Die Herner Stadtwerke haben einen Kundenbeirat gegründet. Die 15 Mitglieder sollen dem Unternehmen Positives, Negatives und Wünsche mitteilen.
- Mitglieder wurden repräsentativ nach Alter, Wohnort und Beruf ausgewählt
- Das Unternehmen will früh wissen, wo es Prioritäten setzen soll
- Die Beirate machten bereits in der ersten Sitzung Vorschläge
Bei diesem Thema kommt man an einer Phrase einfach nicht vorbei: „Der Kunde ist König“ lautet eine der obersten Devisen. Die Stadtwerke haben sie jetzt auf besondere Weise umgesetzt. Das Unternehmen hat sich quasi 15 Königinnen und Könige ins Haus geholt, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Im Klartext: Die Stadtwerke Herne haben als einer der ganz wenigen Energieversorger in Deutschland einen Kundenbeirat gegründet. Die WAZ traf seine beiden Sprecher, nachdem die erste Sitzung stattgefunden hatte.
Wobei sich zunächst die Frage stellt, warum die Stadtwerke dieses Gremium kreiert haben. „Mit dem Beirat wollen wir quasi direkt in den Spiegel schauen, um zu erfahren, wo wir gut sind und wo nicht“, erläutert Frank Bolsenkötter, Leiter der Unternehmenskommunikation, den Ansatz. Außerdem könne man bei der Entwicklung von neuen Dienstleistungen viel früher erfahren, was die Wünsche der Kunden sind und dementsprechend die Prioritäten setzen. „Wir wollen uns nicht irgendwas am grünen Tisch ausdenken, was am Ende an den Bedürfnissen der Kunden vorbeigeht“, so Bolsenkötter.
Da die Stadtwerke alles andere als eine homogene Gruppe sind, wurden die Beiräte mit Blick auf Alter, Wohnsitz und ihren Beruf möglichst repräsentativ ausgewählt.
Eine von ihnen ist Uta Prüß. Sie sei nicht wirklich überrascht gewesen, als sie von der Möglichkeit erfahren habe, sich für den Kundenbeirat zu bewerben. „Es ist klar, dass Unternehmen etwas tun müssen, um ihre Kunden zu behalten“, sagt die 49-Jährige. Das gilt insbesondere für die Strombranche. Dort buhlt seit Jahren eine Vielzahl an Anbietern um Kunden. Sie selbst habe schon mal mit dem Gedanken an einen Wechsel gespielt, sich aber letztlich dagegen entschieden, weil sie die Regionalität unterstützen wolle. Der Beirat sei ein gutes Instrument, um zu erfahren, wo die Interessen liegen.
Bei Thorsten Hup dagegen war die Überraschung groß. Für ihn hätten die Stadtwerke immer ein wertkonservatives Image gehabt. Seine Motivation, sich im Kundenbeirat zu engagieren, sei einerseits die Neugierde, hinter die Kulissen zu blicken und Informationen aus erster Hand zu erhalten, andererseits eigene Ideen einzubringen und vielleicht die Energiewende ein wenig mitzugestalten.
Erste Sitzung dauerte vier Stunden
Dieses Mitgestalten entpuppte sich in der ersten Sitzung als sehr intensiv. Vier Stunden saßen Unternehmen und Beirat - mit einem neutralen Moderator - beisammen. Alle Beteiligten bewerten die Diskussion im Rückblick als „farbig“. Jede Meinung habe gezählt, richtig oder falsch habe es nicht gegeben. Überraschungen gab es offenbar in mehrerer Hinsicht: So habe es keine Diskussion über die Höhe des Strompreises gegeben, außerdem sei vielen Beiräten nicht bewusst gewesen, welche Angebote die Stadtwerke jenseits des Stroms haben. Auf der anderen Seite gaben sie schon zur „Premiere“ erste Tipps zur geplanten Neugestaltung des Internetauftritts und der App der Stadtwerke.
Auch wenn der Kundenbeirat gerade erst an den Start gegangen ist: Prüß und Hup äußern die Erwartung, dass die Vorschläge später in irgendeiner Form umgesetzt werden: „Wir spenden unsere Freizeit. Da wäre es schön, dass es nicht bei einer Plauderei bleibt, sondern am Ende auch etwas passiert.“