Herne. . Die global agierenden Herner Unternehmen Schwing, Vulkan und Adams Armaturen sehen nach der Wahl von Donald Trump eher Chancen als Risiken.

  • Das Infrastruktur-Programm, das Trump ankündigt, könnte den Absatz ankurbeln
  • Zurzeit entwickelt sich der Wechselkurs von Euro zum Dollar günstig für deutsche Firmen
  • Eine andere Unsicherheit in den Plänen sind die Auswirkungen des Brexit

In der ersten Überraschung nach dem Wahlsieg von Donald Trump hatten maßgebliche Wirtschaftsverbände vor verheerenden Folgen für die deutsche Wirtschaft gewarnt. Nachdem sich die ersten Wogen gelegt haben, hat die WAZ bei drei Herner Unternehmen, die zu den Weltmarkführern in ihrer Branche gehören und in den USA aktiv sind, nachgefragt. Die Erkenntnis: Untergangs-Szenarien malt niemand an die Wand.

Gunther Abolins, Geschäftsführer des Cranger Betonpumpen-Produzenten Schwing, nennt als wichtigsten Faktor für die Geschäftsentwicklung den Wechselkurs zwischen Euro und Dollar. Und dieser bewege sich nach der Wahl Trumps in eine vorteilhafte Richtung für Schwing. Was Abolins ebenfalls positiv sieht: das Infrastruktur-Programm, das Donald Trump, aber auch Hillary Clinton im Wahlkampf angekündigt hatten. Das könnte den Absatz von Betonpumpen und anderen Geräten aus dem Hause Schwing ankurbeln. Wer baut, benötigt die entsprechenden Maschinen.

Vor dem Hintergrund des Brexit plant Schwing für 2017 konservativ

Die Einführung von Zöllen, die Trump angekündigt hatte, könnten sich möglicherweise nachteilig für den Standort Herne auswirken, nicht jedoch für die gesamte Schwing-Gruppe. Nicht betroffen von Zollschranken ist selbstverständlich der Schwing-Standort in den USA.

Doch die US-Wahl ist nicht die einzige Unbekannte in der Planung von Schwing: Auch der Brexit spielt eine Rolle. Der Wechselkurs zum Pfund könnte ebenso Probleme bereiten wie eine nachlassende Investitionsneigung in Großbritannien. Abolins: „Unsere Planung für 2017 ist konservativ.“

Trump will Jobs schaffen bei Fracking und Kohle - Kernabsatzmärkte von Adams

Interessantes Detail: Der andere große Mitbewerber im Bereich der Betonpumpen kommt ebenfalls aus Deutschland: die Putzmeister-Gruppe mit Sitz in Eichtal. Das heißt, dass beide Konkurrenten mit den gleichen Einflüssen umgehen müssen.

Mehr Chancen statt Risiken sieht Martin Adams, Geschäftsführer des gleichnamigen Baukauer Armaturenherstellers. Das Unternehmen produziert Armaturen für den industriellen Bereich, auch für Kraftwerke oder die Ölindustrie. Und erst am Montag hatte Donald Trump angekündigt, dass er nach seinem Amtsantritt Millionen hoch bezahlter Jobs im Fracking-Bereich und in der „sauberen Kohle“ schaffen wolle - Kernabsatzmärkte für Adams.

Bei Vulkan ist man gespannt, wie sich andere Wechselkurse entwickeln

Der bevorstehende Brexit mache sich bislang nicht im Geschäft bemerkbar, so Adams. Viel mehr bereite der Ölpreis Kopfschmerzen. Auf Grund des niedrigen Preisniveaus scheuen die Unternehmen Investitionen.

Adams blickt aber nicht nur auf das internationale Geschäft, sondern auch auf die Rahmenbedingungen vor Ort - und übt deutliche Kritik an der Gewerbesteuererhöhung: „Eine fatal falsche Entscheidung der Stadt, die langfristig mehr Schaden als Finanzierungslücken schließen wird. Die Verantwortlichen sollten sich sehr genau überlegen, was man seinen vorhandenen und potenziellen Unternehmen an Standortvorteil bieten kann. Wirtschaftsförderung sieht in anderen Städten anders aus.“

Bei der Cranger Vulkan-Gruppe, die wie die anderen beiden Unternehmen mit Standorten in den USA vertreten ist, zeichnet Inhaber Sebastian Hackforth ein differenziertes Bild. Da Vulkan auch in den USA produziere, sei der Einfluss von Währungsschwankungen überschaubar. „Interessanter ist allerdings, welcher Einfluss die amerikanische Außenhandelspolitik auf den Ölpreis und andere Wechselkurse hat, etwa den mexikanischer Peso oder den brasilianischen Real“, so Hackforth.

Die Arbeitgeberverbände warnen vor einer Abschottung der US-Wirtschaft

Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen, warnt nach der Wahl vor einer Abschottung der amerikanischen Wirtschaft: Weder sollten bestehende Freihandelsabkommen auf Eis gelegt werden noch sollten die Verhandlungen über TTIP abgebrochen werden. Vom Freihandel profitiere die Wirtschaft diesseits und jenseits des Atlantiks. Eine stärkere Abschottung der USA hätte zweifellos negative Auswirkungen insbesondere auf die exportstarke deutsche Wirtschaft. Auch die Ankündigung einer „Extremüberprüfung“ aller Menschen, die in die USA einreisen möchten, wäre ein Rückschritt. Betroffen wären alle Unternehmen, die Geschäfte in den USA betrieben, wozu auch regelmäßige Reisetätigkeit gehört.

Dirk W. Erlhöfer: Die Verunsicherung in der Wirtschaft ist groß

„Ich setze allerdings auf den amerikanischen Pragmatismus und damit auf die Fortsetzung der gewachsenen transatlantischen Partnerschaft zwischen den USA und Europa. Die Verunsicherung in der Wirtschaft jedenfalls ist momentan groß. Donald Trump ist gut beraten, die US-Wirtschaft nicht von der Welt abzuschotten, sondern sich klar zum freien Welthandel zu bekennen. Eine andauernde Unklarheit über den künftigen Kurs in der Wirtschaftspolitik würde zu negativen Effekten für die Weltkonjunktur führen“, so Erlhöfer