Zugegeben: Wanne-Eickels Fußball hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Mit dem DSC spielt die klassenhöchste Mannschaft heute in der Verbandsliga, Topstars aus der Bindestrich-Stadt: aktuell Fehlanzeige. Das war allerdings nicht immer so. Es ist allerdings schon eine Weile her, dass Röhlinghausen, Bickern oder Wanne echte Fußballgrößen hervorgebracht haben.

Hier nun kommt ein kleines Dribbling durch die Jahrzehnte, halb ernst gemeint, halb spinnerte Idee: unsere historische Wanne-Eickeler Allstar-Elf mit elf großen, aber ganz unterschiedlichen Fußballer-Persönlichkeiten aus ganz verschiedenen Epochen.

Tor: Heinz Stuy

Ein gebürtiger Wanne-Eickeler, der an der Seite von Cruyff und Neeskens dreimal den Europapokal der Landesmeister (den Vorläufer der Champions League) gewann? Klingt nach Aprilscherz, ist aber wirklich wahr. Die ganze Story über den Top-Keeper der frühen Siebziger Jahre finden Sie auf Seite 9.

Abwehr: Jürgen Wielert

Ein Wanne-Eickeler Urgestein – Spieler beim DSC von 1979 bis 1992 (mit einem dreijährigen Intermezzo in der Bundesliga beim VfL Bochum und der zweiten Liga bei Rot-Weiß Oberhausen), viel später auch noch für ein Jahr als Trainer bei den Schwarz-Gelben tätig. Am 22. März 1986 hatte der spielintelligente Abwehrstratege einen magischen Moment, als er im Münchener Olympiastadion für seinen VfL gegen Bayern München (im Tor: Jean-Marie Pfaff) einnetzte. Leider war es nur das Tor zum 1:5 (Endstand 1:6). Wielert brachte es im Lauf seiner Karriere auf 18 Erst- und 37 Zweitligaspiele.

Abwehr: „Nöppes“ Höhmann

Norbert Höhmann, Jahrgang 1952, war sicher nicht der spielstärkste Wanne-Eickeler Fußballer, aber der wohl kultigste von allen – vor allem damit hat sich der langjährige Publikumsliebling seine Berufung in unsere Allstar-Elf verdient. Gleichwohl: Was dem blondbärtigen Abwehrrecken an spielerischer Qualität fehlte, das machte er jahrelang mit großem Einsatz und Zuverlässigkeit wieder wett. Mit seinem DSC schaffte er den Sprung in die Zweite Bundesliga. Im bezahlten Fußball absolvierte er insgesamt 42 Zweitligaspiele und fünf DFB-Pokal-Partien für die Wanne-Eickeler.

Abwehr: Peter Wieczorek

Aus der Zweitligamannschaft des DSC war er nicht wegzudenken, 69 (von 78 möglichen) Partien bestritt Peter Wieczorek zwischen 1978 und der freiwilligen Lizenzrückgabe 1980. Aber auch danach hielt Mister Zuverlässig den Wannern die Treue und stand in der Mannschaft, die am 22. Juni 1985 im Finale um die Deutsche Amateurmeisterschaft Werder Bremen (A) unterlag. Noch eine Besonderheit: Wieczorek, Jahrgang 1953, ist einer der ganz wenigen Nationalspieler aus Wanne-Eickel – seine drei Partien im DFB-Dress absolvierte er 1979 unter Trainer Erich Ribbeck allerdings für die Nationalelf der Amateure.

Abwehr: Karl-Heinz Borutta

Borutta (1935-2002) wurde an der Paulstraße in Bickern geboren, seine ersten Fußballer-Meriten erntete „Kalli“ knapp jenseits der Stadtgrenze bei ETuS Bismarck. Als 18-Jähriger wechselte er zu Schalke 04 und absolvierte dort bis 1960 insgesamt 121 Punktspiele (acht Tore). Borutta gehörte zur Meistermannschaft von 1958 und spielte viermal im Europapokal. Außerdem bestritt er zu dieser Zeit drei Partien in der deutschen B-Nationalmannschaft. 1960 wechselte er zu Bayern München. Mit Gerd Müller und Franz Beckenbauer im Team gelang 1965 der Aufstieg in die Bundesliga. Bis 1967 trat „Kalli“ für die Münchner in 150 Punktspielen an und traf sechsmal, 1966 und 1967 wurde er mit den Bayern DFB-Pokalsieger.

Mittelfeld: Heinz Kördell

Kördell (*1932) war ein echter „Knappe“: Beim SV Röhlinghausen begann der gelernte Bergmann mit dem Fußballspiel. 1956 wechselte der Halbstürmer, den Ernst Kuzorra höchstpersönlich entdeckt haben soll, zu S04, wo er bis 1962 in 103 Ligaspielen eingesetzt wurde (19 Tore). Wie Borutta stand er in der Meistermannschaft von 1958. Sein einziges A-Länderspiel absolvierte er im selben Jahr bei der 1:2-Niederlage gegen Ägypten in Kairo. 2001 wurde der langjährige Spieler der Schalker Traditionself ins Ehrenpräsidium der Schalker berufen.

