Elbipolis Barockorchester aus Hamburg überzeugt mit authentischen Klängen des Barock

WAZ-KRITIK "In guten und in bösen Tagen" - unter diesem Motto eröffnete das Elbipolis Barockorchester Hamburg mit Sopranistin Yeree Suh unter Leitung von Jürgen Groß am Donnerstagabend im Kulturzentrum die Herner Tage für alte Musik.

Bereits im "Hochzeitlichen Freudenklang" von Christian Flor begeistern die Gäste aus Hamburg durch die Harmonie ihres Zusammenspiels und einen transparenten Ensembleklang. Stilsicher gestalten sie den Wechsel zwischen den von barocker Fortspinnungsmotorik geprägten höfisch-zeremoniellen Tanzsätzen und liedhaften Arien, die die freudige Erwartung der künftigen Eheleute thematisieren. Dabei überzeugt vor allem Yeree Suhs Interpretation durch innigen Ausdruck und formschöne Phrasierungen ihres hellen, schwebenden Soprans. Dieses Spannungsverhältnis zwischen öffentlich und privat durchzieht das ganze Programm. Im feierlich-getragenen Prélude eines anonymen Meisters besticht das Elbipolis Barockorchester durch seinen warmen und doch klaren Streicherklang und einen sorgfältig strukturierten Vortrag. Die ausgewogene Gestaltung der kontrastreichen höfischen Tänze in Johann Heinrich Schmelzers Suite delli Policinelli erntet spontanen Applaus. Innige Vertrautheit spricht aus Yeree Suhs nuancenreicher und intensiver Interpretation von Johann Christoph Bachs Arie "Mein Freund ist mein". Frivole Tanzrhythmen voll verhaltenem Übermut lassen in der Suite Pantalonade eines anonymen Komponisten die Welt der höfischen Schreittänze lebendig werden. Ein ausdrucksstarker Vortrag und vorwärtsströmende Tempi reißen das Publikum in Gustav Dübens "Zwei Herzen" zu langem Beifall hin.

Zu deutscher Barockmusik für Kammer und Kirche gehören auch Trauer- und Klagelieder - geistlich wie weltlich. Neben den Lamenti von Johann Heinrich Schmelzer und Dietrich Buxtehude berührt vor allem Nicolaus Adam Strungks Klage über den Tod seiner Mutter durch lang gezogene, wehmütige Melodien und einen unirdisch-entrückten Streicherklang voll durchscheinender Klarheit. Beschwörende Eindringlichkeit spricht aus dem verhalten gestalteten "Schlaf wohl" von Johann Krieger, bevor ein niveauvoller Abend, der dem Publikum authentisch barocke Klangerlebnisse vermittelt, mit Johann Philipp Erlebachs Chaconne ausklingt.