Herne. . Herne erhält ein neues Frauenhaus: Eine städtische Tochter will für die Anlaufstelle von Gewaltopfern bis voraussichtlich Ende 2018 neu bauen.

  • Die Stadt Herne will für das Frauenhaus bis Ende 2018 ein neues Gebäude errichten
  • Aktuelle Anlaufstelle für Gewaltopfer ist nicht mehr zeitgemäß und zu klein
  • Frauenhaus will mit den neuen Räumen ihr Konzept erweitern

Das Frauenhaus Herne sucht neue Räume. „Unser Haus platzt aus allen Nähten“, sagt Frauenhaus-Mitarbeiterin Beate Kaupen im Gespräch mit der WAZ. Die Einrichtung wurde vor 35 Jahren gegründet, bislang 5500 Frauen und Kinder fanden dort einen sicheren Zufluchtsort. Die Stadt hat den Ruf des Frauenhauses erhört: Voraussichtlich bis Ende 2018 will die städtische Tochter HGW ein neues Frauenhaus bauen, sagt HGW-Chef Thomas Bruns zur WAZ.

Das von der Stadt gemietete Gebäude sei in die Jahre gekommen, nicht barrierefrei, und es fehle an Räumen, sagt Frauenhaus-Mitarbeiterin Beate Kaupen. Wo genau es liegt, wollen die Mitarbeiter des Vereins, der das Frauenhaus trägt, besser nicht in der Zeitung lesen – damit nicht plötzlich gewalttätige Männer, vor denen die Frauen geflüchtet sind, vor der Tür stehen. Platz bietet die Anlaufstelle für 17 Menschen: In den sechs Schlafräumen lebt je eine Frau mit ihren Kindern, Alleinstehende teilen sich ein Zimmer. Küche, Wohnzimmer und auch ein Bad müssten sich alle teilen, sagt Kaupen, die neben Brigitte Benthaus den Vorstand bildet.

Es fehlen Rückzugsmöglichkeiten

Ziel sei es, in ein barrierefreies Haus umzuziehen, in dem es mehrere Bäder und Küchen gebe. Dann könnten Frauen in Gruppen wohnen, zudem könnten dann auch Frauen mit älteren Kindern und Behinderte aufgenommen werden. Nicht zuletzt: „Die Bewohner hätten Rückzugsmöglichkeiten.“

Nach Angaben von Thomas Bruns, dem Geschäftsführer der städtischen Herner Gesellschaft für Wohnungsbau (HGW), sei ein potenzielles neues Grundstück für das Frauenhaus gefunden. Es soll gemeinsam mit einem getrennten Bereich für Mietwohnungen errichtet werden, um die Finanzierung der Einrichtung zu sichern. Am jetzigen Standort, weiß Bruns, gebe es „baulich unhaltbare Zustände“, das geplante neue Gebäude solle dagegen „modernsten Ansprüchen gerecht werden“. Laufe alles nach Plan, könnten 2017 die Bagger anrollen. Mit dem Neubau, betont der HGW-Chef, wolle sein Unternehmen kein Geld verdienen, sondern seiner sozialen Verantwortung gerecht werden.

Neuaufstellung tut Not

Der Bedarf für eine Neuaufstellung des Frauenhauses sei da, sagt Mitarbeiterin Beate Kaupen. „Das Frauenhaus wird sich nicht abschaffen“, so die Diplom-Pädagogin mit Blick auf die Zahlen. Die Einrichtung sei fast durchgehend komplett belegt, hinzu gekommen seien zuletzt Frauen aus Osteuropa und nun auch Flüchtlinge. Das sei in den umliegenden Städten nicht anders: „Es gibt in ganz NRW so gut wie keinen freien Frauenhausplatz.“

Grund für die hohe Belegung sei auch der gewachsene Druck auf dem Wohnungsmarkt. Frauen, die in eigene Räume umziehen wollten, blieben oft zwei bis drei Monate länger im Frauenhaus, bis sie eine Wohnung gefunden hätten.

Zur Information:

„Wir verwalten eine Mangelwirtschaft“, sagt Frauenhaus-Mitarbeiterin Beate Kaupen. Sie fordert eine Pauschalfinanzierung für die Einrichtung.

Derzeit trägt sich das Frauenhaus durch mehrere, einzelne Maßnahmen. Dazu zählen unter anderem Tagesmieten der Bewohner in Höhe von aktuell 7,60 Euro und ein Personalkostenzuschlag durch das Land für die vier Stellen. Weil das nicht reicht, spendet die Herner Sparkasse jährlich über 50 000 Euro. Apropos Spenden: Ohne Spenden, sagt Kaupen, käme das Haus nicht über die Runden.

Das Haus ist Tag und Nacht erreichbar unter WAN 49875. Informationen im Internet: www.frauenhaus-herne.de.