Herne. . Bickern-West könne man nicht pauschal als problematisch darstellen. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Untersuchung der Stadt.
- Die Politik hatte eine negative Entwicklung von Teilen des Stadtumbaugebiets Bickern beklagt
- Die Stadt kommt in einer Analyse zu eher positiven Ergebnissen
- Sorgen bereitet jedoch hohe Zahl der Menschen, die Bickern-West verlassen wollen
S.O.S. hatte die Bezirksvertretung Wanne Anfang des Jahres gefunkt und Handlungsbedarf für den westlichen Teil des ehemaligen Stadtumbaugebiets in Bickern angemeldet (wir berichteten). Die Stadt hat das Areal in einer Quartiersanalyse ausgiebig unter die Lupe genommen und dabei tatsächlich einige negative Aspekte herausgearbeitet, kommt jedoch unterm Strich zu einem differenzierten Urteil.
„Es gibt keinen Grund, dieses Quartier pauschal als problematisch darzustellen“, erklärt Peter Rogge vom Fachbereich Stadtplanung und Umwelt. Es gebe zwar Risiken und Schwächen, jedoch auch Chancen und Stärken.
Vor allem zwei Punkte seien negativ zu Tage getreten: Bei einer Befragung von Anwohnern hätten 19,1 Prozent angegeben, dass sie aus Bickern-West wegziehen wollten. Das sei ein „beunruhigender“ Wert, der auch deutlich über dem Ergebnis vergleichbarer Fragebogenaktionen in Wanne-Süd und Herne-Süd liege, so Rogge. „Nur“ 61 Prozent hätten erklärt, gerne in Bickern-West zu wohnen. Auch hier schnitten Wanne-Süd und Herne-Süd besser ab. 27 Prozent der 500 verteilten Fragebögen seien zurückgeschickt worden – „ein normaler Wert“, so Rogge. Ein weiterer Negativfaktor seien die Defizite in der Nahversorgung. Wie berichtet, gibt es in Bickern weder Apotheke noch Hausarzt.
Der Anteil von Migranten und Hartz-IV-Empfängern liege zwar leicht über dem Herner Durchschnitt, sei in anderen Teilen der Stadt aber wesentlich höher, berichtet die Verwaltung.
Kein hoher Wohnungsleerstand
Der Wohnungsleerstand sei mit einer Quote von fünf Prozent nicht auffällig. Und: Bei einer Untersuchung aller rund 500 Wohngebäude habe die Stadt bei den Fassaden einen „überwiegend guter Zustand“ festgestellt. Das gelte auch für die privaten Grünflächen.
Als Risiken führt die Stadt unter anderem eher geringe Wohnungsgrößen, ein schlechtes Image („migrantisch geprägt“) und den drohenden Verlust des Pluto-Fördergerüsts als „charakteristischen Identifikationspunkt“ an. Als Chancen benennt die Stadt u.a. die Umnutzung der Königin-Luisen-Schule und die Entwicklung von Wohnbauflächen am bisherigen Familienzentrum Michaelstraße.
„Ich bin positiv überrascht. Ich hätte mit schlechteren Ergebnissen gerechnet“, sagt Bickerns SPD-Bezirksverordneter Andreas Hentschel-Leroy zur WAZ. Der Sozialdemokrat war für die Quartiersanalyse als eine von 14 „Schlüsselpersonen“ aus Bickern von der Stadt interviewt worden.
Wie geht es weiter? Die Stadt hat für fünf Bereiche - Wohnen, öffentlicher Raum, Verkehr, Infrastruktur, Nahversorgung – „Maßnahmenansätze“ entwickelt. Diese seien eher mittel- und langfristig zu realisieren. Der Stadt komme hier nur eine koordinierende und impulsgebende Rolle zu, heißt es. Wie berichtet, gibt es zunächst mal keine Fördermöglichkeiten. Hentschel-Leroy kündigte an, dass die SPD den Prozess eng begleiten und weiterhin „Druck“ machen wolle.