Herne. . Der Herner Bioladen Kornmühle feiert sein 30-jähriges Bestehen. Was in der Nische begann, ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

  • In den Anfängen 1986 gab es nur wenige Artikel, die drei Müslisorten wurden selbst gemischt
  • Nach Lebensmittelskandalen zog die Nachfrage der Kunden stets spürbar an
  • Die Naturkostbranche hat sich gewandelt, auch große Ketten haben Bio entdeckt

Bio - das ist heute keine Mode mehr. Bio ist längst Standard, es gibt keinen Lebensmittelhändler mehr, der keine Bioprodukte in seinen Regalen liegen hat. Insofern mag der runde Geburtstag der Kornmühle auf den ersten Blick keine Besonderheit darstellen. Doch mit seinem 30-jährigen Bestehen gehört das Geschäft in der Viktor-Reuter-Straße in der Herner Innenstadt zu den Urgesteinen der Branche in der Region. Und deshalb lohnt es sich, mit der heutigen Inhaberin Ingeborg Köhne in die Historie zu schauen.

Begonnen hat die Geschichte in einem winzigen Ladenlokal am Wohnturm an der Ecke Sodinger/ Hermann-Löns-Straße.. Auf wenigen Quadratmetern mischte Gründer Bernhard Lutter Müslis noch von Hand, Köhne half damals bereits während ihres Studiums aus.

1986, das war die Zeit, als bei vielen Menschen das Bewusstsein für eine bessere Umwelt, bessere Gesundheit und bessere soziale Bedingungen erwachte, der GAU in Tschernobyl hatte als eine Art Beschleuniger gewirkt. „Der Verdienst stand damals nicht so im Vordergrund, wir haben es aus Überzeugung und für eine bessere Welt gemacht“, erinnert sich Köhne. Die Kornmühle war so etwas wie die Anlaufstelle für Anhänger der Grünen, die sich 1980 gegründet hatten.

Das Sortiment war in den Anfängen übersichtlich: drei Sorten Müsli, die in großen Bottichen zusammengerührt wurden; eine Schokoladensorte, die „gewöhnungsbedürftig schmeckte“, wie Köhne erzählt. Hinzu kamen Brot, Gemüse und Obst, wobei Bio-Bananen schon immer dazugehörten.

Heute gibt es Tausende Artikel im Sortiment

Bio, das war lange eine Nische - und zwar eine, bei der man schief angeschaut wurde, wenn man sie betrat. „Bio war nicht anerkannt, man wurde als Körnerpicker bezeichnet“, erinnert sich Rita Vogt, eine Stammkundin in all den 30 Jahren. Sie kauft aus Überzeugung - wegen des Geschmacks und wegen der Umwelt.

Dass naturbelassene und unbelastete Lebensmittel die Nische verließen, habe auch mit diversen Lebensmittelskandalen zu tun, so Köhne, als Beispiel nennt sie BSE-Fleischskandal. Danach habe die Nachfrage spürbar angezogen.

Die Naturkostbranche hat sich professionalisiert

Inzwischen sei Bio in der Mitte der Gesellschaft angekommen - das spiegelt sich auch im Wachstum der Kornmühle. Über die Standorte Neustraße und Behrensstraße ging es 2007 an die Viktor-Reuter-Straße. Köhne, die das Geschäft seit 1997 als Inhaberin führt, hat mehrere tausend Artikel im Sortiment, „man kann seinen gesamten täglichen Bedarf im Bioladen decken“, sagt die 54-Jährige.

Die Naturkostebranche habe sich mit den Jahren professionalisiert, allerdings habe sich der Markt insgesamt gewandelt. Als Mitbewerber sind Bioketten hinzugekommen, auch die Lebensmittelriesen setzen auf Bio und spielen dort ihre Marktmacht aus.

Ingeborg Köhne hat die Kornmühle - mit rund zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - als Fachmarkt ausgerichtet und stützt sich konsequent auf jene Produkte, die den strengsten Vorgaben unterliegen. Nachhaltigkeit, Gesundheit, Allergien oder neue Trends - Köhne sieht zahlreiche Gründe, um im Bioladen zu kaufen. Auch in den kommenden Jahrzehnten.