Ein Stadtumbauprogramm und das Modellprojekt „Nachhaltigkeit sucht Quartier“ sollen den problematischen Stadtteil Wanne-Süd nach vorne bringen.
- Herne ist neben Bochum eine von zwei Modellkommunen
- Befragung der Bewohner offenbarte positive und negative Seiten
- Bei einer Zukunftswerkstatt sollen Ideen gesammelt werden
Wanne-Süd gehört seit einiger Zeit zu den Problemstadtteilen in Herne. Die vorhandenen Daten weisen Arbeitslosen-, Überschuldungs- und Leerstandsquoten aus, die über dem Durchschnitt der Stadt liegen. Mit zwei Projekten soll das Ruder herumgerissen werden: Einerseits mit dem groß angelegten Stadtumbauprogramm, das jedoch erst im kommenden Jahr langsam anläuft (die WAZ berichtete mehrfach). „Ein Tanker“, wie es Achim Wixforth, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung, bezeichnet. Der deutlich schnellere und beweglichere „Schlepper“ macht sich bereits am kommenden Samstag, 17. September, auf den Weg: das Projekt „Nachhaltigkeit nimmt Quartier“.
Neben Bochum Modellkommune
Damit soll im Stadtteil der Nachhaltigkeitsgedanke gefördert werden - unter großer Einbeziehung der wesentlichen Akteure im Quartier, aber auch der Bevölkerung. Herne ist mit Bochum Modellkommune. Hinter dem Begriff Nachhaltigkeit verbirgt sich der Umweltgedanke, also der bewusstere Umgang mit Energie, aber auch soziale Faktoren, wie Mobilität, Wohnqualität, Gebäudeleerstand, Konsum oder Ernährung.
In einem ersten Schritt hatte das Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG) aus Schwerte, das das Projekte federführend begleitet, die Anwohner über Postwurfsendungen informiert und gefragt, was ihnen am Stadtteil gefällt oder missfällt. Die Rückmeldungen ergeben bereits ein Bild über die Problemlagen, aber auch der Vorzüge, wie Axel Rolfsmeier vom IKG berichtet: So stehen auf der Positivseite der Dorneburger Park und der Sportpark Wanne-Süd sowie die ÖPNV-Anbindung. Negativ sehen die Anwohner die Schrottimmobilien in der Dürerstraße oder Müll an vielen Ecken im Stadtteil. Auch die fehlende Nahversorgung wird bemängelt.
Nach der Analyse des Ist-Zustands gilt es nun, die Menschen für das Leben in „ihrem“ Stadtteil zu begeistern und Ideen für neue Angebote zu entwickeln. Möglicherweise keine leichte Aufgabe, denn die Resonanz auf die Postwurfaktion hielt sich offenbar in überschaubaren Grenzen, außerdem sei es noch nicht gelungen, Migranten anzusprechen, so der städtische Projektkoordinator Thomas Semmelmann.
Vielleicht kann die Zukunftswerkstatt, die am kommenden Samstag, 17. September, von 10 bis 15 Uhr im Gemeindehaus der evangelischen Matthäus-Kirchengemeinde, stattfindet, Begeisterung entfachen. Dann können Bürger ihrer Kreativität freien Lauf lassen, wie die Lebensqualität in Wanne-Süd gesteigert werden kann.