drei Bäume herumstehen. Wären Lehm und Erde vorhanden, wäre alles in Ordnung. "Um den Rest würden wir uns kümmern", sagt Samuel. Ein Vorbild gibt es auch: das sogenannte Drecksloch in Bochum-Gerthe. Dort seien Dirt Jumper geduldet, bisher jedenfalls.

So viel steht fest: Die junge Mountainbike-Szene in Herne hat sich nach Monaten des Versteckspiels zu Wort gemeldet. Sie wünscht sich Raum zur Entfaltung. Aber: Wer ihr etwas Gutes tun will, der müsste sich zunächst mit der gesamten Bandbreite dieses Sports auseinandersetzen. Da gibt es jene Aktiven, die in der Natur Rad fahren wollen, und die, die in der Natur sehr schnell bergab fahren und dazu auch noch springen wollen. Darüber hinaus gibt es die Trickorientierten, die eigentlich gar nicht so viel fahren, dafür aber waghalsige Manöver in luftiger Höhe lieben. Es dürfte nicht ganz leicht sein, all das unter einen Hut beziehungsweise auf ein Gelände zu bringen.

Immerhin: In der Politik ist der Vorstoß der jungen Biker schon mal angekommen. Jürgen Saibic, Fraktionssprecher der Grünen in der Bezirksvertretung Mitte, erklärte: "Die Grünen begrüßen den persönlichen Einsatz der Jugendlichen bei der Schaffung von Sportmöglichkeiten." Seine Partei wolle an den politischen Partner, die SPD, herantreten, um prüfen zu lassen, "ob es Möglichkeiten gibt, die jungen Menschen zu unterstützen".