Herne. . Anna Maria Schata ist wohl die älteste Ladeninhaberin in Herne. Mit ihren 92 Jahren sitzt sie an jedem Schultag in ihrem „Rumpelstilzchen“.
- Bei den Schülerinnen und Schülern genießen die Seniorin und ihr Geschäft Kultstatus
- Bis zu ihrer Pensionierung war die 92-Jährige selbst Lehrerin an der Hiberniaschule
- Ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. So lange es ihr gut geht, wird sie im Laden stehen
Anna Maria Schata ist die wohl älteste Ladenbesitzerin Hernes: Mit 92 Jahren steht sie noch immer an jedem Schultag in ihrem Lädchen in der Hiberniaschule. 2016 feiert sie „Silberjubiläum“. Für ihr 25-Jähriges erhielt sie von der IHK eine Urkunde. Das „Rumpelstilzchen“, so heißt der Laden, hat bei den Schülerinnen und Schülern Kultstatus. Während der großen Pause gehen sie dort ein und aus.
Frau Schata, so nennen die Kinder sie, verkauft alles, was im Alltag der Waldorfschule hilft: Wolle, Stricknadeln und Sachbücher, Holzfiguren, Buntstifte, verschiedene Arten an Steinen und mehr. Lisa, eine der älteren Schülerinnen, besucht Anna Maria Schata gerne in ihrem Lädchen. „In der Stadt bekommt man vieles nicht: Edelsteine, besondere Stifte oder Eurythmieschuhe zum Beispiel.“ „Ich passe mein Angebot den Epochen an“, erklärt Schata. An Waldorfschulen beschäftigen sich Klassen mehrere Wochen lang kompakt mit unterschiedlichen Themenblöcken, den sogenannten Epochen. „In der ersten Klasse brauchen die Kinder Märchenwolle, in der zweiten Tierkarten, und in der dritten geht es um das alte Testament“, nennt die ehemalige Lehrerin Beispiele.
Schata hat erst mit 39 Jahren das Abi nachgeholt und Pädagogik studiert
Sie habe ihren Job früher genauso geliebt wie den heute. „Ich wollte immer Abitur machen, aber dann kam der Krieg dazwischen“, erinnert sie sich. Darum habe sie erst mit 39, als ihre vier Kinder alt genug und in der Schule waren, das Abitur nachgemacht und danach Pädagogik studiert. Anschließend unterrichtete sie einige Jahre lang an städtischen Schulen, acht Jahre vor ihrer Pensionierung wechselte sie zur Hiberniaschule. „Darum kommen auch die jüngeren Lehrer gern vorbei und bitten hier und da um einen Tipp für den Unterricht“, erzählt sie.
Schata ist auch Kummerkasten und eine Beraterin
Schata ist mehr als eine Verkäuferin, sie ist auch Beraterin und Kummerkasten. Für jeden hat sie ein offenes Ohr. Einige Kinder kämen regelmäßig ins Lädchen, um herumzustöbern und sich mit ihr zu unterhalten oder zu lesen. So lange die Kinder keine Butterbrotfinger hätten, sei das vollkommen in Ordnung. Pünktlich zur nächsten Unterrichtsstunde jage sie alle wieder raus. „Denn Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“, ist die Meinung der Seniorin.
Auch zwischen den Pausen bleibe sie selten allein. Immer wieder kommen Lehrer oder Schüler herein, um Bücher oder Unterrichtsmaterial abzuholen. „Das bestelle ich alles für die Schule, und es wird über das Klassenkonto abgerechnet.“ Mit dem Buchhandel kenne sie sich ohnehin aus, habe sie doch schließlich zu Beginn ihrer Pensionierung in der Buchhandlung ihres Sohnes mitgearbeitet.
Aufhören will sie erst, wenn sie nicht mehr kann
Ans Aufhören denkt sie mit ihren 92 Jahren nicht. „Viele fragen mich: Wann willst Du aufhören? Ich sage dann immer: Wenn ich nicht mehr kann“, berichtet sie mit einem Lachen. Da es ihr bislang noch gut gehe, stehe sie gern jeden Vormittag in ihrem Lädchen. Die Freude, die sie daran habe, halte sie jung.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8.30 bis 13 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter WAN 49940. Das Lädchen befindet sich auf dem Schulhof der Hiberniaschule, Holsterhauser Straße 70.