Herne. Werner Hüttemann stieß mit dem Bau einer Kehrmaschine mit Vollautomatik-Getriebe und Euro 6-Norm eine Innovation an. Wie es dazu kam.
- Werner Hüttemann bekam die Idee, als Mitarbeiter nach einem Unfall nicht mehr fahren konnte
- Dreieinhalb Jahre kämpfte der technischen Leiter für seine Vorstellungen - mit Erfolg
- Bald könnten weitere Fahrzeuge der Flotte durch moderne Modelle ersetzt werden
Alles begann mit einem Unfall. Ein Fahrer von Entsorgung Herne fuhr auf eine andere Kehrmaschine auf, verletzte sich schwer. Die Schaltung zu bedienen war dem Mann fortan nicht mehr möglich, erzählt Werner Hüttemann, technischer Leiter der städtischen Tochter, am Dienstag in seinem Büro. Was danach geschah ist wortwörtlich Geschichte: Hüttemann ließ dreieinhalb Jahre lang nicht locker, um eine umweltschonende, einmotorige Kehrmaschine mit Automatikgetriebe zu bekommen. Der Mitarbeiter kann wieder seinem alten Beruf nachgehen, die Firma Bucher ist um etliche Aufträge reicher, und Hüttemanns Haare sind ergraut.
„Die sind nicht mehr das, was sie vorher waren“, sagt Hüttemann und lächelt. Viel Ärger habe er gehabt in den dreieinhalb Jahren. Die Firma Bucher versuchte, dem Wunsch Hüttemanns nachzukommen, doch das konzipierte Modell fuhr statt der nötigen fünf Km/h acht. Auch ein Untersetzungsgetriebe half nicht. Bucher hatte viel Geld investiert. „Sie sagten: Herr Hüttemann, wir können nix mehr für sie tun. Da hab ich gesagt: Nix da! Jetzt bringen wir das zu Ende.“ Auf einer Messe fand Hüttemann die amerikanische Firma Allison, die seit Jahren Automatikgetriebe baut, und brachte die Unternehmen zusammen. „Das passte sofort“, erinnert sich Hüttemann. Im August letzten Jahres hatte Entsorgung Herne die erste einmotorige Kehrmaschine mit Vollautomatik. „Das war einzigartig in Europa, vermutlich weltweit.“
175 KW bringt der Motor mit, der zugleich für Antrieb und Straßenreinigung zuständig ist. Die alten Maschinen benötigen dafür zwei Motoren, erklärt der technische Leiter. Das Fahrzeug erfüllt die Euro 6-Norm, die strengste Abgasnorm. Dadurch ist die Maschine mit einem Daimler-Fahrgestell umweltschonend und spritsparend. Kosten: 212 000 Euro – 12 000 günstiger als ein Modell mit zwei Motoren.
Türkische Delegation interessiert
Hüttemann hatte sich das Vorkaufsrecht gesichert und im Mai eine zweite Maschine angeschafft. Auf der IFAT in München, Weltleitmesse für Umwelttechnologien, war Entsorgung Herne mit der neuen Großkehrmaschine vertreten. Das Interesse war nicht nur dort groß, auch zuvor klingelte laut Hüttemann ständig das Telefon. „Als die türkische Delegation in Herne zu Gast war, hat sie die Maschinen in Augenschein genommen. Bucher hat danach einen guten Auftrag bekommen.“
Äußerlich ist kein Unterscheid zu normalen Kehrmaschinen zu erkennen – abgesehen von der großen Sonnenblume und den Schriftzügen, die auf das hochmoderne Arbeitsgerät hinweisen. „Herne hat es“ steht da drauf – Hüttemann hat sein „Kind“, wie er es liebevoll nennt. Genauer gesagt sind es jetzt zwei, und sie sollen in Zukunft nicht die einzigen bei Entsorgung Herne bleiben: „Wir wollen die Fahrzeuge der Flotte nach und nach durch die neuen ersetzen.“