Herne. . Der Verein „Oase, der Mittagstisch für Kinder“ feiert zehnjähriges Bestehen. Auch in Zeiten der Ganztagsschulen bleibt er ein fester Treffpunkt.

„Kinder brauchen einen sicheren Ort, wo sie zusammenkommen können“, sagt Susanne Wolf. Mit dieser Idee traf sie vor zehn Jahren auf Pfarrer Karsten Herbers von der Zionskirchengemeinde. Schnell war klar, dass sie Kindern, unabhängig der Religionsangehörigkeit, diesen Ort ermöglichen wollen. Das war der Startschuss für die Oase. Und nun feiert der Mittagstisch für Kinder bereits sein zehnjähriges Bestehen.

„Zu Beginn mussten wir uns überlegen, was den Kindern fehlt. Daraufhin gründeten wir den Mittagstisch“, erklärt Pfarrer Karsten Herbers. Mit Unterstützung seiner Gemeinde wurden Räumlichkeiten im Pfarrheim gefunden, die die Kinder beherbergen konnten. „Die Ehrenamtlichen aus verschiedenen Bereichen kümmern sich seitdem um das Wohl der Kinder“, erklärt der Pfarrer. „Ihnen ist es zu verdanken, dass der Treff immer noch besteht.“ Mit einem guten, ausgewogenen Mittagessen sei schon viel für die Kinder getan, die regelmäßige Mahlzeiten und gesunde Kost aus der Familie oft nicht kennen.

Regeln für das Zusammensein

Das Angebot des Mittagstisches richtet sich vor allem an Kinder aus finanziell schwachen Familien. „Aber Armut bedeutet nicht, dass die Familien kein Geld haben“, sagt Susanne Wolf, die für die Schuldnerberatung tätig ist. Oft würde sie gefragt, wie sie denn die finanziellen Verhältnisse der Kinder überprüfen würde. „Arm sein heißt auch, wenig Zuwendung zu bekommen“, antwortet sie dann. Das Zugehörigkeitsgefühl, das Kümmern um ein Kind, gehöre seit eh und je dazu. Und damit auch die Behandlung von Problemen oder die Hausaufgabenbetreuung und das gemeinsame Basteln.

Durch Regeln funktioniere das Zusammensein über die verschiedenen Kulturkreise der Kinder hinaus, erzählen die Verantwortlichen. Eine Geschichte ist ihnen in den zehn Jahren besonders in Erinnerung geblieben. „Es gab einen kleinen Jungen“, erzählt Pfarrer Herbers. „Keiner wusste, wo er herkam. Bis eines Tages herauskam, dass der Junge in der Mittagsbetreuung der Schule sein müsse, aber viel lieber zur Oase kam. Wir haben ihn dann in Rücksprache aufgenommen, weil ihm das Zusammensein hier mehr Erkenntnisse brachte, als in der Schule.“

Kinder seien oft alleine gelassen

Im Laufe der Zeit eröffnete die Oase eine weitere Stelle in Wanne-Eickel. So kommen regelmäßig zwischen 40 und 50 Kinder an beiden Standorten zum Mittagstisch. Daran konnte auch der Aufbau der Ganztagsschulen mit einer geregelten Übermittagbetreuung nichts ändern. „Die Kinder kommen trotzdem zu uns. Auch, weil sich viele Familien die Kosten für die Schulbetreuung nicht leisten können.“ Denn auch wenn es Kindergeld und Unterstützung vom Staat gebe: „Wenn das Einkommen nicht reicht, werden andere Quellen angezapft“, sagt Susanne Wolf.

Der Alltag der Oase-Kinder sieht in den Familien oft ähnlich aus. „Weil die Eltern arbeiten gehen, bleiben die Kinder oft den ganzen Tag alleine Zuhause. Da kommen sie lieber zu uns“, so Wolf. Und auch die Eltern wissen, ihre Kinder sind gut betreut – kostenlos versteht sich. „Dafür sind wir auf Spenden angewiesen. Die Ausgaben für Versicherungen und Nahrungsmittel steigen weiter“, erzählt Pfarrer Herbers. Deshalb wurde der Oase-Verein gegründet. Mitglieder finanzieren durch ihre Beiträge das Projekt. Die 30 ehrenamtlichen Mitarbeiter sind keine Mitglieder, denn sie helfen mit ihrer Tatkraft. „Es sollte mehrere Einrichtungen dieser Art geben“, sagt Susanne Wolf. Aber: „Nur durch Spenden und Ehrenamt kann man das nicht stemmen. Da muss auch die Politik ran.“

>> HINTERGRUND: MEILENSTEINE DER OASE

21. 09. 2006: Der Verein gründet sich aus Vertretern der Kirche und Politik.
14. 11. 2006: Die offizielle Eröffnung steht an. 04. 05. 2009: Der zweite Standort der Oase an der Dorstener Straße im Wanner Norden wird auf Initiative des Lions-Club Wanne-Eickel und in Kooperation mit der katholischen Gemeinde Herz-Jesu eröffnet.