Herne. . Ein 26-Jähriger steht wegen versuchten Totschlags vor Gericht. Zuerst maß er sich mit seinem späteren Opfer im Armdrücken.
- 36-jähriger Schlosser wurde von seinem Gegner nach dem Armdrücken überfallen
- Das Opfer erlitt starke Verletzungen im Gesicht und Hirnblutungen
- Der Täter steht wegen versuchten Totschlags vor dem Bochumer Landgericht
Es müssen unfassbar brutale Szenen gewesen sein. Vor sechs Monaten hat ein Mann in Horsthausen einen Bekannten mit einer Bierflasche fast totgeschlagen. Vorher hatte er beim Armdrücken verloren. Seit Mittwoch steht er wegen versuchten Totschlags vor Gericht.
Es war die Nacht auf den 24. April, als der 26-Jährige völlig ausgerastet ist. „Ich habe aus Verwirrung die Kontrolle verloren“, hieß es in einer von seinem Verteidiger Dr. Rüdiger Deckers verlesenen Erklärung. Und: „Ich habe ihm damals mehrfach mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen.“ Das Opfer – ein 36-jähriger Schlosser und Hobby-Fußballer – ist fürchterlich zugerichtet worden. Gesicht und Kopf waren von bis zu sechs Zentimeter langen Platzwunden übersät, außerdem war es zu Hirnblutungen und zu einem Herzinfarkt gekommen.
Männer tranken viel Alkohol
Ein Bekannter der beiden Männer, der etwas später hinzugekommen war, hatte sogar gedacht, dass für den 36-Jährigen schon alles zu spät ist. „Der ist tot, der ist tot“, sagte er immer wieder. Den Angeklagten hat das aber angeblich nicht interessiert. Seine angebliche Antwort: „Sch... drauf.“
Täter und Opfer hatten beide ziemlich gebechert. Der 36-Jährige hatte mit seiner Altherren-Mannschaft bei der DJK Falkenhorst gefeiert, der Angeklagte hatte sich mit Freunden getroffen.
Warum sie auf die Idee gekommen sind, sich gegen ein Uhr nachts im Armdrücken zu messen, ist nicht ganz klar. Fakt ist auf jeden Fall, dass es praktisch sofort zum Streit kam. Das spätere Opfer hatte sogar schon ein Messer in der Hand. „Das habe ich immer dabei“, sagte der 36-Jährige den Richtern. Die Freunde waren damals sofort dazwischen gegangen. Erledigt war die Sache damit aber noch nicht. Auf dem Heimweg trafen die beiden Männer noch einmal aufeinander. Und dann ging alles ganz schnell. „Ich habe von hinten einen Schlag auf den Kopf bekommen“, sagte der 36-Jährige im Prozess. „Danach war ich bewusstlos.“
Angeklagter will mit Messer bedroht worden sein
Der Angeklagte behauptet dagegen, dass er erneut mit einem Messer bedroht worden sei. Erst da habe er zugeschlagen. „Ich habe Angst gehabt.“
Das zu Boden gefallene Messer will er später aufgehoben und in einen Fischteich in der nahen Schrebergartenanlage geworfen haben. Dort liegt es angeblich heute noch. „Der 1,50 Meter tiefe Teich ist völlig verschlammt“, sagte Richter Josef Große Feldhaus.
Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag. Der 26-Jährige beteuerte jedoch, dass er seinen Armdrück-Gegner keinesfalls umbringen wollte. Er hat auch schon 5000 Euro Schmerzensgeld angeboten. Urteil Mitte November.