Mittelfeld: Elwin Schlebrowski

Schon der Name und der Geburtsort (Klein-Kamionken) des Ostpreußen sind klasse, sein Spiel war es nicht minder. Als Kleinkind war Elwin Schlebrowski (1925-2000) nach Wanne-Eickel gekommen, der Knirps kickte zunächst bei Preußen Wanne, einem Verein, der später in die Sportfreunde Wanne überging. Seinen Lebensunterhalt verdiente auch er zunächst als Bergmann. Dann kam der BVB. 1951 wechselte Schlebrowski den Verein und den Job (Umschulung zum kaufmännischen Angestellten bei Hoesch). Bis 1960 absolvierte der Dauerläufer 183 Ligaspiele und schoss 15 Tore, zehnmal kam er im Europapokal zum Einsatz. 1956 und 57 wurde er mit der Borussia Deutscher Meister. Erst als 31-Jähriger – nach überstandener langwieriger Meniskusverletzung - debütierte er in der Nationalmannschaft: Ende 1956 kam er gegen Irland und Belgien zum Einsatz. Es blieb bei den beiden Länderspieleinsätzen.

Mittelfeld: Yildirai Bastürk

Der Bergmannssohn aus Bickern (*1978) begann als Achtjähriger bei den Wanner Sportfreunden. Über die Jugend von Wattenscheid 09 landete er beim VfL Bochum, mit dem ihm 1997 sogar der Sprung in den UEFA-Cup gelang. Nach 104 Ligaspielen und 13 Toren wechselte der kleine Dribbler zu Bayer Leverkusen und schaffte als erster türkischer Fußballer den Einzug ins Champions-League-Finale (1:2 gegen Real Madrid). Im selben Jahr, 2002, wurde er mit der türkischen Nationalmannschaft in Japan und Südkorea WM-Dritter. Nach je drei Jahren bei Hertha BSC und dem VfB Stuttgart ließ er seine Karriere 2010 bei den Blackburn Rovers ausklingen.

Mittelfeld: Norbert Lücke

Stratege, Torjäger und Schlitzohr: Nach elf Bundesligaspielen für Rot-Weiß Oberhausen und einem kurzen Gastspiel bei Viktoria Köln stieß Norbert Lücke 1972 zum DSC Wanne. Dort wurde er direkt zum Kopf und Herz der Mannschaft, die 1978 den vielumjubelten Aufstieg in die Zweite Liga Nord schaffte. Der Kapitän wurde in den beiden Zweitligasaisons 64-mal eingesetzt und erzielte 32 Tore – ohne ihn wäre der sportliche Klassenerhalt kaum denkbar gewesen. Auch nach dem freiwilligen Abstieg blieb Lücke dem DSC bis 1987 treu, später auch mehrere Jahre lang als Erster Vorsitzender.

Sturm: Ralf Regenbogen

Er war ein klassischer Goalgetter: schußgewaltig, kopfballstark – ein Knipser halt. Von 1978 bis 1985 (mit Intermezzo in Erkenschwick)spielte und traf Ralf Regenbogen (Jahrgang 1960) zuverlässig für seinen DSC. Das rief Schalke 04 auf den Plan. Von 1985 bis 1987 wurde er in der Bundesliga 30-mal eingesetzt und erzielte drei Liga-Tore – zu wenig, um sich gegen Konkurrenten wie Dieter Schatzschneider oder Jürgen Wegmann durchzusetzen. Bei Rot-Weiss Essen schaffte der Brecher dann noch 45 Tore in 145 Zweitligaspielen. Eine späte Ehre bescherte ihm 1997 ein gewisser Huub Stevens: „Ich brauche einen, der den Ball behaupten kann“, sprach der Schalker Jahrhunderttrainer und schickte Regenbogen (der zu der Zeit eigentlich nur noch in der zweiten Schalker Mannschaft aktiv war) für eine letzte Bundesligapartie gegen Bayern München auf den Platz. An der 0:3-Niederlage konnte aber auch „Ralli“ nichts ändern.

Sturm: Hermann Eppenhoff

Er ist der Älteste in unserer fiktiven Allstar-Mannschaft – und zugleich ist Hermann Eppenhoff (1919-1992) vielleicht der größte Fußballer, den Wanne-Eickel je hervorgebracht hat. Der Röhlinghauser wurde dreimal Deutscher Meister mit Schalke 04, zum legendären 9:0 im „großdeutschen“ Finale gegen Admira Wien steuerte er 1939 fünf Vorlagen bei. Der Krieg und mehrere Meniskus-OPs verhinderten eine noch größere Karriere – so blieb es für den eleganten Außenstürmer bei drei A-Länderspielen (drei Tore). Als Trainer führte er später den BVB 1963 zum Meistertitel und 1965 zum DFB-Pokal-Sieg - siehe nächste Seite.