Das Talentkolleg Ruhr hat ein Jahr nach dem Start eine sehr positive Bilanz gezogen. Statt – wie geplant – 50 Schüler zu fördern, sind es über 250.
Das Talentkolleg Ruhr hat nach einem Jahr sein selbst gestecktes Ziel nicht nur erreicht, sondern weit übertroffen. Statt wie angepeilt 50 Schüler zu fördern, sind es mittlerweile über 250. Tendenz weiter steigend.
Zur Erinnerung: Das Talentkolleg war vor Jahresfrist an den Start gegangen, um mit dem Dreiklang von orientieren, qualifizieren und motivieren unter den Schülern von weiterführenden Schulen bislang verborgene Talente – mit Hilfe von Talentscouts – zu entdecken und zu fördern. Das Ziel: diese Talente an ein Studium oder eine Ausbildung heranführen. Dabei sind Kinder aus weniger privilegierten Familien eine Zielgruppe für das Talentkolleg. Wenn jemand aus dem nicht-akademischen Bereich komme, habe er mitunter keine Vorbilder für ein Studium und traue sich nicht, den Weg Richtung Studium einzuschlagen, hatte Talentkolleg-Geschäftsleiter Frank Meetz zu Jahresbeginn im WAZ-Interview den Ansatz beschrieben.
Chancengleichheit erhöhen
Das Angebot ist auf eine große Nachfrage getroffen - auch in Herne selbst. Von den 250 Talenten kommen 55 Prozent aus Herne, die anderen 45 aus insgesamt 18 Städten der Region. Es kommen mehr junge Frauen (56 Prozent) als Männer (44 Prozent). Die jungen Menschen kommen von allen Schulformen zum Kolleg; 40 Prozent kommen über die Talentscouts, 34 direkt über die Mitarbeiter des Kollegs, zwölf Prozent auf Empfehlungen von Bekannten und neun Prozent auf Empfehlungen von Lehrern.
Die hohe Nachfrage zeige, dass es genug Talente gebe, so Meetz. Sie bräuchten lediglich den richtigen Anlaufpunkt: „Wir müssen zur rechten Zeit am rechten Ort sein.“ Er berichtet, dass die Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen in Herne sehr gut funktioniere. Dies bestätigte Nicole Nowak, Schulleiterin des Haranni-Gymnasiums im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Rund 50 Schüler des Haranni-Gymnasiums nähmen in ihrer Freizeit die Angebote des Kollegs wahr. Schüler, aber auch Eltern hätten einen großen Hunger auf Bildung, so Nowak.
Hernes Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff zeigte sich glücklich, dass Herne Sitz des Talentkollegs ist. So könne einerseits mehr Chancengleichheit in der Bildung auf den Weg gebracht werden. Dies sei gerade wichtig mit Blick auf Schüler aus Zuwandererfamilien, die keine Erfahrung mit einem Studium haben. Andererseits habe das Kolleg für Herne eine Brückenfunktion, weil die Stadt kein Hochschulstandort sei.
Für die Zukunft plant Meetz, stärker in einen Austausch mit Unternehmen zu kommen. Die Talente sollen schon im Vorfeld von Bewerbungen mit den Ausbildern von Betrieben ins Gespräch kommen, damit sich beide Seiten aneinander gewöhnen. So könne die Chance auf einen Ausbildungsplatz erhöht werden.